Erstmals bekommt Deutschland eine Bundestierschutzbeauftragte. Ariane Kari kommt aus Baden-Württemberg, ist Tiermedizinerin und hat auch selbst Erfahrung als Halterin.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Für Ariane Kari ist Aufklärungsarbeit beim Tierschutz das A und O. „Wissen schützt Tiere“, sagt die 36-Jährige. Die aus Pforzheim stammende Tierärztin und Tochter eines Anästhesisten soll bei der Bundesregierung in Berlin die Interessen des Tierschutzes vertreten, als erste Bundestierschutzbeauftragte überhaupt. „Ich will die Stimme der Tiere sein“, sagt sie.

 

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) setzt mit ihrer Berufung eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag der Ampelregierung um. Es gehe darum, den „Tierschutz in Deutschland strukturell und institutionell weiter zu stärken“, sagte Özdemir. Insgesamt soll die neue Stabsstelle mit fünf Planstellen ausgestattet werden.

Forderung nach Hundeführerschein

Kari besitzt trotz ihrer relativen Jugend schon einige Erfahrung im Tierschutz. Nach ihrem Tiermedizin-Studium in Gießen arbeitete sie seit 2012 zunächst beim Tierschutzreferat des Rhein-Neckar-Kreises in Wiesloch. 2016 wechselte sie zur Landesbeauftragten für Tierschutz nach Stuttgart und rückte später zu deren Stellvertreterin auf. Unter anderem erarbeitete sie eine Handreichung, die Städten und Gemeinden als Grundlage für eine Katzenschutzverordnung dient, in der auch eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen rechtssicher verankert werden kann – eine alte Forderung von Tierschützern.

2018 sprach sie sich gegen eine Kampfhundeliste aus und schlug stattdessen die Einführung eines generellen Hundeführerscheins vor, wie es ihn schon in einzelnen Bundesländern gibt. Gegenwärtig befindet sich das entsprechende Gesetzesvorhaben im Abstimmungsprozess zwischen Landwirtschafts- und Innenministerium.

Anbindehaltung sieht Kari kritisch

Kari, die auch an einer Dissertation zu amtstierärztlichen Gutachten in Tierschutzverfahren schreibt, ist seit 2021 Fachtierärztin für Tierschutz. Für die Co-Autorinnenschaft bei einer Arbeit zur Anbindehaltung von Rindern wurde sie im vergangenen Jahr mit dem Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung ausgezeichnet. Darin weist sie darauf hin, dass Rinder und Schafe stille Leider sind, deren Schmerzen oft nicht anerkannt würden. Auch ein „erzwungenes Fehlverhalten“ sei als Tierquälerei zu werten.

Sie wolle „immer wieder den Fokus auf Missstände im Umgang mit Tieren richten, damit diese von den zuständigen Stellen behoben werden“. Beim baden-württembergischen Landestierschutzverband spricht man von einer „perfekten Besetzung“. Kari habe großen Sachverstand, sei quirlig und kenne die Materie „von allen Seiten“, sagte der Vorsitzende Stefan Hitzler: Sie sei Tiermedizinerin, aber auch im Tierschutz zu Hause und wisse, wie eine Veterinärbehörde funktioniere. Für Baden-Württemberg sei ihr Weggang allerdings ein Verlust.

Heimtierhaltung aus eigener Erfahrung

Während sich Vertreter der Bauernverbände im Land nicht äußern wollten, begrüßte Norbert Holthenrich, Präsident des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe ihre Berufung. „Wir freuen uns auf den Dialog über eine verantwortungsbewusste Heimtierhaltung“, sagte Holthenrich.

Auch diese Seite kennt Kari. Sie ist Aquaristin und hatte lange einen Hund, der allerdings inzwischen gestorben ist. Gegenwärtig befindet sich Kari noch in Elternzeit. Ihr Dienstantritt in Berlin soll am 12. Juni sein.