In der Ferienzeit nimmt die Zahl der ausgesetzten Haustiere zu. Tierschützer fordern nun eine Kennzeichnungspflicht, um die Besitzer leichter ausmachen zu können – und appellieren an die Besitzer.

Karlsruhe - Ein brauner Mischlingsrüde in Bad Schönborn (Kreis Karlsruhe), eine junge Hündin in Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis) und vermutlich sogar ein Chamäleon in Stuttgart - zu Beginn der Sommerferien wächst die Zahl der Tiere, die ohne Besitzer aufgefunden werden.

 

Deswegen appelliert der Tierschutzverband Baden-Württemberg an Halter, ihre Tiere nicht auszusetzen: „Wir rufen alle auf, sich wenigstens so weit um ihr Tier zu sorgen, dass sie es anständig im Tierheim abgeben und es nicht sich selbst überlassen“, sagte der Verbandsvorsitzende Herbert Lawo am Mittwoch. Sein Verband plädiert für eine Kennzeichnungspflicht für Haustiere, um die Besitzer leichter ausfindig machen zu können.

Nahe Eberbach hatte ein Autofahrer am Dienstag durch Zufall einen ausgesetzten Hund auf einem Parkplatz entdeckt. Die etwa einjährige Mischlingshündin war ohne Wasser und Futter an einem Hinweisschild angebunden. Erst am Montag war ein Hund an Bäume in Bad Schönborn (Kreis Karlsruhe) geleint worden – nur mit einem Napf voll Wasser bei sich. In Stuttgart hatte eine Frau in der vergangenen Woche ein Chamäleon vor ihrer Haustier entdeckt, das vermutlich ausgesetzt worden war.

„Die Tatsache, dass es immer mehr herrenlose Tiere gibt, lässt vermuten, dass man sich der Tiere bewusst entledigt hat“, sagte Lawo. Gründe für das Verhalten der Tierhalter sieht er vor allem in der geringen Wertschätzung, die manche Besitzer ihren Haustieren entgegenbringen. „Das Tier wird als Gebrauchs- oder Unterhaltungsgegenstand betrachtet, den man weggeben kann, wenn man ihn nicht mehr will oder braucht“, kritisierte er.

70 000 ausgesetzte Tiere pro Jahr in Deutschland

Rund 70 000 Fälle von ausgesetzten Haustieren zählt der Verein „Menschen für Tierrechte“ bundesweit. Nach Angaben des Innenministeriums in Stuttgart ist es sehr schwierig, den Besitzer eines herrenlosen Tiers ausfindig zu machen - es sei denn, es trägt ein individualisiertes Kennzeichen wie einen Chip, ein Tattoo oder einen Fußring.

Der Verein „Menschen für Tierrechte“ als auch der Tierschutzbund Baden-Württemberg setzen sich daher für eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Tiere ein. Dabei soll ein kleiner Mikro-Chip mit Informationen zu Halter und Ort unter die Haut des Tieres verpflanzt werden. Davon versprechen sich die Tierschützer eine höhere Aufklärungsquote. Wer Tiere aussetzt, verstößt gegen das Tierschutzgesetz und muss mit bis zu 25 000 Euro Strafe rechnen.