Seit eineinhalb Jahren ist die Tierschutzbeauftragte des Landes, Cornelie Jäger, tätig. Grün-Rot hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag die Schaffung dieser Position zum Ziel gesetzt. Jetzt berichtet die Tiermedizinerin über ihre Arbeit.

Stuttgart - Die im Koalitionsvertrag von Grün-Rot festgeschriebenen Ziele im Tierschutz seien weitestgehend umgesetzt. Das stellt der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde (Grüne) fest. Nun widmen sich in dem 83-seitigen Grundlagenpapier von Grünen und SPD sieben Zeilen dem Tierschutz. Die darin festgehaltenen Vorhaben sind aber konkret. Man werde die Tierheime im Land, die von Tierschutzvereinen organisiert werden, unterstützen, heißt es zum Beispiel. Die Förderung sei verstetigt worden, sagte Bonde. Pro Jahr gibt es 500 000 Euro.

 

Man wolle die Zahl der Tierversuche im Land verringern und die Entwicklung von alternativen Forschungsmethoden stärker fördern. Für solche wissenschaftliche Bemühungen ist ein Forschungspreis vorgesehen, „den wir gut dotieren konnten“. Jährlich sind 25 000 Euro ausgelobt.

Was seine Förderpolitik anlangt, hat der Agrarminister einen Schwerpunkt auf besonders tiergerechte Formen der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung gelegt.

Verbandsklagerecht auf Landesebene

Daueraufgabe bleibe, sich „aktiv in die Bundespolitik einzumischen“, weil der gesetzliche Rahmen für den Tierschutz in Berlin und in Brüssel gesetzt werde. Da hat Grün-Rot zurückstecken müssen. So hat man sich dafür eingesetzt, auf nationaler Ebene für staatlich anerkannte Tierschutzverbände ein Verbandsklagerecht zu schaffen. Dem habe sich der Bund verschlossen Darum arbeite man jetzt daran, diese Instrument auf Landesebene einzurichten.

Zum 1. April 2012 ist eine weitere Maßgabe der Koalitionsvereinbarung umgesetzt worden. Da wurde die Stabsstelle der Landesbeauftragten für Tierschutz aktiv, die Tiermedizinerin Cornelie Jäger tätig. Sie ist unabhängig von der Hierarchie des Landwirtschaftsministeriums direkt dem Ministerialdirektor zugeordnet und soll die Regierung, aber auch Tierschutz- und Tierhalterorganisationen beraten sowie Kontaktstelle für Bürgerinnen und Bürger sein.

Viele Versuchstiere im Land

Zwei Schwerpunktthemen hat sich Cornelie Jäger für ihre Arbeit gesetzt. Zum einen geht es um den Tierschutz bei der Schlachtung. Auslöser hierfür waren Missstände bei der Betäubung von Schlachttieren. „Betriebsblindheit und mangelnde Sachkunde“, so Jäger, tragen dazu bei, dass die Tiere vor ihrem Tod unnötig leiden. „Wir bemühen uns um Fortbildungsangebote für das Personal in Schlachthöfen“, so die Tierschutzbeauftragte. Das gelte auch für die Amtstierärzte. Denn gut geschultes Betriebs- und Überwachungspersonal sei Voraussetzung für Tierschutz an der Stelle.

Der andere Tätigkeitsschwerpunkt ist das Thema Tierversuche. Im Land werden viele Versuchstiere eingesetzt. Die Tierschutzbeauftragte achte darauf, dass die Grundregeln eingehalten werden, nach denen solche Versuche genehmigt werden. In Projekten dürfen Versuchstiere nur eingesetzt werden, wenn das Forschungsergebnis ohne diesen Einsatz nicht erzielbar wäre und wenn der wissenschaftliche Nutzen in einem vertretbaren Verhältnis zu den Belastungen bei den Tieren stehen.

Offene Wünsche hat Cornelie Jäger aber auch. Einen Notfallfonds hält sie für hilfreich, um rasch und pragmatisch eingreifen zu können, wenn sich an ihrem Tierschutztelefon jemand Rat suchend meldet. Der müsse auch gar nicht vom Land bestückt werden. Der Minister sieht ohnehin keine Chance dafür.

Sachkundenachweis beim Tierkauf

Sodann „wäre es schön, wenn wir uns stärker mit pädagogischen Fragen beschäftigen könnten“, um die Kinder frühzeitig an die Tierschutzmaterie heran zu bringen.

Dann wäre womöglich ein Sachkundenachweis hinfällig, den sich Jäger bei einem Tierkauf vorstellen kann. Es ließe sich womöglich mancher Spontankauf vermeiden, wenn der Käufer wüsste, was in zwei Jahren aus einem putzigen Waran wird. Derzeit lande er noch oft im Heim.