Viele Fledermausarten sind vom Aussterben bedroht. Einige davon leben in und um Leinfelden-Echterdingen. Wie sollte man handeln, wenn man zuhause einen Abendsegler entdeckt?
Ein Dutzend der insgesamt 20 Fledermausarten, die es Baden-Württemberg gibt, kommen in Leinfelden-Echterdingen vor – einige davon sind vom Aussterben bedroht. Das liegt auch am Verlust ihres Lebensraums. Denn Fledermäuse können selbst keine Nester bauen und sind daher auf Schutzräume angewiesen. Laut dem Naturschutzbund (Nabu) werden diese allerdings durch Renovierungen oder Neubauten zunehmend zerstört. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Tiere in Wohnhäusern oder Scheunen auf den Fildern Schutz suchen und man auf dem heimischen Dachboden plötzlich Fledermäuse entdeckt – obwohl oder viel mehr weil sie sich gerade im Winterschlaf befinden.
Denn Dachböden mit ihren warmen Mikrokilma und den vielen Hang- und Versteckmöglichkeiten bieten ein gutes Quartier für viele Arten. Doch bei plötzlichem Wetterumschwung kann es vorkommen, dass die Fledermäuse aus ihrer Winterruhe erwachen, ihr Quartier noch einmal wechseln oder etwas trinken wollen.
Können Fledermäuse Tollwut übertragen?
Wie also sollte man handeln, wenn man im eigenen Zuhause auf einen der Abendsegler trifft? Der Nabu warnt: Fledermäuse dürfen bei ihrer Winterruhe auf keinen Fall gestört werden. Denn der Energieverlust sei dabei so groß, dass sie nicht selten geschwächt am Boden oder an einer Hausfassade freihängend aufgefunden werden. Wer auf eine geschwächte oder verletzte Fledermaus trifft, solle sich zuerst mit Arbeits- oder Gartenhandschuhen selbst schützen, rät der Nabu. Die Gefahr, dass ein Tier Tollwut überträgt, sei äußerst gering, jedoch können viele Arten schmerzhaft beißen. Wenn sich eine Fledermaus verirrt hat, aber munter wirkt, reiche es aus, das Fenster zu öffnen – Tageslicht schadet den Fledermäusen nicht. Bewegt sich eine Fledermaus langsam und fühlt sich am Rücken kalt an, ist sie geschwächt oder befindet sich in Kältestarre. In diesem Zustand sind Fledermäuse nicht flugfähig und benötigen zehn bis 45 Minuten, um ihre „Betriebstemperatur“ (37 Grad ) zu erreichen. Hat der Findling größere Wunden, kann nur ein Tierarzt oder Fledermausspezialist helfen. Für die vorübergehende Unterbringung eignet sich laut dem Nabu ein alter Schuhkarton mit Lüftungslöchern. Die Notfallkiste sollte in einen Raum mit fünf bis zehn Grad gestellt werden.
Weil die Fledermäuse stark bedroht sind, ist der Fledermausschutz auch ein wichtiges Thema in Leinfelden-Echterdingen. Dieser laufe mittlerweile nahezu „automatisch“, sagt Lena Lambek vom Amt für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau. Bereits 2002 hat die Stadt zusammen mit dem Naturschutzbund ein Artenschutzprogramm ins Leben gerufen. Dabei ging es zuerst darum, die Menschen mit den Flugkünstlern vertraut zu machen, denn schließlich hätten viele kaum Berührungspunkte mit den Tieren. Das könne dazu führen, dass sie beispielsweise bei Baumaßnahmen vergessen werden und wichtige Orte zerstört werden, so Lambek. Stehen Neu- oder Umbauten an, werde deshalb immer ein Artenschutzgutachten erstellt. Bei Bedarf werde dann beispielsweise die Bauzeit beschränkt oder man schaffe Ersatzquartiere. Außerdem können auch sogenannte Fledermauskästen unauffällig in die Fassade integriert werden.