Till Brönner ist Deutschlands bekanntester Jazztrompeter, der auch ein Poppublikum erreicht. Bassist Dieter Ilg ist sein souveräner musikalischer Partner. Zusammen spielen die Meister des Sanften im Theaterhaus ein so buntes wie geschmeidiges Programm.

Stuttgart - „Sie werden heute Abend keine Harmonien hören“, sagt Till Brönner. Er meint damit natürlich: keinerlei Harmonieinstrumente werden sein Spiel begleiten, lediglich jenes Instrument, das er selber für ganz unentbehrlich hält, der Kontrabass von Dieter Ilg. Ganz der Wahrheit entspricht es freilich nicht, was Deutschlands bekanntester Jazztrompeter da sagt. In der zweiten Hälfte des Konzerts, das er vor rund 700 Zuhörern im Theaterhaus gibt, wird er mit sich selbst harmonieren, mit dem von vielen Echos aufgefangenen Klang seiner Trompete, mit Zuspielungen, die nicht nur rhythmische Elemente einbringen, sondern auch Klangflächen, Harmonien.

 

Jazztanz und fromme Melodien

Von diesen Ausnahmen abgesehen erlebt das Publikum am Montagabend tatsächlich zwei Musiker, die sich, im Lichtkreis auf der großen Bühne, ganz auf aufeinander konzentrieren. Brönner und Ilg beginnen ihr Konzert mit Leonard Cohen - „Ein gefundenes Fressen für uns Jazzer“ - und beenden es mit Charlie Parker, spielen als Zugabe ein Kirchenlied von Melchior Vulpius. Eben flirrt noch der lebhafte Bebop durch den Saal, den der Leiter des Jazztanzkurses für Mädchen nebenan auflegte, nun wird er abgelöst von der frommen Melodie, die Ilg und Brönner schon seit ihrer Ministrantenzeit kennen.

Till Brönner erzählt von den Mädchen und Ministranten, moderiert mit rauer Stimme. Gerne spielen Ilg und er gefälliges Material, breiten ruhige Meditationen vor aus, überraschen aber doch immer wieder mit scharf akzentuierten schnellen Stücken, bei denen sie ihr Können, ihre Kommunikation unter Beweis stellen. Ornette Coleman gehört zu diesem Programm so sehr wie die Beatles, die Black Eyed Peas und der Bossa. Till Brönner lässt seine Trompete mit bewundernswerter Flüssigkeit durch Tonreihen gleiten, Dieter Ilg antwortet ihm als ein ebenso weiches, geschmeidiges, groovendes Räderwerk tiefer, verschlungener Saitenschläge, trommelt auf dem Korpus, dem Hals seines Basses Melodien: ein verführerisches Gespann.