Dass hinter einem guten Foto mehr steckt, als nur den Auslöser zu drücken, zeigt der Fotograf Stefan Brusius in seiner tierischen Ausstellung „Augenblicke“ in Plochingen. Die Hauptdarsteller sind Löwen, Fische und andere exotische Tiere.

Plochingen - Bitte einmal still stehen und lächeln – klick, und das Foto ist fertig. Ganz so einfach lassen sich Tiere bekanntlich nicht ablichten, schließlich kann man ihnen nicht sagen, was sie tun sollen. Das hat auch der Esslinger Fotograf Stefan Brusius erkannt: „Bei den Tieren muss man hoffen, warten und auf den richtigen Augenblick gefasst sein.“ „Augenblick“ heißt deshalb auch seine Ausstellung bei Steiner am Fluss in Plochingen, Im Bruckenwasen 11, die noch bis zum 30. August beeindruckende 65 von Brusius eingefangene tierische Augenblicke zeigt.

 

Es geht um eine Illusion

Für die perfekte Aufnahme überlässt der Fotograf nichts dem Zufall. Bei vielen seiner Aufnahmen steckt schon zu Beginn eine Idee dahinter, wie er das Tier jeweils fotografieren möchte. „Die Herausforderung ist, die Tiere so zu fotografieren, dass man denkt, sie gucken einen direkt an – die Illusion eines menschlichen Gegenübers“, nennt es Brusius. Diesen Moment zu erhaschen, koste ihn oft Zeit und viel Ausdauer: „Manchmal gehen Tage vorüber, bis das Bild sitzt. Das können dann auch mal 100 Aufnahmen sein.“

Für den perfekten Schuss muss er mitunter einiges auf sich nehmen. So überkam ihn beispielsweise ein mulmiges Gefühl, als er – auf dem Rücken liegend – die imposante, vor ihm stehende Kuh ins Visier nahm. „Man weiß ja nie, wie sie reagiert.“ Glücklicherweise behielt das Tier die Ruhe und Stefan Brusius seine Unversehrtheit.

Neben einer gewissen Gelenkigkeit und der Liebe zu Tieren sollte ein Fotograf sich viel Zeit nehmen, sagt Brusius. Er hat das verinnerlicht. „In Island stand ich zwei Tage mit dem Auslöser in der Hand da und habe gewartet, bis ich den Papageientaucher im Flug erwischt habe.“ In diesen Momenten wirkt die Fotografie auf Brusius wie eine Art Mediation – er konzentriert sich auf den Augenblick und hofft darauf, das geplante Bild zu erhaschen. Die Zeit des Wartens bringe Tier und Mensch oftmals einander näher. Die Tiere spürten, „dass man sich mit ihnen beschäftigt und eine Kommunikation entsteht. Menschenaffen setzen sich sogar in Pose“.

„Die Augen müssen scharf sein“

Doch wie kommt ein Diplomingenieur für Maschinenbau mit Schwerpunkt Motorakustik zur Fotografie? „In meinem Beruf arbeite ich viel mit dem Gehör, ich wollte aber auch visuell kreativ sein.“ Sein Glück mit der Fotografie versuchte er aber erst, als dieses Genre im digitalen Zeitalter angekommen war. Ihn fasziniere die Menge an Bildern, die man schießen kann und sofort ein Ergebnis sieht. Sein technischer Beruf spiegelt sich auch in seiner Kunst wider. Schon beim Fotografieren selbst ist es Brusius wichtig, dass die Bilder eine gewisse Symmetrie besitzen. „Viele Details fallen einem erst während des Fotografierens auf – was passt und was nicht passt. Das Bild muss in sich stimmig sein.“ Oberste Priorität habe der Blick des Tieres, „die Augen müssen scharf sein“.

Ein Lieblingsbild hat Brusius nicht, jedoch hat er zu manchen eine engere Verbindung. Zum Beispiel zu jenem Froschfoto – er nennt es Vierauge –, das er mit einer speziellen Spiegelung aufgenommen hat. Mit jedem Bild verbinde er eine andere Situation und ein anderes Gefühl. Ein sehr persönlicher und bewegender Moment sei es auch gewesen, als er die Bilder in der Galerie aufgehängt hat. „Das Wissen, wo und wie ich die Bilder gemacht habe, und der direkte Blick der Tiere, sind sehr bewegend.“ An ein neues Projekt denkt er zurzeit nicht, denn er fühle sich den „Augenblicken sehr verbunden, sie sind mein Markenzeichen“.