Tiere in der Verwaltung Keks meldet sich zum Dienst

Keks hat zum Termin mit dem Landrat extra eine Fliege angezogen. Foto: Landratsamt Ludwigsburg

Das Landratsamt hat einen neuen, flauschigen Mitarbeiter – und liegt damit voll im Trend. Andere Einrichtungen könnten allerdings auch ein wenig vierbeiniges Personal vertragen, findet unser Kolumnist.

Ludwigsburg - Dieser neue Mitarbeiter ist so ungewöhnlich, dass das Landratsamt ihn mit einer eigenen Pressemitteilung adelt. Der darin vorgestellte neue Mitarbeiter habe eine „offene und freundliche Art“, dadurch erzeuge er „stets eine positive Atmosphäre unter Kolleginnen und Kollegen und den Klienten“. Das liest sich auf den ersten Blick wie ein schlechtes Arbeitszeugnis für einen Alkoholkranken. Doch das ist hier nicht der Fall. Bei dem neuen Mitarbeiter handelt es sich nämlich um Keks, einen kleinen, weißen und wuscheligen Hund.

 

Keks ist der neue Diensthund des Sozialpsychiatrischen- und Sozialmedizinischen Dienstes (Spdi). Er arbeitet (möglicherweise in Teilzeit) beim Gesundheitsdezernat und soll als Gesprächsöffner für die Klienten dienen. Zudem hat Keks eine Zusatzausbildung zum Therapiebegleithund. Natürlich ließ es sich der Landrat Rainer Haas da nicht nehmen, den top-qualifizierten Neuzugang persönlich zu begrüßen. Leider gibt es keine Aufzeichnungen zum Einstellungsgespräch, nur ein Foto für die Presse. Kleines Detail am Rande: Keks hat sich mit einer Fliege extra für den Termin schick gemacht.

Downing Street No. 10 hat seinen „Chief Mouser“

Nun liegen Therapiehunde ohnehin seit Längerem schon im Trend. Man trifft sie in Altenheimen oder beispielsweise in Kliniken. Woran bisher aber weniger gedacht wurde, sind Tiere in repräsentativer Funktion für Verwaltungen. Gut, Downing Street Number 10, die Amtswohnung des britischen Premiers, hat den Kater Larry, der dort „Chief Mouser“, also oberster Mäusebekämpfer, ist. Das Weiße Haus in den USA hingegen ist seit dem Einzug Donald Trumps tierlos.

Doch warum in die Ferne schweifen? Erst jüngst hat es in der Region einen Versuch gegeben, einen vierbeinigen Botschafter zu etablieren: Adele, eine junge Leonberger-Hündin, sollte Patenhund der Stadt Leonberg werden und den Oberbürgermeister bei offiziellen Terminen begleiten. Doch es fand sich keine Familie, die die Mischung aus Bernhardiner, Neufundländer und Pyrenäenhund aufnehmen wollte. Jetzt lebt Adele in Waiblingen, wahrscheinlich nicht ahnend, welche Karriere ihr da entgangen ist.

In Esslingen hat es ein Hund auf Instagram geschafft

George aus Esslingen hingegen hat es geschafft: Der schwarze Mischlings-Rüde arbeitet als Ehrenamtlicher im Jugendbüro Esslingen – und verfügt über einen eigenen Instagram-Account. 276 Abonnenten verfolgen sein Hundeleben auf der Wohlfühl-Plattform. Meistens kündigt er Veranstaltungen des Jugendbüros an, oder er schläft einfach.

George dürfte damit das wohl bekannteste Tier einer Institution hier in der Region sein. Nur eine hätte ihm das Wasser reichen können, doch sie weilt leider nicht mehr unter uns: die „Schlosskatze“ des Ludwigsburger Residenzschlosses. Jahrelang gehörte sie quasi zum Inventar der barocken Anlage und spazierte durch die Schlossgänge. Um sie gekümmert haben sich die ehemaligen Schlossverwalter. Heute weiß niemand so recht, wo sie eigentlich herkam, sie sei einfach irgendwann da gewesen, heißt es. Selbst ihr Name bleibt ein Mysterium. Die Katze blieb dennoch so gut in Erinnerung, weil sich jeder Besucher bei ihrem Anblick gefreut hat. In so prunkvollen Gemäuern erwartet man ja nicht unbedingt eine Katze.

Immer wieder rief sie sich auch ins Gedächtnis der Besucher, indem sie im Gang des Kavalierbaus ihre Hinterlassenschaften deponierte – so bekam man als Tier eben Aufmerksamkeit, bevor es Instagram und Co gab.

Wie wäre es mit einer neuen Schlosskatze?

Im Oktober 2013 musste das Tier dann wegen Altersschwäche eingeschläfert werden – ein Ereignis, so traurig, dass es selbst der Nachrichtenagentur dpa eine Meldung wert war.

Doch ganz tierlos ist das Schloss auch heute nicht: bereits zum zweiten Mal nisteten in diesem Jahr Wanderfalken in einem Nistkasten im Schloss. Und die Schlossverwaltung präsentiert das fedrige Familienglück gerne der Außenwelt. Doch wenn die Jungtiere ausgeflogen sind, wäre es doch mal wieder Zeit für eine Katze, oder? Am besten mit eigenem Instagram-Account. Wir hätten auch einen Namensvorschlag für den neuen Bewohner des Residenzschlosses: Resi.

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