Noch klebt das Namensschild seines Vorgängers Stefan Kaufmann am Eingang zur Kreisgeschäftsstelle der CDU an der Heilbronner Straße. Kaufmann hatte nach dem Verlust seines Bundestagsmandats im September nach längerem Nachdenken sein Parteiamt zur Verfügung gestellt – und zugleich Malliaras als Nachfolger empfohlen. Der 29-jährige, der gerne Slim-Fit-Anzüge trägt, tritt kein leichtes Erbe an. Unter Kaufmann hatte die Stuttgarter Union – wenn man von der OB-Wahl 2021 absieht – nur selten politische Erfolge vorzuweisen.
Erste politische Erfahrungen im Cannstatter Jugendrat gesammelt
Bei seiner Wahl im November im Cannstatter Kursaal hat die Partei Malliaras mit einem großen Vertrauensvorschuss ausgestattet: Am Ende votierten 209 von 222 stimmberechtigten Mitgliedern für den neuen Frontmann, der in der CDU eine steile Karriere hingelegt hat. Geboren in Stuttgart, wuchs „Thraso“, wie ihn Parteifreunde der Einfachheit halber nennen, im Bad Cannstatter Quartier Hallschlag in einfachen Verhältnissen auf. Seine Großeltern waren vor Jahrzehnten als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen, auch die Eltern haben noch den griechischen Pass. Nach dem Abitur am Johannes-Kepler-Gymnasium absolvierte Malliaras ein Freiwilliges Soziales Jahr, dem sich das Studium der Politikwissenschaft in Tübingen anschloss.
Erste politische Erfahrungen sammelte er im Cannstatter Jugendrat, später im dortigen Bezirksbeirat. Warum er vor neun Jahren in die CDU eingetreten ist, erklärt Malliaras so: „Das war diese extrem polarisierende Debatte um das Bahnprojekt Stuttgart 21. Im Gegensatz zu manchen Altersgenossen hat mich der Ansatz der CDU angesprochen, die divergierenden Interessen unter einen Hut zu bringen – ausgleichend, pragmatisch, nah an der Lebensrealität.“ Wenig später avancierte der VfB-Fan („Ich bin ein Roter“) zum Chef der Cannstatter Jungunionisten.
Erst rechte Hand des Fraktionschefs, dann Wahlkampfleiter Noppers
Sein politisches Talent blieb nicht unbemerkt: Roland Schmid, einflussreicher Chef der Cannstatter Bezirksgruppe, machte ihn zu seinem Stellvertreter, und auch in der CDU-Rathausfraktion wurde man auf ihn aufmerksam. Als 2018 dort ein Mitarbeiter für die Geschäftsstelle gesucht wurde, fiel die Wahl auf den engagierter Jungdynamiker. Sein Mentor Roland Schmid bescheinigt ihm: „Er hat den Willen, Dinge auf den Weg zu bringen.“ Malliaras sei zielstrebig, hartnäckig und könne auch bissig sein. Eine Kostprobe seiner Bissigkeit hat der neue CDU-Chef bereits gegeben: Via Pressemitteilung legte er sich mit dem allseits beliebten Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) an und forderte eine „Garantie“ des Landesvaters, dass im Falle eines neuen Corona-Lockdowns Geimpfte und Genesene ausgenommen würden.
Eigenschaft, auf Menschen zuzugehen
Aber Malliaras kann auch anders, und das ist vielleicht noch wichtiger für die in der Vergangenheit häufig zerstrittene Kreispartei: Er kann auf Menschen zugehen, ist eloquent und hat Spaß an der innerparteilichen Debatte. Sein ehemaliger Boss im Rathaus, Fraktionschef Alexander Kotz, attestiert ihm, er könne ausgleichend wirken und besitze zugleich einen festen Wertekompass.
Diese Eigenschaften mögen auch Frank Nopper bewogen haben, den ehrgeizigen jungen Mann zu seinem Wahlkampfleiter zu machen. Dass der CDU-Kandidat am Ende als Sieger ins Rathaus einzog, war auch Malliaras’ Verdienst. Da lag es für Nopper nah, ihn an sich zu binden und zu seinem persönlichen Referenten zu befördern. Der neue Job ist Freude und Bürde zugleich: Malliaras ist sich bewusst, dass man ihm nachsagen könnte, nur der verlängerte Arm Noppers in die CDU hinein zu sein. „Ich kann das sauber trennen“, betont er. Und der OB verstehe sich nicht in erster Linie als Christdemokrat, sondern als Stadtoberhaupt aller Bürger.
Malliaras: „Ich kann sauber trennen zwischen Job und Amt.“
In den nächsten zwei Jahren kann Malliaras nun beweisen, dass sich die CDU den richtigen Vormann ausgesucht hat. Im Schulterschluss mit seinem Freund und Vize Maximilian Mörseburg, der die Stuttgarter CDU im Bundestag vertritt, will er die Kreispartei zu alter Stärke zurückführen. Die CDU dürfe etwa die Definitionshoheit über den Begriff Lebenswerte Innenstadt nicht der SPD, den Grünen und den Linken überlassen: „Es geht darum, dass die City attraktiv bleibt – auch für Menschen aus der Metropolregion.“ Auch beim Klimaschutz müsse die Union zeigen, dass sie die besseren Konzepte habe, sagt er und bekennt sich zugleich ausdrücklich zu den Pariser Klimazielen.
Wie auch immer seine Karriere als CDU-Vorsitzender verläuft: Sicher ist, dass er im kommenden Jahr eine Verbindung eingeht, die noch über der zur Partei rangieren dürfte: Dann heiratet Malliaras nämlich seine langjährige Lebensgefährtin.