Tierquälerei in Fellbacher Schwimmbad Das Aus des F3-Chefs hat für die Badegäste Folgen

Die Badbesucher müssen sich auf neue Öffnungszeiten einstellen. Foto: Stadt Fellbach/Fredrik von Erichsen

Nach dem Tod von Nilgänsen wurde der Chef des Erlebnisbads F3 fristlos entlassen. Das wird im Betriebsablauf spürbar sein. Was sich jetzt für Schwimmerinnen und Schwimmer ändert.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Nach dem Gänsekrimi im Erlebnisbad F3 und dem sofortigen Rausschmiss des bisherigen Geschäftsführers geht man im Fellbacher Rathaus davon aus, dass das Aus des Managers nicht ohne Folgen bleiben wird – und möglicherweise auch für die Besucher spürbar wird. Die erste – indirekte – Konsequenz des Rauswurfs steht schon fest: Das F3-Bad passt seine Öffnungszeiten an, und das Frühschwimmen fällt ab dem 24. Juli bis auf Weiteres aus. Machte das Bad bisher um 6 Uhr für zwei Stunden Frühschwimmen auf, um dann zuzumachen und ab 10 Uhr wieder zu öffnen, wird das F3 fortan um 9 Uhr regulär öffnen.

 

Offiziell begründet wird dies mit Krankheitsfällen. Der Ex-Geschäftsführer war bekannt dafür, selbst die Ärmel hochzukrempeln und wurde auch bei Reinigungsaufgaben oder dem Kassendienst gesehen. „Er hat auch immer wieder Lücken beim Personal gestopft“, erklärt die Pressesprecherin Sabine Laartz. Ob es weitere Anpassungen oder Änderungen geben wird, steht noch nicht fest: „Derzeit gibt es viele Gespräche mit den beteiligten Mitarbeitern.“

Dass bald ein Nachfolger für den entlassenen Manager gefunden werden kann, davon geht man im Fellbacher Rathaus nicht aus. Der Geschäftsführer der Städtischen Holding und Erste Bürgermeister, Johannes Berner, sagt: „Es geht dabei auch um verletztes Vertrauen des Aufsichtsrates.“ Bei der Neubesetzung werde das Gremium nichts überstürzen, sondern Zeit brauchen, um sicherzugehen, dass die richtige Führungskraft für das Bad gefunden ist, das rund 500 000 Besucher pro Jahr hat. Bis dahin wird Berner interimsmäßig die Geschäfte des F3 führen. Die Tätigkeit ist nicht neu für ihn: Nachdem die städtische Holding Fellbach im Jahr 2020 das Bad übernommen hatte, führte er das F3 schon einmal, damals noch mit dem Stadtwerke-Chef Gerhard Ammon an seiner Seite. Voraussichtlich bis Ende des Monats soll noch Personal bestimmt werden, das Berner nun im laufenden Betrieb des Bads unterstützen soll.

Der Tod einer Gans im Freibad F3 hat Konsequenzen

Am Montag der vergangenen Woche war beim Freibad eine schwer verletzte Nilgans gefunden worden. Das Tier gehörte zu einer Gruppe von Tieren, die seit einiger Zeit auf dem F3-Gelände leben. Eine Tierärztin schläferte das Tier ein und stellte fest, dass das Genick der Gans angebrochen war. Bei der Polizei ging eine Anzeige gegen Unbekannt ein – die Ermittler sind überzeugt, dass der Gans mutwillig der Hals umgedreht worden war. Bereits bevor die Pressemitteilung der Polizei veröffentlicht wurde, war bei unserer Redaktion eine anonyme E-Mail eingegangen, die den F3-Geschäftsführer der Tat bezichtigte. Zudem soll der Mann Gänseküken gefangen und ohne ihre Eltern im Max-Eyth-See ausgesetzt haben. Mit den Vorwürfen konfrontiert, leugnete der F3-Chef diese zunächst. Einen Tag nach Erscheinen des ersten Berichts zeigte er sich selbst bei der Polizei an und räumte die Vorwürfe zumindest zum Teil ein. Der Aufsichtsrat des F3 entband ihn in der Folge am Montagabend fristlos von seinen Aufgaben.

In der Stadt schlägt das Thema derweil große Wellen. So sind manche der Meinung, die Vögel im Schwimmbad sollten bejagt werden. „Erklärt es mir, was sollen Gänse auf dem Gelände eines Freibads?“, schreibt beispielsweise ein Fellbacher auf Facebook. Ein anderer betont, Parasiten seien eine mögliche Todesursache – „sch**ß doch auf die tote Nilgans“. Eine Frau betont außerdem, Nilgänse seien eine invasive Spezies und eine Gefahr für einheimische Tierarten.

Einerseits Verständnis – andererseits deutliche Kritik

Andere halten das Vorgehen des Ex-Schwimmbadchefs für unverzeihlich. „Er hat ihr den Hals umgedreht und das mit voller Absicht, ein ekelhafter Mensch“, findet eine Nutzerin. Viele erzählen, die Gänse im Schwimmbad hätten sie nie gestört. Manche Fellbacher behaupten aber auch, der Umgang des Geschassten mit Menschen sei ebenfalls kritikwürdig gewesen – „Karma is a bitch“, findet ein Facebook-Nutzer. Andere betonen, dass die Hatz des Mannes auf die im F3 lebenden Nilgänse schon seit geraumer Zeit stattfinde und das Einfangen beziehungsweise der Tod der Tiere keine einmaligen Ausrutscher gewesen seien.

Ein Leser schreibt unserer Zeitung dagegen – an den Ex-Schwimmbadchef adressiert – er halte es für „ein Unding, dass Ihr Arbeitgeber jedem Mainstream/jeder Empörungswelle offenbar nachrennt und Ihnen fristlos kündigt“. Nilgänse würden „wie eine Pestilenz auftreten und alles voll kacken“. Das „Ringeln“, also Halsumdrehen, sei eine humanere Todesform, als geschlachtete Enten und Hähnchen sie erleiden müssten.

Eine Mail der Frau, welche die schwer verletzte Gans zum Tierarzt gebracht hatte, lässt daran allerdings Zweifel aufkommen. Das Tier muss mindestens einen Tag mit offenbar angebrochenem Genick herumgelegen haben, die Frau hat ein Foto des noch lebenden Vogels in verrenkter Pose angehängt. „Der Anblick des Tieres, das quasi bewegungsunfähig mit zuckenden Beinen in einer Box lag, verfolgt mich bis heute“, schreibt sie.

Was aus den übrigen Nilgänsen im F3 wird, ist unklar. „Wir suchen eine rasche, tierschutzgerechte Lösung und sind mit dem Landratsamt in Kontakt“ erklärt Stadtsprecherin Laartz. Man strebe eine „Entnahme“ an – was sowohl auf eine Umsiedelung als auch auf einen Abschuss der Tiere hinauslaufen könnte.

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