Tin Woodmen lassen sich bis kurz vor elf Zeit, ehe sie ihr 40-minütiges Set im Kap Tormentoso spielen. Sie und der Support Flowers in Syrup wissen, wie Indie Rock geht. Aber reicht das?

Stuttgart - Kleine Brötchen backen? Das ist nichts für Tin Woodmen. Die Jungs aus dem „schwäbischen Hinterland“ (alias Kirchheim/Teck) nehmen den Mund in ihrem Promotext lieber voll: „Tin Woodmen weiß, wie Indie Rock richtig geht“ heißt es auf der Facebook-Seite der Band. Bei ihrem kostenlosen Konzert am Donnerstagabend im Stuttgarter Kap Tormentoso konnte man sich davon ein Bild machen.

 

Es ist schon spät, als die vierköpfige Band um Sänger Vlad Nelson die Bühne betritt. Rauchschwaden wabern durch das kleine, aber gemütliche Kap Tormentoso mit seinen gelblich-blauen Globus-Lampen und der konsequenten Segelschiffdeko. Zuvor spielten Flowers in Syrup ihren eingängigen Rocksound, mit dem sie schon beim Emergenza abgeräumt haben.

Schon beim Soundcheck merkt man Tin Woodmen an, dass alles unter perfekt für sie nicht in Frage kommt. Eine gefühlte halbe Ewigkeit werkeln die Jungs an ihrem Sound herum, dann endlich, um 22:40 Uhr, geht es los – bis Sänger Vlad Nelson mitten im Song abbricht und das Publikum wissen lässt: „War nur Soundcheck“. Immer noch. Fünf Minuten später ist es dann aber wirklich so weit.

Vorbilder: die ganz Großen

Schnell ist klar, dass man es mit einer Band zu tun hat, die ihr Handwerk versteht. Indie Rock, worunter sich die Tin Woodmen selbst einordnen, trifft es. Ein bisschen Pop dazu und fertig ist die massentaugliche Mischung, die zwischen eingetretenen Pfaden großer Rockbands wandelt. Hier ein bisschen poppig-eingängier The Wombats-Gesang, dort ein bisschen Foo Fighters-Anleihen (man ist an den Song „Monkey Wrench“ erinnert), eine Prise We Are Scientists, dann wieder ein kerniges The Hives-Riff dazwischengestreut.

Das Schema hat sich schon tausendfach bewährt und das Konzept geht auch bei den Tin Woodmen auf – zumindest, wenn man Ecken und Kanten für überbewertet hält. Die Songs sind ausgereift, und ausgerechnet eine Ballade ist es dann am Ende, die am meisten berühren kann.

Dabei bewegen sich Tin Woodmen auf dem schmalen Grat zwischen „gut so“ und „schon so oft gehört“. Stets lauert die Gefahr der Beliebigkeit – es ist eben auch Musik, zu der man sich gut unterhalten kann, wie es Teile des Publikums munter tun. Manchen Songs täte es gut – „Lost In Illusions“ etwa – wenn ihr Refrain nicht eine Dauerschleife einer einzigen Songzeile („You’re so lonely in my dreams“) wäre. Ein Ohrwurm ist ein solches Lied dann allemal, aber das allein ist nun eben noch kein Qualitätsmerkmal.

Sie sind nicht die einzigen

Zwischen den letzten Songs lässt Sänger Vlad Nelson das Publikum dann wissen: Am Ende ginge es immer nur darum, dass alles wieder gut wird. Nach kaum mehr als 40 Minuten ist das Ganze dann auch schon wieder vorbei, und gut, ja „gut“ ist schon alles - eigentlich.

Tin Woodmen haben kraftvolle Riffs, ausgefeilten Gesang und eingängige Melodien geliefert. Ein bisschen aber ergeht es der Band aber, und man verzeihe den plumpen Vergleich, wie ihrem Namensgeber, dem Tin Man aus dem „Zauberer von Oz“: Es fehlt das Herz, oder zumindest das, was das eigene Herz wirklich berührt.

Talent haben Tin Woodmen - ja, sie wissen wie Indie Rock geht. Nur das alleine reicht nicht, um aus der Masse der Bands, die das eben auch wissen, herauszustechen.

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