Auch wenn es nun schneit, die vergangenen Wochen waren viel zu warm. Deshalb schwirren zum Beispiel Bienen umher, was Imker von den Fildern mit Sorge registrieren. Für Zecken-Hasser gibt es gute Nachrichten, wie ein Hohenheimer Forscher sagt.

Hohenheim/Möhringen - Einige Tiere sind früh unterwegs in diesem Winter. Für Bienen und Zecken zum Beispiel sind die Temperaturen bisher zu hoch gewesen, um im Ruhemodus zu bleiben. Diese Veränderungen im Verhalten der Tiere bleiben nicht folgenlos. Eines der Bienenvölker von Jens Eckstein, dem Vorsitzenden des Vereins Bienenschutz Stuttgart, ist diesen Winter besonders aktiv. Es befindet sich vor dem Fenster seines Arbeitsplatzes im Hans-Rehn-Stift in Rohr. Eckstein ist der Leiter des Pflegeheims. Wenn er beim Arbeiten aus dem Fenster schaut, kann er seine Bienen fast täglich beim Fliegen beobachten. Dabei bringen sie auch mal den einen oder anderen Haselnusspollen mit in den Stock. „Natürlich ist dieses Verhalten nicht“, meint Eckstein. Normalerweise würden die Bienen im Winter von ihrem gesammelten Honig zehren und verließen den Bau nur zur Darmentleerung.

 

Imker sehen Probleme

Dennoch schade den Bienen das derzeitige Wetter nicht, da sie flexibel in ihrer Anpassung seien, meint Eckstein. Selbst einem Kälteeinsturz blickt er gelassen entgegen. „Die Bienen müssen sowieso durchkommen.“ Problematisch für die Bienen werde es, wenn sie mitten im Winter anfingen zu brüten und ihre Brut dann mit Futter und Wärme über kalte Tage versorgen müssten. Dann reiche der über das Jahr gesammelte Honig nicht aus.

Auch Hobbyimker Ulrich Valic aus Möhringen sieht darin das Problem. Er müsse in diesem Fall mit Zuckerwasser nachfüttern. Nachteil sei hierbei, dass dieses „längst nicht so nährstoffreich wie der Honig ist“, sagt Valic. Doch welche Auswirkungen der milde Winter auf die Population der Bienen hat, kann er erst im Frühjahr beim Zählen der einzelnen Nutztierchen bewerten.

Das Wetter im Frühjahr beeinflusst Stechmücken

Einige Insektenarten profitieren von den milden Temperaturen. In Eier- oder Puppenstadien überwinternde Insekten sterben bei zu niedrigen Temperaturen und Frost ab. Bei der jetzigen Wetterlage haben vergleichsweise viele Tiere die Chance zu überwintern. Dies bestätigt Tierökologe Johannes Steidle, Professor am Institut für Zoologie an der Universität Hohenheim. Das bedeute im Umkehrschluss aber nicht, dass im Sommer mit einer Invasion an Insekten wie zum Beispiel Stechmücken gerechnet werden müsse. „Denn sind die Winter mild und feucht, werden andererseits Eier und Puppen bevorzugt von Pilzen angegriffen.“ Ausschlaggebend für die Größe der Stechmücken-Population sei zudem das Wetter im Frühjahr: Da sich die Insekten schnell entwickeln, können sie sich auch bei günstigen Wetter- und Temperaturverhältnissen noch stark vermehren.

Auf einige Tierarten hat ein milder Winter auch negative Auswirkungen. Steidle nimmt dafür die Zecke als Beispiel. Normalerweise befänden sich die Spinnentiere in einer Art Winterstarre. So werde der Energieverbrauch möglichst gering gehalten. Die milden Temperaturen würden die Zecken jedoch dazu bringen, aufzuwachen und aktiv zu werden. Wenn die Tiere aber auf die Schnelle keinen Wirt fänden, hätten sie im Frühjahr keine Energie mehr. „Die Zecken sterben dann relativ früh im Jahr schon ab“, sagt der Tierökologe. Von menschlicher Seite aus also keine schlechte Nachricht: Es kann auf einen Sommer mit wenigen Zecken gehofft werden.