Für fast alle Wildtiere, die sich im Garten tummeln, kann man inzwischen spezielle Behausungen kaufen. Welche Tierarten wirklich davon profitieren und was man besser lässt.

Steht man im Baumarkt, kann man sich kaum wehren, ein künstliches Quartier für Igel, Eichhörnchen oder Wildbienen zu kaufen. Ist das immer sinnvoll? Was man für Tiere im Winter tun kann.

 

Überwinterungsangebote an Igel

Unter Sträuchern oder im Laub: Dort halten Igel in der freien Natur ihren Winterschlaf. „Von daher ist den Igeln im Garten am besten geholfen, wenn man im Herbst einen großen Laubhaufen liegen lässt“, sagt Felicitas Rechtenwald, Referentin für Artenschutz beim Naturschutzbund Nabu. Liegt das Laub unter einem dichten Strauch oder wird mit Reisig und gegebenenfalls einer Plane abgedeckt, bleibt es darin über den Winter auch schön trocken. Wer ein Igelhaus im Garten schöner findet, kann auch das kaufen oder bauen. „Dann aber bitte darauf achten, dass sie ausreichend groß sind“, sagt Rechtenwald. Vor allem aber nicht glauben, dass man nur mit einem hübschen Häuschen oder einem Laubhaufen mitten auf dem englischen Rasen tatsächlich einen Igel anlockt. „Igel ernähren sich von Insekten, Schnecken, Regenwürmern, Spinnen“, so Rechtenwald. Nur wer seinen Garten so naturnah anlegt, dass sich diese Tiere dort wohlfühlen, der wird auch Igelbesuch bekommen.

Nisthilfen für Insekten

Man bringt für Wildbienen und Co. aus dem Baumarkt ein „Insektenhotel“ mit und die Sache läuft? „Da wird leider auch viel angeboten, was für die Insekten unnütz ist oder ihnen sogar schadet“, sagt Rechtenwald. Als Beispiel nennt sie Füllungen mit Stroh oder Schneckenhäusern, die von den Insekten nicht genutzt werden. „Manchmal sind die Bohrlöcher so unsauber, dass die Tiere sich daran verletzten können.“ Am besten hilft man Insekten im Garten, wenn man viele insektenfreundliche Stauden anpflanzt und auch verblüht über den Winter stehen lässt. „Das sieht vielleicht nicht ganz so schön aus, aber Stängel und Laub bieten für Insekten einfach einen prima Unterschlupf“, so Rechtenwald. Auch gut: ein Totholzhaufen oder eine Totholzhecke. „Statt regelmäßig Rasen mähen, lieber zweimal im Jahr sensen und eine Wiese als Lebensraum stehen lassen.“

Winterquartier für Schmetterlinge

In manchen Insektenhotels sind Unterschlupfmöglichkeiten für Schmetterlinge gleich integriert. Es gibt aber auch extra Hotels für Schmetterlinge zu kaufen. Sie sehen ähnlich aus wie Nistkästen für Vögel, haben an der Vorderseite aber nur schmale Schlitze und werden innen mit Reisig oder Rindenmulch gefüllt. „Wo es Baumhöhlen gibt, Stängel von Stauden, einen Schuppen oder eine Garage, die offen sind, braucht es auch solche künstlichen Unterschlupfmöglichkeiten nicht“, sagt Rechtenwald. Wer Schmetterlinge anlocken möchte, fängt am besten mit Pflanzen an, die Schmetterlingen und ihren Raupen Nahrung bieten.

Künstliche Kobel für Eichhörnchen

Auch für Eichhörnchen lassen sich spezielle Häuschen – sogenannte Kobel – kaufen. „Eichhörnchen können sich solche Kobel aber problemlos selbst bauen. Und sie finden dafür meist auch genügend Nistmaterial“, sagt Rechtenwald. Was Eichhörnchen in der Stadt im Winter helfen kann: Futter wie Haselnüsse, Walnüsse oder Sonnenblumenkerne auslegen. Denn die Tiere halten lediglich eine Winterruhe, das heißt, sie brauchen regelmäßig Futter. Noch einfacher ist es, einen Haselnussstrauch zu pflanzen oder andere fruchttragende Büsche.

Flache Kästen für Fledermäuse

Es gibt hausbewohnende Fledermausarten. Früher haben diese auch Unterschlupf in Dachstühlen von Wohnhäusern gefunden. „Viele Gebäude sind jetzt abgerissen oder saniert, und in Neubauten fehlen solche Plätze“, sagt Rechtenwald. Für die Fledermäuse Flachkästen an den Hauswänden anzubringen, sei deshalb sinnvoll. „Voraussetzung auch hier: Sie sind richtig gebaut.“

Betten für Siebenschläfer

Siebenschläfer nisten sich über den Winter gern auf Dachböden ein. Ihr nächtliches Poltern, Quieken und Pfeifen kann für die menschlichen Hausbewohner aber unerträglich werden. Eine Alternative können extra Kästen für Siebenschläfer im Garten sein oder Nistkästen für Vögel, in die Siebenschläfer ebenfalls einziehen.

Winterhilfe für Vögel

Nistkästen braucht es nur in Gärten, in denen keine alten oder toten Bäume stehen, keine heimischen Hecken, Obstbäume und alte Geräteschuppen – denn an solchen Plätzen nisten Vögel auch ohne Kästen. Da das inzwischen auf sehr viele Gärten zutrifft, sind Nistkästen sinnvoll. „Wenn keine Vögel einziehen, dann liegt das meist am Kasten oder an der falschen Platzierung“, sagt Rechtenwald. Im Winter werden die Kästen auch als Unterschlupf in eisigen Nächten genutzt.

Das Beste für Wildtiere: den Garten im Herbst nicht zu sehr aufräumen

Laub
Der Rasen geht unter einer dicken Laubschicht im Winter tatsächlich kaputt. Unter Sträuchern oder im Staudenbeet aber sind die Blätter ein guter Kälteschutz für die Pflanzen und bieten Unterschlupf für viele Tiere. Wer die welken Blätter dennoch beseitigen möchte, nimmt statt Laubsauger oder Laubbläser besser Besen oder Rechen – andernfalls verlieren jede Menge Kleintiere dabei ihr Leben.

Stauden
Die Saatkapseln vieler heimischer Stauden bieten Nahrung für Vögel. Außerdem sind die verblühten Stauden ganz natürliche Insektenhotels, in denen viele Tiere überwintern können. Bevor die Pflanzen im Frühjahr neu austreiben, ist die richtige Zeit, um sie abzuschneiden.

Pläne
 Herbst und Winter eignen sich prima dazu, um Pläne für das neue Gartenjahr zu machen: Welche Pflanzen nützen Vögeln, Insekten, Igel oder Eichhörnchen als Nahrung und Unterschlupf?