Zehn türkische Umweltbotschafter geben ihr neu erlerntes Wissen über Umwelt- und Naturschutz an ihre Landsleute weiter.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Ost - Stolz halten die zehn zertifizierten Umweltbotschafter mit türkischen Wurzeln im Bürgerzentrum am Ostendplatz ihre Urkunden in den Händen. 30 Stunden Schulungen an mehreren Wochenenden haben sie nun hinter sich und anschließend in einem Abschlusstest bewiesen, dass sie über das Gelernte jetzt Bescheid wissen. Die geschulten Umweltbotschafter werden in Zukunft die türkischsprachigen Bürger Stuttgarts für die Themen Umwelt und Naturschutz sensibilisieren. Aysin Say hat sich dazu schon einiges überlegt: „Ich organisiere Treffen mit Bekannten aus meinem Stadtteil oder an den Schulen meiner Kinder zum Thema Umweltschutz“, erklärt die 39-jährige Türkin, die im Stuttgarter Osten lebt.

 

Die Schulung von türkischen Umweltbotschaftern ist in Stuttgart und Baden-Württemberg bisher einmalig. Entstanden ist die Idee auf Initiative von Gülcan Nitsch, der Leiterin von Yesil Cember (Grüner Kreis), der türkischsprachigen Umweltgruppe innerhalb des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND). „Erst vor einem Jahr ist sie mit der Idee an uns herangetreten und jetzt konnten wir diese bereits in Stuttgart umsetzen“, berichtet Brigitte Dahlbender, die Vorsitzende des BUND-Landesverbands Baden-Württemberg. Der Verband habe den Vorschlag sofort unterstützt. „Für einen nachhaltigen Umweltschutz ist es wichtig, dass wir alle Menschen in unserem Land einbeziehen“, betont Dahlbender in ihrer Ansprache während der Zertifikatsverleihung. Besonders die Brückenfunktion von Yesil Cember spiele innerhalb des Umweltverbandes inzwischen eine große Rolle. Vor fünf Jahren hat Yesil Cember das Projekt ins Leben gerufen und bereits in Köln, München und Berlin durchgeführt. Rund 50 türkische Botschafter sind bundesweit unterwegs.

Türkischer Umwelttag im November

Insbesondere praktische Tipps für den Haushalt und den Alltag haben die Umweltbotschafter in ihren Seminaren gelernt. Auch, dass vermeintlich unerhebliche Aktionen viel helfen. „Beim Klimaschutz ist die Summe der kleinen Dinge entscheidend“, klärt Franz Untersteller, der Umweltminister des Landes, die neu gekürten Botschaftern auf. Von Oktober bis Dezember des vergangenen Jahres haben sich die Umweltschützer deshalb mit Themen wie Nachhaltiger Konsum, Ressourcen und Energiesparen oder giftigen Schadstoffen im Alltag beschäftigt. Auch zunächst ganz schlicht klingende Dinge wie Abfallvermeidung und Mülltrennung stehen auf dem Stundenplan. Die Kurse finden an vier Wochenenden statt. Sie sind kostenlos, mitmachen kann jeder. „Man muss nur Türkisch können“, sagt Gülcan Nitsch, die Organisatorin der Ausbildung. Nach dem erfolgreich bestandenen Abschlusstest können die zehn Botschafter nun selbst Infoveranstaltungen durchführen und ihr Umfeld beraten. Die zehnköpfige Gruppe plant ebenso gemeinsame lokale Projekte wie Workshops und Exkursionen. Auch der türkische Umwelttag soll eine langfristige Einrichtung werden. Im November führte Yesil Cember diesen Tag erstmals in Stuttgart durch.

Finanzielle Unterstützung für das Projekt gab es von der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt. „Migranten müssen bei Umweltthemen eine Zielgruppe sein. Das hat die Stiftung erkannt“, erklärt die Integrationsministerin des Landes Baden-Württemberg, Bilkay Önay. „Umweltschutz betrifft uns alle, egal woher wir kommen und welche Sprache wir sprechen. Er kennt keine geografischen Grenzen“, so Önay. Und, wie das Projekt gezeigt hat, wollen sich Migranten genauso engagieren. So wie Bülent Basinar: „Ich fühle mich persönlich für Umwelt, Menschen und Tiere verantwortlich“, erklärt der 34-Jährige aus dem Stuttgarter Osten. Er hat sich große Ziele gesetzt: „Ich möchte die Menschen ändern, um eine schönere Umwelt zu schaffen.“