Rentiere sind Überlebenskünstler, die auch noch bei minus 40 Grad überleben können. Ihr größter Feind ist der Mensch. Wilderer schneiden ihnen häufig bei lebendigem Leibe das Geweih ab. Danach verenden sie dann meist an ihren Verletzungen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Moskau - Wilderer haben in Sibirien nach Angaben von Umweltschützern mehr als 1000 Rentiere erschossen. Das Fleisch und die Geweihe der Tiere seien in mehreren Lastwagen in der russischen Teilrepublik Jakutien im Nordosten Russlands entdeckt worden, teilte die Organisation WWF mit.

 

Der Fund, der zu großen Teilen in Säcken verpackt war, wiege mehrere Tonnen. Die Polarhirsche seien vermutlich auf der Taimyr-Halbinsel in der Region Krasnojarsk getötet worden. Umweltschützer hätten den Transport zusammen mit den örtlichen Behörden vor einer Woche gestoppt, hieß es.

Massiver Anstieg der Wilderei

Die Jagd auf Tundra-Rentiere gebe es seit Jahrtausenden, erklärte die für die russische Arktis zuständige WWF-Expertin Eva Klebelsberg. „Doch seit einigen Jahren bemerken wir einen massiven Anstieg der Wilderei.“ Eine solche Population könne in Verbindung mit dem Klimawandel schnell verschwinden, warnte sie. Nach Angaben der örtlichen Behörden gibt es aktuell noch etwa 400 000 Rentiere. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen.

„Der Konvoi stellt wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs dar. Die Tiere werden beim Durchschwimmen der Flüsse erschossen oder die Geweihe dabei einfach abgesägt“, so Klebelsberg. Die Geweihe würden zu Pulver verarbeitet und vor allem nach China als vermeintliches Heilmittel verkauft. „Zungen und Fleisch sind als Delikatesse gefragt.“ Den Rentieren würde häufig bei lebendigem Leibe das Geweih abgeschnitten. „Danach verenden sie dann meist an ihren großen Verletzungen.

WWF: 100 000 Rentiere jedes Jahr illegal getötet

Der WWF schätzt, dass jedes Jahr bis zu 100 000 Rentiere illegal getötet werden. „Wenn wir die illegale Jagd nicht bald bremsen, könnte die Zeit der riesigen Rentierherden in Nord-Sibirien bald vorbei sein“, warnte Eva Klebelsberg.

Die Behörden in der russischen Region haben nach eigenen Angaben mittlerweile ein Dekret erlassen, das ein Absägen des Geweihes bei noch lebenden Tieren unter Strafe stelle. Das sei eines der größten Probleme. Das Verbot gelte für die nächsten fünf Jahre. Wilderern drohten mehrere Jahre Haft.