Eine Stuttgarterin kritisiert, dass das Biotop am Fuß des Stuttgarter Wahrzeichens immer wieder trockenfällt, obwohl sich darin massig Kröten und andere Tiere tummeln. Die Betreibergesellschaft hat sie deswegen schon mal angezeigt.

Degerloch/S-Süd - Die Erdkröte wartet auf die Sonne. An diesem Vormittag ist der Himmel über der Waldau zwar blau, doch es ist noch recht frisch. Der braune Hüpfer sitzt regungslos auf dem Fußweg vor dem Fernsehturm in Stuttgart-Degerloch und harrt aus, bis steigende Temperaturen Leben in seine müden Glieder bringen. Marlene Leuschel will nicht so lang warten. Kurzerhand packt sie die Amphibie und mit ihr noch zwei weitere Artgenossen. Wohin die Waldbewohner unterwegs sind, ist klar: zum kleinen Biotop am Fuße des Stuttgarter Wahrzeichens. Dort wimmelt es dieser Tage. Am Grund des künstlich angelegten Teichs sitzen zwischen allerhand Laub etliche Kröten. Am Boden sind überall schwammartige Gebilde zu sehen – Laich. Unzählige Kaulquappen werden demnächst schlüpfen.

 

In ihrer Freizeit hilft sie Amphibien

Für die 36-jährige Marlene Leuschel ist der Anblick eine wahre Freude. In ihrer Freizeit engagiert sich die Frau aus Stuttgart-Süd für den Tierschutz. Sie bringt sich ehrenamtlich in einer Wildtierauffangstation ein, außerdem unterstützt sie Freiwillige, die gerade jetzt, während der Amphibienwanderungen, in Degerloch oder Sonnenberg Frösche, Kröten und anderes Getier von Straßen auflesen und in Sicherheit bringen. Der Teich am Fernsehturm ist Marlene Leuschel allerdings schon mehrfach negativ aufgefallen, wie sie sagt.

Nach ihrer Beobachtung fällt das Becken bisweilen trocken. Im Mai 2020 hat sie deswegen die Feuerwehr gerufen – um die Wasserbewohner zu retten. „Da waren Hunderte von kleinen Fröschen drin gefangen. Die sind da vor sich hinkrepiert“, erzählt sie. „Ich habe wirklich geheult.“ Die Feuerwehr habe das Biotop seinerzeit mit Schläuchen aufgefüllt, zwei Tage später sei das Wasser aber wieder weg gewesen. Abgelassen, wie Marlene Leuschel sagt. Deswegen hat die Frau die SWR Media Services GmbH, die Betreibergesellschaft des Fernsehturms, seinerzeit angezeigt, sagt sie. Monate später habe sie aber erfahren, dass das Verfahren wegen Nichtigkeit eingestellt worden sei. „Ich habe mich beim Umweltamt, beim Referat für Artenschutz, beim Naturschutzbund und bei der Polizei gemeldet. Es hat keiner was gemacht“, klagt sie.

Der Techniker beobachtet die Teichbewohner

Claudia Hamann, eine Sprecherin der Betreibergesellschaft, stellt klar, dass niemand den Tieren schaden wolle. Im Gegenteil. Der zuständige Techniker beobachte die Teichbewohner seit Jahren, „der achtet wahnsinnig drauf“. Allerdings müsse das Gewässer vor dem Restaurant ab und an gereinigt werden, dann werde kurzzeitig Wasser abgelassen. Die Tiere seien widerstandsfähig, hat sie erfahren. „Er achtet aber drauf, dass genügend Wasser drinbleibt“, betont sie. Im vergangenen Jahr hätten sich die Tiere nach dem Einfüllen von frischem Wasser rasch erholt. Dieser Tage sei das Becken wieder gesäubert worden. Claudia Hamann stellt in Bezug auf die momentane Paarungs- und Laichzeit klar: „Ab jetzt passiert da nichts mehr.“

Marlene Leuschel hat indes Sorge, dass sich die Geschichte in diesem Frühjahr wiederholen wird. Deswegen sucht sie nun auch die Öffentlichkeit. Die Frau aus Stuttgart-Süd hofft, dass auch andere Menschen auf das kleine Biotop und seine Bewohner aufmerksam werden. „Wenn man so was anlegt, hat man eine Verantwortung“, sagt sie in Richtung SWR. Ihr Ansinnen sei nicht, jemanden an den Pranger zu stellen. „Mir geht es nur darum, dass sich jemand kümmert.“