Thyssenkrupp steckt tief in der Krise. Die Corona-Pandemie hat die seit langem anhaltenden Probleme des Traditionskonzerns verschärft. Bei der Vorlage der Bilanz bestätigt Vorstandschefin Merz die Befürchtungen der Mitarbeiter.

Essen - Der angeschlagene Stahl-und Industriekonzern Thyssenkrupp will deutliche mehr Personal abbauen als bisher geplant. In den kommenden drei Jahren sollen zusätzlich 5000 Stellen gestrichen werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr 2019/2020 mit. Den Abbau von 6000 Stellen hatte Thyssenkrupp bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Insgesamt fallen damit 11 000 Stellen weg, 3600 davon sind bereits abgebaut.

 

„Wir sind noch nicht da, wo wir hin müssen. Die nächsten Schritte können schmerzhafter werden als die bisherigen. Wir werden sie dennoch gehen müssen“, sagte Konzernchefin Martina Merz laut Mitteilung. Thyssenkrupp ließ offen, ob der Stellenabbau auch mit betriebsbedingten Kündigungen erfolgen soll. Sie seien „nach wie vor die Ultima Ratio. Wir können sie im Moment aber nicht ausdrücklich ausschließen“, betonte Personalvorstand Oliver Burkhard. Das Management werde gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern „passende Instrumente finden – je nach Ausmaß und Härte der wirtschaftlichen Lage“.

Minus von über 100 Millionen Euro

Im ersten Geschäftsjahr unter Leitung von Merz hat Thyssenkrupp tiefrote Zahlen geschrieben. Vor allem der Stahlbereich ist zum Mühlstein für den Konzern geworden. Beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebit) türmte sich ein Minus von 1,6 Milliarden Euro auf, davon stammen 946 Millionen Euro aus dem Stahlbereich. Im vergangenen Jahr hatte Thyssenkrupp insgesamt ein Minus von 110 Millionen Euro verzeichnet. Der Umsatz verringerte sich um 15 Prozent auf 28,9 Milliarden Euro.

Eine Grundsatzentscheidung, wie es mit dem Stahl bei Thyssenkrupp weitergeht, will der Vorstand voraussichtlich im Frühjahr 2021 treffen. Man sondiere „ergebnisoffen verschiedene Optionen im Wettbewerb miteinander“, heißt es in der Mitteilung. Möglich sind Partnerschaften, ein Teil- oder Komplettverkauf. Die IG Metall fordert einen Staatseinstieg, um die Stahlsparte vor einem Ausverkauf zu retten.

Durch den im Frühsommer erfolgten Verkauf der profitablen Aufzugssparte, der einen Gewinn rund 15 Milliarden Euro einbrachte, hat sich Thyssenkrupp finanziell Luft verschafft. Von Gewinnen ist der Konzern aber noch weit entfernt. „Wir werden noch weiter in den „roten Bereich“ gehen müssen, ehe wir Thyssenkrupp zukunftsfähig aufgestellt haben“, sagte Merz. Für das Geschäftsjahr 2020/2021 erwartet der Konzern einen Verlust im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.