Doch nicht das geeignete Weihnachtsgeschenk: Etliche Besitzer entledigen sich Wochen oder Monate nach dem Fest ihrer Tiere. Die Tierschutzvereine Ditzingen und Ludwigsburg wissen genau, wann vermehrt Hunde, Katzen und Co. zu ihnen kommen.

Ditzingen/Ludwigsburg - Hund Lucky aus Ditzingen hatte Glück. Doch obwohl der englische Name auf Deutsch übersetzt auch noch glücklich bedeutet, passte er in der Weihnachtszeit so gar nicht zur Stimmung des elf Jahre alten Mischlings: Seine Besitzerin war gestorben. Und Lucky wegen des Verlusts tieftraurig. Auch deshalb brauchte er so schnell wie möglich ein neues Zuhause. Dieses fand Lucky Ende Dezember in einer Ditzinger Familie – vermittelt über den Tierschutzverein, bei dem der Hund erst einmal untergekommen ist.

 

Wer ein Tier will, kriegt auch eins

Dass der Verein in der Weihnachtszeit ein Tier vermittelt, passiert nur in Ausnahmefällen. Denn er will vermeiden, dass es als ungeliebtes Geschenk unterm Tannenbaum landet. Manche Menschen kann die Vorsitzende Giesela Mayer nach einer Beratung vom Kauf abhalten, andere gehen zum Züchter oder in die Zoohandlung. Dort gibt es keine Sperre, zudem eine große Auswahl an wenigen Wochen alten Jungtieren. Doch nicht selten stellt sich der Kauf als unüberlegt oder unerwünscht heraus – und die Geschenke landen im Tierheim.

„Es kommt immer wieder vor, dass die Besitzer merken, dass die artgerechte Haltung des Tieres im Familienumfeld nicht möglich ist“, sagt Giesela Mayer. Oder anders formuliert: Das Tier stört. Es fehlt dafür die Zeit, die Lust oder der nötige Platz. Zumal ein Haustier gelegentlich auch gar nicht mit der ganzen Familie abgesprochen wird. Etwa wenn die Großeltern dem Enkel mit einem Kaninchen, das auf dem Wunschzettel steht, eine Freude bereiten wollen. Sobald der Spross wieder in die Schule geht, müssen die Eltern das Tier füttern, den Stall reinigen – und Streicheleinheiten braucht ein Kaninchen auch. Giesela Mayer rechnet damit, dass sie in den nächsten Monaten – spätestens aber vor den Sommerferien – für drei bis vier Tiere eine Pflegestelle finden muss. In Ditzingen gibt es derzeit drei solcher Stellen.

Hunde kommen später als andere Tiere

Bei Ursula Gericke war es schon soweit. Die Leiterin des Ludwigsburger Tierheims – dieses betreibt der Tierschutzverein Ludwigsburg – musste bereits zwei Kaninchen und ein Meerschweinchen unterbringen. „Hunde, die verschenkt wurden, kommen in aller Regel, wenn sie größer sind“, sagt Gericke. Eine erste Abgabewelle beginne vor den Pfingstferien, wenn die Besitzer keine Betreuung für ihr Tier haben. Grundsätzlich registriere das Tierheim 25 bis 30 Prozent mehr Eingänge vor den Pfingst- und Sommerferien. Wie viele Tiere davon unerwünschte Weihnachtspräsente sind, weiß Ursula Gericke nicht. „Viele Menschen überlegen sich Ausreden, warum sie das Tier nicht behalten können.“

Was sie noch schlimmer findet: Viele Katzen würden freigelassen, wenn sie zur Last werden. Das Tierheim kommt ins Spiel, sobald ein Tier etwa bei einem Unfall verletzt wird und in der Ludwigsburger Tierklinik landet. Lässt sich der Besitzer nicht ermitteln, weil das Tier weder gechippt noch registriert ist, entscheidet das Heim, ob das Tier behandelt wird – und bleibt auf den Kosten sitzen. Das können schon mal 1500 Euro sein. Was das Heim auch erlebt: Besitzer, die erst nach einer Behandlung ermittelt werden und sich weigern, die Rechnung zu begleichen, berichtet der Vorsitzende des Tierschutzvereins. „Er habe ja keinen Auftrag gegeben. Dann überlässt er die Katze uns und holt sich eine neue“, sagt Christoph Bächtle. Ursula Gericke ärgert diese „Wegwerfgesellschaft“. Mindestens zehn Mal im Jahr wollten oder könnten Besitzer die Rechnung nicht zahlen. „Oft können sie nicht abschätzen, wie teuer ein Unfall ist“, sagt die Expertin. Sie rät unbedingt zu einer Versicherung. Auch, weil das Tierheim nicht wisse, wie lange es Behandlungen noch stemmen könne. Ein Viertel seines Gesamthaushaltes deckt der Verein mit der vertraglich vereinbarten Pauschale der Kommunen (63 Cent je Einwohner plus Mehrwertsteuer). Der Rest kommt aus Beiträgen oder Spenden.

Das nächste Fest für tierische Geschenke naht

Wer „etwas Tierisches“ schenken wolle, sagt Gericke, solle dies als Gutschein, Buch oder Zubehör für Tiere tun. Die Tierheimleiterin sagt das vor allem mit Blick auf das nächste Fest: An Ostern würden besonders gerne Kaninchen verschenkt.