Die Tierrettung Böblingen wurde in den vergangenen Wochen zweimal wegen Skorpion-Funden nach Holzgerlingen und Ehningen gerufen. Doch wie kamen die Tiere überhaupt hierher?

Kreis Böblingen - Gleich zwei Skorpione in drei Tagen: Die Tierrettung Böblingen war am Freitag, 10., und Montag, 13. September, auf Einsätzen in Holzgerlingen und Ehningen. Jeweils wurde ein als „Euscorpius Flavicaudus“ bezeichnetes Spinnentier gesichtet. Doch wie gelangen die – zugegeben etwas beängstigenden – Tiere auf die Schönbuchlichtung? „Wir vermuten, dass die Skorpione im Urlaubsgepäck mitgereist sind“, sagt Denise Riedmüller, organisatorische Leiterin bei der Tierrettung Unterland im Team für den Landkreis Böblingen.

 

Skorpion krabbelte in Wohnhaus herum

In Holzgerlingen war der Skorpion zunächst auf einer Fußmatte entdeckt worden, die Polizei wurde verständigt, welche dann wiederum die Tierrettung benachrichtigte. Drei Tage später ein weiterer Fund: In einem Wohnhaus in Ehningen krabbelte ein Skorpion auf der Treppe herum. „Wir haben die Hausbesitzer dann gefragt, ob sie etwas mit Holzgerlingen zu tun haben“, erzählt Riedmüller. Schnell war die Verbindung hergestellt: Der Sohn der Familie sei mehrmals zum Fußballspielen dort auf dem Platz gewesen. Die Tierrettung gehe deshalb stark davon aus, dass der Skorpion beim Fußballtraining „unbemerkt als blinder Passagier in den Sportsachen“ von Holzgerlingen nach Ehningen mitgereist sei.

„Ich habe schon öfter gehört, dass Skorpione gefunden wurden, selber erlebt habe ich es noch nicht“, erzählt Denise Riedmüller, die bei der Tierrettung eigentlich auf Eichhörnchen spezialisiert ist. Normalerweise werde sie zu Einsätzen gerufen, bei denen verletzte Vögel oder Katzen betroffen sind – der Fund der beiden exotischen Skorpione sei deshalb „sehr aufregend“ gewesen.

Skorpione sind grundsätzlich giftig

Etwa drei bis fünf Zentimeter seien die Tiere lang gewesen, gehörten vermutlich der gleichen Gattung an und hätten „keine Anzeichen von Aggression“ gezeigt, sagt Riedmüller. Im Gegenteil: Den einen der beiden Kerlchen hätte sie leicht anstupsen müssen, um sicherzustellen, dass er noch lebt. „Wir mussten uns erst mal im Internet informieren, dann habe ich eine Tupperdose mit Luftlöchern und Erde präpariert – aus unseren normalen Transportboxen wären die Skorpione ja herausgelaufen“, erläutert die Steinenbronnerin.

Weil die Böblinger Tierheime nicht auf exotische Tiere ausgelegt seien, habe sie sich an die Wilhelma in Stuttgart gewendet – von dort kam prompt Hilfe: „Die Kollegen dort haben direkt anhand meiner Fotos erkannt, um welche Arten es sich bei den Skorpionen handelt“, erzählt Denise Riedmüller. Zusätzlich kam die Entwarnung, dass Skorpione zwar grundsätzlich giftig seien, es aber immer darauf ankäme, welche Menge an Gift das jeweilige Spinnentier abgebe. Und die beiden Tierchen aus Böblingen seien nicht von der bedrohlichen Sorte.

Bleibt noch die Frage, wie die Skorpione überhaupt nach Holzgerlingen gelangt sind. „Aufgrund der aktuellen Urlaubsrückreise vieler Familien ist davon auszugehen, dass beide Tierchen unbemerkt aus dem Urlaub mitgebracht wurden und nach der langen Reise nun das schöne Schwabenland erkunden wollen“, schreibt die Tierrettung auf Facebook. Wer kann es ihnen verübeln?