Der Sieg vor dem Verwaltungsgerichtshof hat für den Göppinger Tierpark einen Haken. Jetzt muss der Zoo bis zur Unkenntlichkeit schrumpfen, meint der StZ-Redakteur Eberhard Wein.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Die Mitglieder des Tierparkvereins haben zumindest eine Ausrede: Sie lieben halt Tiere. Deshalb haben sie über Generationen am Rande der Göppinger Nordstadt eine stetig wachsende Geriatriestation für altersschwache Vögel, Affen und Raubtiere eingerichtet, ohne sich um baurechtliche Fragen zu kümmern. Peinlich ist das alles allerdings für die Stadt. Denn während zwischenzeitlich sogar ein Braunbär im Tierpark einzog, sah sie nicht nur als Planungsbehörde weg, sondern auch als Eigentümerin. Der Grund und Boden, auf dem Göppingens berühmteste Schwarzbauten fröhlich wuchsen, befindet sich in städtischem Besitz.

 

Es ist keineswegs so, dass sich die Anwohner nie beschwert hätten. Dennoch blieb die Stadt lange untätig. Doch ausgerechnet als Gemeinderat und Verwaltung ihre Lethargie aufgaben, um die schlimmsten Auswüchse in den Griff zu bekommen, ging der juristische Streit los.

Für eine Anwohnerin bot sich nun endlich ein juristischer Hebel. Der war allerdings nicht stark genug, um den Tierpark aus seinem angestammten Reservat zu vertreiben. Das lange Zögern der Stadt lässt allerdings durchaus den Rückschluss zu, dass sie sich ihrer Sache nicht so sicher war, wie sie zuletzt behauptete. Zentnerschwer dürfte der Stein deshalb gewesen sein, der den Verantwortlichen nach der Urteilsverkündung am Mittwoch vom Herzen fiel.

Noch ist der Fall nicht ganz ausgestanden. Vielleicht greift die unterlegene Anwohnerin zur Nichtzulassungsbeschwerde. Erfolgversprechender wäre es aber wohl, sich auf das Baugenehmigungsverfahren zu stürzen. Dort dürfte sich noch einiges erreichen lassen. Am Ende soll der Tierpark, das wild gewachsene Göppinger Kuriosium, so weit gezähmt sein, dass er als Nachbar erträglich ist. Gut möglich, dass dann allerdings nur ein Streichelzoo übrig bleibt.