Die Asiatische Tigermücke überträgt Krankheiten. Um das Insekt einzudämmen, wurden bisher Präparate in den Rathäusern ausgegeben. Damit ist jetzt Schluss.

Als das Thema Tigermücke landesweit noch vergleichsweise klein war, schrillten in Korntal-Münchingen bereits die Alarmglocken. Der damalige Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) kam damals in die Stadt, um die Bedeutung zu betonen, die der Kampf gegen die Stechmücke hat. Die Botschaft des Landes: Um dem Insekt Herr zu werden, bedarf es der Mithilfe der Bürger. Zur Unterstützung wurden Präparate zur Bekämpfung kostenlos über die Rathäuser abgegeben. Damit ist seit kurzem Schluss. Grund ist eine Änderung der „Biozidrechts-Durchführungsverordnung“.

 
Der damalige Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) war mit dem Landtagsabgeordneten Markus Rösler (von links) in den Ortsteil Korntal gekommen. Foto: Simon Granville

Wie es aus dem Korntal-Münchinger Rathaus heißt, hatte die Verwaltung kurz vor Start der Tigermückensaison vom Landesgesundheitsamt erfahren, dass die Bundesregierung eine neue Biozidverordnung erlassen hatte. Sie gilt seit 1. Januar – und verhindert, dass die Tabletten wie vergangenes Jahr im Rathaus abgegeben werden können. „Eine Ausgabe von Bti-Tabletten zur Bekämpfung der Tigermücke ist daher über die Stadtverwaltung nicht mehr möglich“, heißt es im Rathaus. Stattdessen müssen Bürger dafür in die Apotheke. Die Apotheke Dr. Beck in Korntal habe sich bereit erklärt, die Ausgabe der Bti-Tabletten zu übernehmen. „Als ausgebildete Apotheker, Apothekerassistenten und pharmazeutisch-technische Assistenten verfügen die Mitarbeiter über die notwendige Sachkunde, die für die Abgabe von Bti mittlerweile erforderlich ist“. Die Tabletten werden der Apotheke von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt und dort kostenlos an die Bürger von Korntal-Münchingen abgegeben.


In Korntal-Münchingen gab es eine besonders massive Ausbreitung des Insekts. Eines von zwei Pilotprojekten des Landes wurde deshalb dort initiiert, um den Bestand der Tigermücke so gering wie möglich zu halten. In dem Projekt wurde sowohl mit Klebe- und Geruchsfallen sowie den Bti-Tabletten experimentiert. Der damalige Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) war dafür in die Stadt gekommen. Ihm zufolge ginge es im Pilotprojekt vorrangig nicht darum, das Insekt zu vernichten, sondern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, Brutstätten gar nicht erst entstehen zu lassen.

Neue Biozidverordnung: Bti-Tabletten nur mit Sachkundenachweis

Seit dem 1. Januar 2025 gilt für die Abgabe von Bioziden dieser Produktart nun ein Selbstbedienungsverbot. Das bedeutet, dass ein Sachkundenachweis der abgebenden Person erforderlich ist, die Person, die die Tabletten ausgibt, muss also in der Lage sein, andere über das Biozid aufzuklären. Bti-Tabletten enthalten Eiweißkristalle des Bakteriums Bti, die bei Aufnahme durch Mückenlarven deren Darmwand zerstören und so die Larven töten. Die Wirkung ist spezifisch und soll keine schädlichen Auswirkungen auf andere Organismen haben, einschließlich Fischen, Bienen oder Säugetieren. Die Tabletten werden in Wasserbehältern wie Regentonnen oder Eimern sowie Teichen aufgelöst und verteilt. Eine Tablette reicht für eine bestimmte Wassermenge oder Fläche.

Im Stadtgebiet Ditzingen waren laut der Verwaltung im vergangenen Jahr vereinzelt Tigermücken nachgewiesen worden. Um einer weiteren Ausbreitung frühzeitig entgegenzuwirken, sei eine konsequente und anhaltende Bekämpfung der Mücken über die gesamte Brutsaison – voraussichtlich bis Ende Oktober – erforderlich.

Mit dem Anstieg der Temperaturen beginnt die Brutsaison der Asiatischen Tigermücke. Die invasive Stechmückenart gilt nicht nur als stark störend, sondern kann auch tropische Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- oder Zika-Viren übertragen.