Tierschutz in Freiberg am Neckar „Für jeden ist der richtige Hund dabei“ – Neuer Verein will Straßenhunde retten

Yara Moteirek (rechts) und Jeannine Ficht haben selbst frühere Straßenhunde adoptiert. Foto: Rescute

Rescute e. V. aus Freiberg am Neckar (Kreis Ludwigsburg) vermittelt herrenlose Hunde aus Ungarn nach Deutschland. In ihrer Heimat droht den Vierbeinern oft ein schlimmes Schicksal.

Sie heißen Figo, Yellina oder Zorro. Und auf den Fotos, durch die man sich auf der Homepage des neuen Freiberger Tierschutzvereins Rescute scrollen kann, sehen sie alle ziemlich drollig aus. Aber die Hunde auf den Schnappschüssen eint auch, dass es das Leben bislang nicht gut mit ihnen gemeint hat. Die Vierbeiner haben sich in Ungarn auf der Straße durchschlagen müssen. Ihnen drohte zudem teilweise ein übles Schicksal. Die herrenlosen Tiere würden eingefangen und landeten dann im schlimmsten Fall in Tötungsstationen, sagt Yara Moteirek. Sie und Jeannine Ficht wollten dem nicht mehr tatenlos zuschauen – und hoben im April Rescute aus der Taufe.

 

Der Verein kooperiert mit Partnern in Ungarn und vermittelt Straßenhunde nach Deutschland. Mehr als 60-mal sei das seit der Gründung von Rescute bereits gelungen, erklärt Pressesprecherin Maike Wagner. Jeder Interessent werde dabei von den 18 Mitstreitern des Vereins unter die Lupe genommen, damit die Tiere nicht in falsche Hände gelangen, betont die Zweite Vorsitzende Yara Moteirek. Selbst die Wohnung des Halters in spe werde im Vorfeld inspiziert.

Ben gehört zu den Straßenhunden, denen Rescute eine bessere Zukunft verschaffen will. Die Aufnahme stammt aus einem Partnertierheim in Ungarn. Foto: Rescute

Tierfreunde müssen zudem den Geldbeutel öffnen, wenn sie einem Straßenhund aus Ungarn ein festes Zuhause bieten wollen. 500 Euro kostet die Vermittlung. In dieser so genannten Schutzgebühr seien der Transport, die Tierarztrechnung und Impfungen inbegriffen, betont Yara Moteirek. „Das ist das Minimum, das wir brauchen, um die Basics zu bezahlen. Wir verdienen dabei nichts und sind ein gemeinnütziger Verein“, stellt die 29-jährige Wirtschaftspsychologin klar. Im Gegenteil, sei man sogar auf Spenden angewiesen, um das Alltagsgeschäft zu stemmen und Projekte auf die Beine stellen zu können.

Am wichtigsten ist Rescute dabei, für die Kastration von Rüden zu werben. Denn der Idealzustand wäre, dass es gar keine Straßenhunde mehr gibt, die es zu retten gilt, und kein Tierelend, betont Yara Moteirek. „Dann würde es uns auch gar nicht mehr brauchen“, erklärt sie. Doch die Realität sei leider eine andere.

Davon haben sich Moteirek und Jeannine Ficht, die Erste Vorsitzende von Rescute, mehrfach in Ungarn überzeugt. Sie hätten von den teils verheerenden Zuständen für Hunde dort gehört und sich selbst ein Bild machen wollen, sagt Moteirek. „Und Ungarn ist auch wirklich nicht weit von uns entfernt“, erklärt die Freibergerin. Eingefangene Streuner seien hinter Gitterstäben eingepfercht, meist gehe niemand mit ihnen Gassi. Sie hätten Zutritt zu einer Tötungsstation bekommen, was Besuchern aus Deutschland sonst eher nicht gestattet werde. Das habe eine ungarische Kollegin ermöglicht. Das sei an die Nieren gegangen und nichts, was man jeden Tag sehen wolle. „Aber es ist halt die Wahrheit“, sagt Moteirek.

Gleich vier Hunde habe man beim ersten Besuch herausgeholt und an eine Einrichtung übergeben, in der den Vierbeinern kein Haar gekrümmt werde. „Die meisten Tötungsstationen sind so aufgebaut, dass dort keine richtige Vermittlung stattfindet. Es ist eher so, dass andere Tierheime versuchen, die Hunde dort rauszuholen, um sie zu vermitteln. Teilweise sind dort sogar Welpen“, sagt Moteirek.

Straßenhunde würden in Ungarn nicht geduldet und rasch eingefangen. Entweder lande das Tier anschließend direkt in einer Einrichtung, in der es nach einer gewissen Frist eingeschläfert werde. Manchmal würden wohl auch bestialische Methoden angewandt und die Tiere zum Beispiel erstickt. Oder der Vierbeiner habe Glück, werde in ein klassisches Tierheim gebracht, wie wir es kennen, das Abnehmer für die früheren Streuner sucht und sie nicht tötet.

Jeannine Ficht, die Erste Vorsitzende von Rescute, schaut in einem Tierheim nach der Hündin Rosi. Foto: Rescute

Am schwersten könnten sich potenzielle Halter in Deutschland für schwarze, große Rüden erwärmen. Vielleicht wirkten die Tiere bedrohlich und weniger putzig, vermutet die Freibergerin. Sie würde sich wünschen, dass hier ein Umdenken stattfindet, um auch für diese Hunde ein sicheres Plätzchen zu finden. Sie will auch mit dem Vorurteil aufräumen, dass Straßenhunde per se kompliziert seien und nur etwas für erfahrene Tierfreunde. „Für jeden ist bei uns der richtige Hund dabei“, versichert sie, also auch für Anfänger. Man könne einen Vierbeiner auch nur mit der Option zur festen Übernahme bei sich in Obhut nehmen und schauen, wie sich die Partnerschaft entwickelt.

Übergabe in Kornwestheim

Die Tiere würden aus Ungarn in alle Teile Deutschlands gebracht. An zentralen Punkten wie einer umzäunten Hundewiese in Kornwestheim würden die Hunde ihren Besitzern übergeben. Auf Instagram hat Rescute Videos hochgeladen, die zeigen, wie sich Herrchen und Hund beschnuppern. Mal läuft das überschwänglich, mal sind die Tiere etwas scheu.

Auf den Hund kommen mit Rescute

Modelle
Der Verein Rescute sitzt in Freiberg und hat nach eigenen Angaben eine Genehmigung vom Landratsamt für die Vermittlung der Hunde von Ungarn nach Deutschland. Interessenten können ein Tier direkt an einer Übergabestation in Empfang nehmen mit dem Ziel einer dauerhaften Inobhutnahme, aber auch nur probeweise. Außerdem können Hundefreunde die Aufgabe einer reinen Pflegestelle ausfüllen. Man nimmt in dieser Rolle die Straßenhunde auf, gewöhnt sie ein und betreut sie so lange, bis jemand das Tier dauerhaft bei sich aufnimmt.

Vorstellung
Auf der Homepage unter www.rescute-ev.de werden Hunde vorgestellt, die man adoptieren kann. Auch auf Instagram (rescute.official) werden einige Tiere präsentiert. Online sind auch Kontaktdaten hinterlegt.

Weitere Themen