Seit mehr als zehn Jahren helfen Sandra und Angelika Klebs in Hofen frei lebenden Tieren in ihrem Wohnumfeld, bei hohen Temperaturen über die Runden zu kommen. Ein städtisches Amt scheint jetzt etwas dagegen zu haben.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Ein Napf mit Wasser an einer schattigen Stelle, eine artgerechte Futterstelle – das ist für viele Vögel und andere frei lebende Kleintiere in diesen heißen Tagen und Wochen häufig eine lebensrettende Maßnahme. Zu den Menschen, die an diese Tiere denken, gehören auch Sandra und Angelika Klebs. Seit mehr als zehn Jahren hängen die beiden in ihrem Wohnumfeld in Hofen Nist- und Futterkästen auf oder stellen Schalen mit Wasser auf. Braunbrustigel, Rotkehlchen oder Kleinspechte – etliche Wildtiere, die zum Teil auch auf Roten Listen stehen, sind da regelmäßig Gast. Und wie die beiden Frauen durch Briefwechsel belegen können, wird ihr Engagement auch von den Fachleuten vom Garten- , Friedhofs- und Forstamt gebilligt. „Es waren mehrfach Leute da, als der Eigentümer einen Zaun errichten wollte, der eine Gefahr für die Wildtiere gewesen wäre. „Die Wasserstellen, das Igelhaus und die Wildvogelfutterampel waren bei der Begehung schon da. Es wurde wohlwollend festgestellt, dass man niemand verbieten könne, Wasserschalen für Wildtiere aufzustellen bei heißen Sommertemperaturen“, berichtet Sandra Klebs.

 

Rücksicht auf eine zweite Meisenbrut

Doch in einem Schreiben von Ende Juli an die beiden Frauen ist davon keine Rede mehr. In dem Brief heißt es, die Nist- und Futterkästen an den Bäumen müssten entfernt werden, ebenso die Trink- und Futterstellen auf dem Boden. „Wir können diese Fütterungen nicht kontrollieren und möchten so eine Ansteckung der Tiere durch Hygieneprobleme (altes Wasser, Futterreste und Verkotung) verhindern.“ Sämtliche Kästen an den Bäumen müssten bis zum 15. September abgehängt werden. „Wir berücksichtigen somit noch eine zweite Meisenbrut im August“ heißt es in dem Schreiben. Eine Frist für das Entfernen der Trink- und Futterstellen am Boden ist inzwischen verstrichen.

Bäume müssen gefällt werden

Sandra und Angelika Klebs verstehen den Sinneswandel nicht. Sie haben Widerspruch eingelegt, dem die Stadt inzwischen bereits widersprochen hat. „Natürlich achten wir auf Hygiene. Die Futterstellen werden täglich von uns gereinigt, die Behältnisse werden ausgekocht“, sagt Sandra Klebs, die auch sonst in der Stadtteilarbeit in Hofen engagiert ist im Sinne eines guten Miteinanders von Mensch und Tier. Die jüngste Mitteilung aus dem Garten- , Friedhofs- und Forstamt lautet nun: „Entsprechend des Nachbarschaftsrechts müssen verschiedene Pflegemaßnahmen entlang der Grenze zu den Anliegerinnen vorgenommen werden, unter anderem auch die Fällung von wild aufgegangenen Grenzbäumen.“ Die an den Bäumen befestigten Futterquellen und Nistkästen müssten aus diesem Grund entfernt werden, sagt eine Sprecherin der Stadt. „Wenn das so ist, haben wir kein Problem damit“, sagt Sandra Klebs, „natürlich müssen Bäume und Sträucher irgendwann zurechtgeschnitten werden. Dann räumen wir die Futterstellen und Nistkästen eben weg, solange da gearbeitet wird. Und danach stellen wir sie wieder auf, wie es in der neuen Situation möglich ist.“

Es gab Beschwerden und die Sorge, Ratten könnten angezogen werden

Als Grund für den Sinneswandel gibt die Stadt „schriftliche Beschwerden der angrenzenden Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG)“ an. Laut der Sprecherin sei in dem Schreiben der WEG darauf hingewiesen worden, „dass durch die Fütterung Tauben und Ratten angezogen werden und hygienische Zustände nicht mehr ausreichend gewährleistet werden können.“ Das Fazit der Stadt: „Die Stadt kann Fütterungen auf städtischem Grundstück nicht kontrollieren und muss mögliche Infektionen der Tiere durch Hygieneprobleme vermeiden“. Das heißt konkret, dass nach dem Rückschnitt der Bäume im Oktober aus Gründen des Hygieneschutzes keine Näpfe mit Futter und Wasser mehr aufgestellt werden dürfen.

Tochter und Mutter Klebs bezweifeln, dass das WEG-Schreiben tatsächlich die Meinung der Mitglieder widerspiegelt: „Die meisten wissen doch gar nicht, dass hier Dinge aufgestellt sind wie Näpfe, Igelhäuschen und ein Futterautomat. Und wer sich etwas auskennt, weiß, dass es keine Ratten gibt, wo Igel leben“. Einschüchtern lassen wollen sich die beiden Frauen jedenfalls nicht: „Am vergangenen Samstag wollte bei uns jemand die Blumen rausreißen, da habe ich gleich die Polizei informiert“, sagt Sandra Klebs.