Die Polizei wäre begeistert: Vögel richten sich nach dem jeweils geltenden Tempolimit. Der Haken an der Sache: Sie gehen offenbar davon aus, dass Autofahrer dies auch tun.

Stuttgart - Mal wieder geblitzt worden? Schämen Sie sich – besser noch: nehmen Sie sich ein Beispiel an unseren gefiederten Freunden, den Krähen, Buchfinken, Spatzen und Tauben. Denn, man glaubt es kaum, die kennen nicht nur die Verkehrsregeln, sie beachten sie sogar – vor allem die Geschwindigkeitsbeschränkungen. Aufgefallen ist dieser denkwürdige Umstand einem Forscherduo aus Kanada, als es in Frankreich das Verhalten der heimischen Piepmätze auf und in der Nähe von Straßen beobachtete. Und siehe da: speziell die Vögel, die sich – aus welchen Gründen auch immer – mitten auf der Straße aufhielten, schienen sich der aktuellen Geschwindigkeitsbegrenzung absolut bewusst zu sein. Lag selbige bei lediglich 20 Kilometern pro Stunde, ließen die Tiere die Autos in aller Seelenruhe herankommen – im Schnitt bis auf weniger als zehn Meter. Bei einem Limit von 50 Kilometern pro Stunde flogen sie lieber bei einem Abstand von 20 Metern weg, bei Tempo 90 waren es schon vorsichtige 50 Meter und bei 110 sogar 75.

 

Und ja, es war tatsächlich die Geschwindigkeitsbegrenzung, die dabei die entscheidende Rolle spielte, und nicht die Geschwindigkeit der einzelnen Autos. Das haben die Forscher in einem couragierten Selbstversuch gezeigt: Auch wenn sie mit einem Auto (einem weißen Peugeot 2005, falls es jemanden interessiert) mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit auf die Vögel zufuhren, flogen diese nicht früher weg als sonst.

Wie genau die Tiere allerdings das jeweilige Tempolimit erkennen, wissen die Forscher noch nicht. Sie werden aber am Ende ihrer Fachpublikation ein bisschen moralisch: Man sollte sich bewusst sein, dass man bei überhöhter Geschwindigkeit nicht nur sich und die anderen Verkehrsteilnehmer gefährdet, sondern auch die heimische Avifauna (tolles Wort, oder?). Uns schoss da eher ein anderer Gedanke durch den Kopf: Irgendwie ist es doch peinlich, dass die Piepmätze mit ihren Spatzenhirnen ein Prinzip erfassen können, das für viele Vertreter von Homo sapiens augenscheinlich deutlich zu hoch ist.