Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Unterm Strich landet die Wilhelma in diesem Bereich auf Platz 13 der insgesamt 30 getesteten Zoos, die jährlich mehr als eine Million Besucher haben. Sie liegt damit noch hinter den deutschen Zoos in Berlin, Leipzig, München, Hamburg und Köln. Die Bewertung selbst ist sehr unterschiedlich. Der Reichtum des Tierbestandes sei in der Wilhelma "absolut top", sagt Sheridan. Er gibt dafür 29 von 30 möglichen Punkten.

 

Bei der Haltung der Tiere sieht es dagegen teils richtig miserabel aus. Der Brite hat knapp 30 Säugetiere, Vögel und Reptilien herausgegriffen und geprüft, wie gut deren Haltung ist und wie natürlich sich die Gehege den Besuchern präsentieren. In der Punkteskala von 1 (ganz schlecht) bis 6 (ausgezeichnet) erhält die Wilhelma lediglich bei den Erdmännchen, den Pelikanen, den Flamingos und den Krokodilen vier Punkte. Alle anderen Noten sind schlechter. Für die Anlagen der Elefanten, Nashörner und Flusspferde verteilt Sheridan sogar nur je einen Punkt. Zwei Punkte erhalten die Giraffen, Tiger, Menschenaffen, Eisbären, Zebras, Seelöwen, Pinguine, Strauße und der Python. "Es gibt in der Wilhelma viel zu viel Beton", kritisiert Anthony Sheridan vor allem.

Wilhelma-Direktor Dieter Jauch kann diese Urteile teilweise sogar akzeptieren: "Wir haben viele ältere Zoogehege, die nicht mehr dem heutigen Stand entsprechen - da hat Sheridan eindeutig recht", sagt er. Vor allem für die Menschenaffen, die Elefanten, die Nashörner und die Flusspferde seien die Bedingungen nicht mehr ideal. Jauch verweist aber auf die Bemühungen, die die Wilhelma derzeit unternimmt. Das neue Gelände für die Bonobos und Gorillas ist bereits im Bau.

Das nächste große Projekt sei dann eine neue Elefantenanlage, die allerdings erst in Angriff genommen werden könne, wenn klar sei, ob der Rosensteintunnel tatsächlich realisiert werde. Jauch schätzt, dass der Startschuss für die neue Anlage deshalb nicht vor dem Jahr 2018 fallen wird. Und dann erst kann das Gehege der Nashörner vergrößert werden - sie erhalten den Platz dazu, den heute die Elefanten einnehmen. Die Haltung der Flusspferde, die sich derzeit in ihrem Minitümpel kaum drehen können, will die Wilhelma ganz aufgeben.

Jauch betont allerdings auch, dass die Tiere andere Maßstäbe als die Menschen anlegen würden. Die Gibbons beispielsweise fänden in ihrem luftigen Käfig gute Lebensbedingungen vor; der Besucher dagegen, der die Tiere am liebsten wie in freier Wildbahn erleben würde, betrachte das Gebäude zu Recht als scheußlichen 60er-Jahre-Bau. Insgesamt leide die Wilhelma eben unter der Last der vielen älteren Gehege: "Eigentlich sollte man Zoogebäude möglichst günstig bauen, damit man sie nach 30 Jahren auch wieder abreißen darf - spätestens dann sind die Erkenntnisse über die Tiere so weit fortgeschritten, dass neue Areale benötigt werden."

Wilhelma-Direktor Dieter Jauch kann diese Urteile teilweise sogar akzeptieren: "Wir haben viele ältere Zoogehege, die nicht mehr dem heutigen Stand entsprechen - da hat Sheridan eindeutig recht", sagt er. Vor allem für die Menschenaffen, die Elefanten, die Nashörner und die Flusspferde seien die Bedingungen nicht mehr ideal. Jauch verweist aber auf die Bemühungen, die die Wilhelma derzeit unternimmt. Das neue Gelände für die Bonobos und Gorillas ist bereits im Bau.

Das nächste große Projekt sei dann eine neue Elefantenanlage, die allerdings erst in Angriff genommen werden könne, wenn klar sei, ob der Rosensteintunnel tatsächlich realisiert werde. Jauch schätzt, dass der Startschuss für die neue Anlage deshalb nicht vor dem Jahr 2018 fallen wird. Und dann erst kann das Gehege der Nashörner vergrößert werden - sie erhalten den Platz dazu, den heute die Elefanten einnehmen. Die Haltung der Flusspferde, die sich derzeit in ihrem Minitümpel kaum drehen können, will die Wilhelma ganz aufgeben.

Jauch betont allerdings auch, dass die Tiere andere Maßstäbe als die Menschen anlegen würden. Die Gibbons beispielsweise fänden in ihrem luftigen Käfig gute Lebensbedingungen vor; der Besucher dagegen, der die Tiere am liebsten wie in freier Wildbahn erleben würde, betrachte das Gebäude zu Recht als scheußlichen 60er-Jahre-Bau. Insgesamt leide die Wilhelma eben unter der Last der vielen älteren Gehege: "Eigentlich sollte man Zoogebäude möglichst günstig bauen, damit man sie nach 30 Jahren auch wieder abreißen darf - spätestens dann sind die Erkenntnisse über die Tiere so weit fortgeschritten, dass neue Areale benötigt werden."

Bildung und Artenschutz

Derzeit baut die Wilhelma eine neue Zooschule. Schon jetzt arbeiten drei hauptamtliche Mitarbeiter und 14 Honorarkräfte daran, Kindern und Erwachsenen die Tiere und deren Lebensweise in vielen Führungen und Kursen nahezubringen: "In diesem Bereich sind wir gut aufgestellt", sagt Jauch. Das bestätigt auch Anthony Sheridan. Schon für die heutige Zooschule und für das Angebot für Schulen erhält die Wilhelma die volle Punktzahl. Dennoch wertet Sheridan die Wilhelma in diesem Bereich stark ab, weil sie kaum Artenschutz in den Herkunftsländern betreibe. So kommt es, dass der Stuttgarter Zoo in der Kategorie "Bildung und Artenschutz" nur auf den 22. Platz der 30 Großzoos gesetzt ist. Jauch kann dieses Urteil allerdings nicht hinnehmen: "Wir dürfen gar keinen Artenschutz in Asien oder Afrika betreiben, das lässt das Land als unser Geldgeber nicht zu", so der Zoodirektor. Dagegen nehme die Wilhelma intensiv an den Artenschutzprogrammen teil, die in den Zoos selbst liefen. Anthony Sheridan hält diese Programme "für okay, aber nicht für besonders".

Wirtschaft und Organisation

In dieser Kategorie schneidet die Wilhelma am besten ab - sie steht auf dem neunten Platz. In diese Bewertung fließen Kennziffern ein wie die Besucherzahlen, die geplanten Investitionen, das Marketing oder das Management. Einen Schwachpunkt gibt es aber auch hier. Sheridan kritisiert, dass die Wilhelma in den vergangenen fünf Jahren im Vergleich zu anderen Zoos sehr wenig investiert hat. Dafür erhält der Stuttgarter Tierpark deshalb nur einen von acht möglichen Punkten.

Insgesamt bescheinigt Anthony Sheridan der Wilhelma einen starken Aufwärtstrend. Sollten alle genannten Planungen verwirklicht werden, würde dies die Wilhelma "verändern und auf den neuesten Stand bringen". Allerdings muss man dabei von einem Zeitraum von zehn bis 20 Jahren ausgehen. Daneben würdigt Sheridan im allgemeinen Teil des Buches die "wunderschönen, gut instand gehaltenen Palmenhäuser des ehemals königlichen Parks" und die "botanische Kompetenz" der Wilhelma. All dies war aber nicht Bestandteil der Bewertung. Ebenfalls nicht beurteilt hat Sheridan die Infrastruktur für die Besucher. Gastronomie, Spielplätze oder Parkplatzsituation - das wäre eine eigene Untersuchung wert.

Das Buch: Anthony Sheridan: Das A und O im Zoo. Europas führende zoologische Gärten 2010-2020. Schüling Verlag, Münster. 384 Seiten, Preis 24,95 Euro.