Experimente an Mäusen, Ratten und Affen für die Wissenschaft: Im Vergleich mit anderen Bundesländern setzt Baden-Württemberg am meisten Versuchstiere ein.

Stuttgart - Nirgendwo sonst in Deutschland sind im Jahr 2017 so viele Tiere für wissenschaftliche Experimente eingesetzt worden wie in Baden-Württemberg. Das Bundesland lag mit rund 466.500 Versuchstieren einmal mehr an der Spitze, vor Nordrhein-Westfalen und Bayern. Allerdings gab es einen leichten Rückgang um rund 14 000 Tiere im Vergleich zum Jahr 2016. Das geht aus Zahlen hervor, die der Deutsche Tierschutzbund am Montag mit Verweis auf das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vorlegte. Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) verteidigte die Forschung mit Tieren. Kritik kam vom Landestierschutzverband.

 

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, mahnte, dass Millionen Tiere im Namen der Wissenschaft leiden, obwohl dies in vielen Fällen vermeidbar wäre. „Die Bundesländer sollten sich endlich für eine konkrete Strategie zum Ausstieg aus Tierversuchen stark machen und entsprechend Druck auf die Bundesregierung ausüben“, forderte er.

Tierschützer kritisieren Wissenschaftler im Südwesten

Ministerin Bauer hielt dagegen: „Die Wissenschaft wird noch geraume Zeit auf tierexperimentelle Forschung zurückgreifen müssen.“ Beim Erproben neuartiger Wirkstoffe oder Therapien sei zunächst experimentelle Grundlagenarbeit an komplexen Organismen nötig.

Aus Sicht des Landestierschutzverbandes tut sich bei Wissenschaft und Forschung im Südwesten zu wenig. Die Entwicklung von Alternativmethoden werde politisch und auch von den Wissenschaftlern selbst viel zu wenig anerkannt und gefördert, heißt es in einer Stellungnahme. „Hier müsste in den Wissenschaftseinrichtungen dringend ein Umdenken stattfinden und (..) endlich die Forschung an alternativen Testmethoden mehr im Fokus stehen.“

Deutschlandweit führten Wissenschaftler 2017 Experimente an mehr als 2,8 Millionen Tieren durch. Mehr als drei Viertel davon waren Mäuse und Ratten. Rund zehn Prozent sind Fische, gefolgt von Kaninchen und Vögeln.