In dieser Gegend gibt es zwei Sperlinge: den Haussperling (Passer domesticus) und den Feldsperling (Passer montanus). Auch wenn beide auf dem Feld zu finden sind, brütet nur einer von ihnen in der freien Landschaft.

Fellbach - Im Spätsommer, wenn das Getreide gedroschen ist und auf den Stoppeläckern noch einige Getreidekörner zu finden sind, flattern Grüppchen kleiner brauner Vögel hin und her. Sie sind meist auf der Suche nach einem kleinen Häppchen und fliegen dann immer wieder aufgeregt zwitschernd auf, um in ein nahe gelegenes Gebüsch zu flüchten, aus dem sie etwas später wieder hervorkommen. Auf den ersten Blick einfach Spatzen. Aber auch wenn man es nicht vermuten mag, den „Spatz“ gibt es gleich in doppelter Ausführung.

 

In unseren Breiten leben zwei Sperlingsarten, die man umgangssprachlich auch als Spatz bezeichnet: der Haussperling und der Feldsperling. Der Erste ist ein echter Kulturfolger, was ihn weltweit sehr erfolgreich gemacht hat. Er brütet nicht nur in ländlichen Gegenden, sondern hat auch die Großstädte dieser Welt „erobert“. Die geselligen Vögel brüten gerne in enger Nachbarschaft mit anderen Paaren, das gilt für beide Arten. Ihre einfach gebauten Nester sind wild zusammengestoßen aus Gras, Stroh und Federn.

Der Feldsperling hat immer ein braunes Käppchen. Foto: Michael Eick

Haussperlinge leben meist ganz nah beim Menschen, ihre enorme Anpassungsfähigkeit ist ihr Erfolgsrezept. Bei der Nistplatzwahl sind sie besonders flexibel. Sie hausen bevorzugt in Gebäuden, wo sie kleine Nischen oder Höhlen beziehen, aber natürlich auch in Nistkästen. Gerne nisten sie in alten Scheunen und Schuppen oder im Dachbereich von Wohnhäusern. Von dort oben hört man sie dann auch – es heißt nicht umsonst „die Spatzen pfeifen es von den Dächern“.

Mit dem Pfeifen hat er es allerdings nicht so sehr, der Spatzengesang ist mehr ein recht einsilbiges Piepsen oder Tschilpen, das keine ausgeprägte Melodie und auch keinen richtigen Rhythmus hat. Die Stimme ist interessanterweise auch kein einfaches Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden nahe verwandten Arten. Ein geübtes Ohr kann zwar das etwas betontere „Tschilp“ eines Feldsperlings vom piepsigeren „Tschilp“ des Haussperlings unterscheiden, aber für die meisten Nicht-Ornithologen bleibt es ein unhörbarer Unterschied.

Der Feldsperling kommt an den Übergängen zur offenen Landschaft des Schmidener Feldes vor

Dafür kann man mit einem genauen Blick recht einfach erkennen, um welche Art es sich handelt. So hat der Feldsperling immer ein braunes Käppchen, einen weißen Halsring und einen dunkelbraunen Ohrfleck, sein schwarzer Latz ist recht klein. Beim männlichen Haussperling dagegen ist der grau-schwarze Latz ziemlich ausgedehnt und endet im Brustbereich mit einigen dunklen Sprenkeln. Er hat eine graue Kappe, aber keinen Ohrfleck. Das Weibchen hat kein solch „buntes“ Kopfgefieder, sondern ist insgesamt einfarbig graubraun. Beim Feldsperling kann man die beiden Geschlechter äußerlich nicht auseinanderhalten, sie gleichen einander wie ein Ei dem anderen.

Der Feldsperling kommt überall an den Übergängen zur offenen Landschaft des Schmidener Feldes vor, auch in den Gärten und Streuobstwiesen rund um Hartwald und Kappelberg. Innerorts findet man ihn dagegen nicht, dort hat sich der Haussperling breit gemacht, der in allen Fellbacher Stadtteilen zu finden ist und jetzt im Spätsommer in kleinen Schwärmen auch außerorts die Felder heimsucht.

Weil sie eine Vorliebe für Körner und Samen haben, ging man den Spatzen früher an die Federn und stellte den kleinen Korn- und Speicherdieben nach, wo es nur ging, um sie zu fangen, zu töten und ihre Nester auszunehmen. In vorigen Jahrhunderten war praktisch überall in Deutschland vorgeschrieben, dass die als Schädlinge betrachteten Vögel zu töten seien.

Die gezielte Spatzenbekämpfung war noch bis in die 1950er Jahre durchaus üblich

Andere erkannten aber schon früh auch die „Nützlichkeit“ dieser Vögel, die Unmengen an Insekten vertilgen und damit beispielsweise für den Obst- und Weinbau eine nicht zu unterschätzende Hilfe bei der Eindämmung von Schädlingen sind. Die gezielte Spatzenbekämpfung war jedenfalls noch bis in die 1950er Jahre durchaus üblich. Hat man da mit den sprichwörtlichen Kanonen auf Spatzen geschossen und ein Spatzenhirn unter Beweis gestellt? Fakt ist, dass die Bestände in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen sind. Beide Arten werden daher in der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Brutvögel in Deutschland eingestuft. Gründe sind für den Haussperling im Rückgang der Hühnerhaltung zu suchen, auch viele Gebäudesanierungen kosten die Spatzen oft das Obdach. Auch der Verlust von Brachen, Ackerrandstreifen und Stoppelfeldern sowie der Einsatz von Pestiziden machen sich bemerkbar. Besonders das Verschwinden von Brutplätzen durch Verlust von Feldgehölzen oder Höhlenbäumen in Streuobstwiesen wirken sich negativ auf den Feldspatz aus.

Insgesamt scheint Fellbach vielleicht eine Ausnahme von dieser Entwicklung zu sein. Es gibt viele von Feldsperlingen bewohnte Nistkästen und Bäume, die Rebhuhn-Brachen bieten zudem Nahrung für beide Arten, die man dort zurzeit zusammen mit Stieglitzen, Hänflingen und Grünfinken bei einem Spaziergang über die Felder antreffen kann.

Steckbrief

Feld- und Haussperling sind zwei nahe verwandte Schwesterarten. Sie haben einen relativ großen Kopf und einen finkenartigen, kräftigen Schnabel. Der Feldsperling ist wenige Zentimeter kleiner als der rund 15 Zentimeter großen Haussperling.

Die Brutsaison bei Spatzen ist lang, manche Haussperlinge schaffen drei oder sogar vier Bruten in einem Jahr. Die vier bis sechs Jungen schlüpfen nach etwa zwei Wochen Bebrütung. Sperlinge bleiben meist ein Leben lang zusammen.

Beide Arten ernähren sich überwiegend pflanzlich, also von Sämereien, Getreidekörnern und anderen Pflanzensamen. Die Jungen werden wie bei den meisten Singvögeln aber auch mit Insekten gefüttert: Raupen, Käfer, Motten.

Während in Deutschland zwischen dreieinhalb und fünf Millionen Haussperlingspaare leben, kommt diese Art fast überall auf der Welt vor.