Kompetent und selbstbewusst auftreten, entspannt auf andere Menschen zugehen und die eigenen Stärken kennen: Das wünschen sich viele. Woran liegt es, dass wir das oft nicht umsetzen können und wie lässt sich das ändern? Wir geben Tipps für mehr Selbstbewusstsein.

Katrin Jokic

Was heißt Selbstbewusstsein überhaupt?

Der Duden definiert Selbstbewusstsein als „das Überzeugtsein von seinen Fähigkeiten, von seinem Wert als Person, das sich besonders in selbstsicherem Auftreten ausdrückt“. Selbstbewusstes Auftreten ruft bei den meisten Menschen positive Reaktionen hervor – von Sympathie bis hin zu Bewunderung. Doch was genau macht selbstbewusste Menschen eigentlich aus?

 

Selbstbewusste Menschen schaffen es beispielsweise ihre Meinung zu äußern ohne Angst vor Kritik oder Ablehnung zu haben. Sie glauben an ihre eigenen Kompetenzen, nehmen Komplimente dankend an und akzeptieren gleichzeitig die Fehler und Schwächen, die sie haben. Menschen mit hohem Selbstbewusstsein sind oft kontaktfreudiger und gehen leicht auf andere zu. Sie können Wünsche und Forderungen äußern und durchsetzen und glauben an die Erreichung ihrer Ziele. Gleichzeitig können sie auch „Nein“ sagen zu Forderungen, die an sie herangetragen werden.

Woher kommt ein geringes Selbstbewusstsein?

Klingt verlockend, oder? Während viele Menschen danach streben, ihr Selbstbewusstsein zu steigern, stellt sich die Frage, warum es überhaupt bei vielen so gering ist. Die Ursachen dafür liegen oft in der Kindheit und gehen im Grunde auf zwei Ängste zurück:

  • Die Angst vor Versagen
  • Die Angst vor Ablehnung

Diese Ängste sind allerdings häufig erlernt bzw. antrainiert und können überwunden werden.

Ein gesundes Selbstbewusstsein beeinflusst nicht nur die Art, wie man von anderen wahrgenommen wird, sondern vor allem, wie man sich selbst wahrnimmt. Menschen mit geringem Selbstbewusstsein geben mehr auf die Meinung anderer – aus Angst, abgelehnt zu werden, versuchen sie viel stärker, anderen zu gefallen. Sie fürchten sich, die Meinung zu sagen oder gar Bedürfnisse und Wünsche zu äußern. Auch fällt es mit geringem Selbstbewusstsein schwer, Forderungen abzulehnen und einfach mal „Nein“ zu sagen.

Tipps für mehr Selbstbewusstsein

Dadurch entsteht im Inneren ein falsches Bild vom eigenen Selbst. Selbstbewusstsein zu steigern heißt also vor allem Vertrauen in sich selbst zu lernen und Respekt vor dem eigenen Wert zu entwickeln. Deswegen kann Selbstbewusstsein auch als Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl verstanden werden.

Tipps, um Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zu steigern können aber nicht über Nacht wirken, sondern brauchen viel Training. Sie müssen bereit sein, Ihre Komfortzone zu verlassen. Wir geben Ihnen Tipps für mehr Selbstbewusstsein an die Hand, die Ihnen helfen können, wenn Sie diese verinnerlichen.

1. Körperhaltung üben

Es klingt wie ein Klischee, aber es kann tatsächlich effektiv helfen: Achten Sie auf Ihre Körperhaltung. Stehen und sitzen Sie mit geradem Rücken, richten Sie den Blick nach vorne, Schultern nach hinten, Brust raus. Eine solche Haltung beeinflusst die innere Selbstsicherheit und wirkt auf Ihr Gegenüber direkt viel selbstbewusster. So starten Sie mit positiver Erwartung in Gespräche.

2. Fehler akzeptieren

Jeder Mensch hat und macht Fehler – egal, wie sehr perfekte Social-Media-Profile oder dubiose Coaches Sie vom Gegenteil überzeugen wollen. Fehler sind menschlich und nicht vermeidbar. Akzeptieren Sie das und machen Sie sich bewusst, dass auch andere Menschen Fehler machen und Schwächen haben. Unterläuft Ihnen ein Fehler, suchen Sie nach Möglichkeiten, aus diesem Fehler zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Rechtfertigen Sie sich nicht (auch nicht vor sich selbst) und kritisieren Sie sich nicht übermäßig. Stehen Sie zu Ihrem Fehler und versuchen Sie es beim nächsten Mal besser zu machen.

3. Positiv denken

Unser Denken beeinflusst unsere Stimmung. Klingt wie ein Kalenderspruch, stimmt aber wirklich. Fokussieren Sie sich deswegen auf positive Dinge und bemühen Sie sich, vor einer schwierigen Aufgabe stets ein positives Ergebnis im Hinterkopf zu haben. Das ist eine der Grundlagen für eine positive Ausstrahlung.

4. Bewusst lächeln

Ein freundliches Lächeln wirkt nicht nur offener und positiver, sondern hat auch einen unterbewussten Effekt. Denn durch die Stimulation der dazugehörigen Muskelaktivität werden im Gehirn Glückshormone ausgeschüttet. Denken Sie also daran, ein Lächeln aufzusetzen, wenn Sie andere Menschen treffen.

5. Stärken entdecken

Wenn es an Selbstbewusstsein mangelt, hat man häufig das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Das stimmt aber nicht. Jeder Mensch hat Eigenschaften und Fähigkeiten, die ihn auszeichnen. Fertigen Sie eine Liste an mit Eigenschaften, die Sie als Ihre Stärken bezeichnen würden und Fähigkeiten, die Sie gut können und/ oder gerne ausüben. Konzentrieren Sie sich darauf, diese Stärken gezielt zu nutzen. Sicherlich ist es auch von Nutzen, Schwächen zu verbessern, aber ebenso wertvoll ist es, die eigenen Stärken zu kennen und diese auch zu zeigen.

6. Entscheidungen treffen

Übernehmen Sie Verantwortung für die Entscheidungen, die Sie treffen und treffen Sie diese für sich selbst. Denken Sie nicht darüber nach, was andere tun oder sagen würden. Fragen Sie sich: Können und möchten Sie diese Aufgabe übernehmen? Treffen Sie Ihre Entscheidungen schnell und bestimmt. Warten Sie nicht auf eine Erlaubnis oder Bestätigung, auch wenn das bedeutet, die Komfortzone zu verlassen. Sie können sich diese Erlaubnis selbst erteilen und so Ihr Selbstvertrauen steigern.

7. Sport treiben

Ein Punkt, der Ihnen helfen kann, Ihr Selbstbewusstsein zu steigern, ist Sport. Regelmäßige Bewegung kann Ihnen helfen, sich in Ihrem Körper wohlzufühlen, Ihre Haltung zu verbessern und so auch physisch präsenter zu sein. Dabei geht es nicht um Gewichtsverlust oder Muskelaufbau, sondern darum, neue Energie zu gewinnen, Ziele zu erreichen und den Gedanken eine Auszeit zu gönnen. Welcher Bewegung sie nachgehen bleibt natürlich Ihnen überlassen – manchmal reicht auch schon ein ausgedehnter Spaziergang oder eine entspannte Radtour.

8. Atemtechniken lernen

Gerade wenn man nervös ist, geht das Selbstbewusstsein schon mal verloren. Dann hilft es, Atemtechniken zu lernen und anzuwenden. Atmen Sie bei Nervosität bewusst langsamer und in den unteren Bauch. Atmen Sie durch die Nase ein und durch den Mund aus. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung und spüren Sie, wie Sie ruhiger werden. Durch regelmäßige Meditation können solche Atemtechniken verinnerlicht werden.

9. Sich selbst einbringen

Kennen Sie das: Während einer Diskussion würden Sie gerne eine Idee einbringen oder eine Frage stellen – aber sie trauen sich nicht, aus Angst abgelehnt zu werden? Machen Sie sich klar, dass die Menschen um Sie herum in aller Regel sehr wohlwollend und hilfsbereit sind. Haben Sie Fragen, können Sie davon ausgehen, dass auch andere aus der Gruppe diese Fragen haben. Überwinden Sie Ihre Komfortzone und die Angst, sich zu blamieren und bringen Sie Fragen und Ideen aktiv ein. Nur so lernen Sie, dass nichts Schlimmes passieren kann.

10. Komplimente annehmen

Menschen mit geringem Selbstbewusstsein fällt es oft schwer, Lob und Komplimente anzunehmen. Üben Sie das! Wenn Ihnen jemand ein Kompliment macht, bedanken Sie sich und nehmen Sie es an. Fangen Sie nicht an zu relativieren oder abzulenken. Nehmen Sie es an und schreiben Sie das, was Ihr Gegenüber gelobt hat, vielleicht auf die Liste Ihrer Stärken. Das hilft enorm, um das Selbstwertgefühl zu stärken.

Schnelle Tipps für mehr Selbstbewusstsein im Alltag

Alle diese Tipps für mehr Selbstbewusstsein brauchen Zeit und Geduld. Manchmal benötigen wir aber im Alltag ganz spontan einen Turbo für unser Selbstbewusstsein oder eine schnelle Strategie, um selbstbewusst auftreten zu können. Deswegen hier noch Power-Tipps für mehr Selbstbewusstsein im Alltag:

  • Fragen Sie sich stets: Was ist das Schlimmste was passieren kann? Zwingen Sie sich dabei, realistisch zu bleiben. Der schlimmstmögliche Ausgang ist nämlich meist gar nicht so schlimm.
  • Einen Schritt nach dem anderen: Konzentrieren Sie sich bei einer schwierigen Aufgabe nicht auf das Gesamtergebnis oder auf den letzten Schritt. Fangen Sie am Anfang an und meistern Sie die Aufgabe Stück für Stück.
  • Was würden Sie einem Freund in Ihrer Situation raten? Oftmals hilft es, wenn Sie sich bewusstmachen, was Sie einem Freund raten würden, der in Ihrer Situation ist. Denn gegenüber Freunden ist man häufig viel wohlwollender als sich selbst gegenüber und man traut ihnen mehr zu. Wenn Sie dem Freund also raten würden, eine bestimmte Aufgabe anzunehmen – dann übertragen Sie diese Entscheidung auf sich selbst.