An der Neckarstraße wird jetzt chilenisch und patagonisch gekocht – im Tierra del Fuego. Auch Wasser, Bier und Wein gibt es aus dem Feuerland.

Stuttgart - Tierra del Fuego ist Spanisch und heißt Feuerland. Nach der gleichnamigen Gegend an der Südspitze Südamerikas hat Ricardo Pizarro sein Restaurant benannt: Flackernde Ölfackeln begrüßen die Gäste in der viel befahrenen Neckarstraße. Pizarro, geboren in Santiago de Chile und seit fünf Jahren in Stuttgart, hat im Engelhorn, das einst ein Franzose war und dann ein Italiener, vor rund einem halben Jahr das Tierra del Fuego eröffnet. Sein Küchenchef Sebastian Vidal stammt ebenfalls aus seiner Heimat. „Hier wird ausschließlich chilenisch und patagonisch gekocht“, verspricht Pizarro.

 

Das hat sich herumgesprochen. Am Samstagabend sind die beiden mit dunklem Holz, warmen Farben, weichem Licht und dezenter Dekoration ausgestatteten Gasträume voll besetzt. Wir nehmen im vorderen Bereich Platz, an einer langen Tafel unter der mit weißem Stoff abgehängten Decke. Der Service rotiert bei so vielen Gästen und ist dennoch aufmerksam.

Zur Begrüßung kommt Pan e Pebre auf den Tisch: Baguette und eine Tomatensalsa, die Lust auf mehr macht. Die Vorspeisen lassen Pizarros berufliche Vergangenheit ahnen: Er hatte einen Cateringservice. Die Camarones al pil-pil (9,50 Euro) werden partytauglich als Crevettencocktail im Glas serviert. Und der Schatz des Fitzroy, die in der Käsehülle gebackenen Jakobsmuscheln (8,50 Euro) sind auf die schwer angesagten Schieferplatten drapiert.

Die Hauptgerichte sind echte Sattmacher. Das gilt allerdings auch für die Sandwiches, laut der Karte einer der beliebtesten Snacks der Chilenen.

Wein, Bier und Wasser aus dem Feuerland

Der Klassiker Churrasco wartet mit einem dünn geschnittenen saftigen Rinderhüftsteak auf, garniert mit Avocado und Tomaten und dazu knusprigen Kartoffelspalten (9,90 Euro). Das Bife a lo pobre, das in Chile die Belohnung für das Familienoberhaupt nach einem harten Arbeitstag ist, schmeckt auch dem schwäbischen Stadtmenschen: Das Rumpsteak begleiten Schmorzwiebeln, Bratkartoffeln und ein Spiegelei (18,90 Euro).

Und erst die Parrillada Chilena, auf der Karte für zwei ausgewiesen, im wirklichen Leben locker für drei Esser ausreichend (59,90 Euro): Im originalen Tischöfelchen brutzeln auf der Platte über den glühenden Holzkohlen insgesamt 900 Gramm Fleisch und Wurstwaren, dazu Salat, Pfeffersoße und Kartoffeln. Lamm, Chorizo (scharfe Wurst) und Rind bekommt die Hitze sehr gut bis ordentlich, das Schweinefleisch aber ist trocken.

Zum Abschluss gönnen wir uns eine hausgemachte Leche Asada (4,90 Euro). Der Karamellpudding ist die Sünde Wert.

Im Tierra del Fuego wird ausschließlich chilenischer Wein ausgeschenkt. Uns überzeugt der Tarapacá Chardonnay (23,90 Euro die Flasche) mit seinem fruchtigen Aroma und dem dezenten Barriqueton. Wer mag, bekommt auch chilenisches Bier und sogar Wasser aus Feuerland.

Tierra del Fuego Neckarstraße 119, 70190 Stuttgart, Telefon 07 11/91 28 61 95. www.tierradelfuego-stuttgart.de. Sonntag Ruhetag. Geöffnet Montag bis Freitag 11.30 bis 14 und 18 bis 23 Uhr (Freitag bis 0 Uhr), Samstag 18 bis 0 Uhr.

Die Bewertung:

Küche ***

Service ***

Ambiente ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.