Das Interesse ist im ersten Halbjahr groß gewesen, Tiere auf Zeit nur für die Corona-Phase gibt es aber nicht.

Stuttgart-Botnang - So leer wie dieser Tage ist es im Stuttgarter Tierheim in Botnang selten gewesen. Eine Bilanz, die selbst die Tierschützer überrascht: Während der Corona-Pandemie haben deutlich mehr Vierbeiner ein neues Zuhause gefunden. „Wir konnten besser und schneller vermitteln“, sagt Marion Wünn, die Leiterin des Stuttgarter Tierheims. Gleichzeitig wurden weniger Tiere als in den Jahren zuvor abgegeben oder ausgesetzt. Sonderwünsche vermeintlicher Tierliebhaber gab es in der Corona-Phase allerdings auch.

 

Jährlich landen 2000 bis 3000 Tiere in der Stuttgarter Einrichtung. Ein Trend, der sich auch 2020 abzeichnet. „Im ersten Halbjahr haben wir jedoch 50 Prozent mehr Tiere vermittelt“, sagt Marion Wünn. Sie vermutet, dass Menschen mehr Zeit zum Überlegen hatten. „Auch wir konnten genauer hinschauen“, erklärt sie. Da das Tierheim aufgrund der Pandemie für Besucher geschlossen ist, haben auch Wünn und ihre Mitarbeiter mehr Zeit, das passende Zuhause für Hund, Katze und Meerschweinchen zu finden. Was für die Heimchefin gar nicht ging, waren Menschen, die zuletzt gezielt nach einem Tier nur für die Corona-Phase suchten. „Diese Anfragen haben wir geblockt“, betont sie. Tiere auf Zeit vermittle man nicht.

Wer ein Tier übernehmen will, muss sich zunächst per E-Mail vorstellen. Anschließend darf man vorbeikommen. Zudem bekommt der potenzielle Halter einen Hausbesuch. Dabei überzeugen sich die Mitarbeiter vor Ort, ob die Haltungsbedingungen angemessen sind. „Am besten man erzählt ganz viel über sich und seine Wünsche. Dann ist es einfacher für uns, das passende Tier zu finden“, erklärt Wünn.

Tierheim bleibt erst einmal geschlossen

Schnell neue Besitzer konnte man für 25 Hühner ausmachen, die Ende Juli aus einer nicht artgerechten Haltung von einem Amtsveterinär herausgeholt worden waren. Für acht Hähne sucht Marion Wünn noch nach einem neuen Zuhause. „Die sind nicht so beliebt wie Hennen.“ Das liege vor allem daran, dass mehrere Hähne nicht zusammen gehalten werden können, viele Menschen aber lieber mehrere Hennen haben möchten.

Sorgen bereiten Marion Wünn die zurückgegangenen Spenden. „Die sind in der jüngsten Zeit eingebrochen. Vermutlich liegt das auch an der Kurzarbeit, in der sich viele Leute befinden.“ Ohne Zuwendungen kann das Tierheim seine Gesamtkosten jedoch nicht decken.

Zum Schutz der Pfleger und um den Tierheimalltag nicht zu gefährden, bleibt das Heim trotz aller Lockerungen geschlossen. Laut Marion Wünn vermutlich den Rest des Jahres. Tierheimfeste und Seminare werden vorerst nicht mehr stattfinden.