Der erst 17-jährige Timo Werner ist schnell und kaltschnäuzig vor dem Tor. Doch nach seinen zwei Treffern gegen den personell gebeutelten SC Freiburg bleibt er stumm – weil es der Verein so will.

Stuttgart - Einen knappen Satz sprach Timo Werner vor den ausharrenden Journalisten in der Interviewzone dann doch. „Ich darf nichts sagen“, meinte der Youngster des VfB Stuttgart nach seinem furiosen Doppelschlag im brisanten Nachbarschaftsduell beim SC Freiburg. Zwar hatte der Nachwuchsstar des schwäbischen Fußball-Bundesligisten die Breisgauer fast im Alleingang bezwungen, doch für die Clubführung stand nach dem 3:1 fest: Werner soll erstmal schweigen. Nur kein medialer Wirbel um den Wirbelwind.

 

Werner ist der erste 17-Jährige, der einen Doppelpack (10./82.) in der Bundesliga erzielt hat. Dafür gab es eine Menge Lob. „Der Junge macht Spaß. Wir müssen ihm aber weiter Zeit geben zu wachsen“, sagte der Manager Fredi Bobic. „Er hat Zug zum Tor, er hat diesen absoluten Willen“, lobte der VfB-Trainer Thomas Schneider das Stuttgarter Eigengewächs, das im kommenden Jahr Abitur machen will.

Schnelligkeit ist Werners Stärke

Werners ganz große Stärke ist die Schnelligkeit. Bei einem Test am vergangenen Montag, berichtete der Teamkollege Daniel Schwaab, sei der Gymnasiast „allen davongelaufen“. Wie gegen den SC. Da bewies Werner extremen Zug zum Tor. Aber Vorsicht, verfügt der VfB. „Er will immer spielen, da ist es wichtig, dass wir ihn dosiert einsetzen“, sagte Schneider. Und das bezieht sich auch auf Interviews.

Unterdessen zieht der SC-Coach Christian Streich vor seinen gebeutelten Spielern den Hut. „Ich bewundere meine Spieler, mit welcher Disziplin und Haltung sie das alles mental hinnehmen“, sagte Streich nach der erneuten Niederlage angesichts der Verletztenmisere und strittigen Schiedsrichterentscheidungen.

Kein Mangel an Einsatz und Wille bei den Breisgauern

Einsatz und Wille – daran mangelt es den Breisgauern Woche um Woche nicht. Doch der Ertrag sieht mager aus. Gerade einmal acht Punkte haben sie in dieser Saison gesammelt. Natürlich macht auch die ungewohnte Belastung aus Liga, DFB-Pokal und Europa League dem Streich-Team zu schaffen. Doch die lange Liste an Verletzten ist schon beängstigend. „Was die Mannschaft im Moment erlebt, ist unglaublich“, sagte der Trainer. Jüngstes Mitglied im Club der Angeschlagenen oder Rekonvaleszenten: Julian Schuster. Wegen einer Stressreaktion im Mittelfuß wird der Kapitän rund sechs Wochen ausfallen.

Mit nur drei Punkten in der Europa-League-Gruppe H bangt Freiburg zudem um das Weiterkommen. Trotz teils heftiger Rotation und der Fokussierung auf die Liga will Streich von Abschenken aber nichts wissen. Der Europacup soll auch nicht als Ausrede dienen. Doch die Liste der Vereine, für die sich der internationale Fußball als Hypothek herausgestellt hat, ist lang. Der SC kennt das sogar aus eigener Erfahrung, 2002 stiegen er nach einer Uefa-Pokal-Saison ab. Auftritte im europäischen Scheinwerferlicht können jedoch auch belebende Wirkung haben. Hannover 96 etwa hangelte sich trotz langer internationaler Beteiligung im Winter 2011 bis auf Platz sieben in der Ligatabelle hoch.

Die Zeit der Endspielwochen ist für die abstiegsbedrohten Freiburger längst angebrochen. „Wir haben noch fünf Spiele in der Hinrunde, und da ist einfach jedes ein Endspiel“, sagte Freiburgs Torschütze Mike Hanke und ist sich der brisanten Ausgangsposition bewusst. Zwei Wochen Vorbereitung während der Länderspielpause bleiben bis zur ersehnten Initialzündung. Dann will der SC beim Vorletzten Eintracht Braunschweig drei Punkte holen.