Tipps vom Blüba-Chef Wie sich unsere Gärten verändern

Seit etwa Jahren untersuchen die Gärtner im Blüba an einem Hang, welche Bäume und Pflanzen für den Klimawandel gewappnet sind. Foto: Jürgen Bach

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die heimische Vegetation sind in diesem Sommer nicht zu übersehen. Der Chef des Blühenden Barocks in Ludwigsburg weiß, worauf sich Gartenbesitzer einstellen müssen und worauf sie achten sollten.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Über Wochen fiel in Ludwigsburg und dem Kreis in diesem Sommer kaum ein Tropfen Regen. Viele Gartenbesitzer blickten in Anbetracht der nicht enden wollenden Trockenphase und verdörrter Pflanzen immer besorgter gen Himmel. Selbst wenn Regen angesagt war, kam er häufig nicht.

 

Die Auswirkungen des Klimawandels haben sich in den vergangenen zwei Jahren – ein Jahr war zu nass, das aktuelle viel zu trocken – mit voller Wucht gezeigt. Überrascht haben die Entwicklungen Volker Kugel nicht, er hat sie kommen sehen. „Wir hatten ja in den Jahren 2003, 2006 und 2015/16 schon sehr trockene Sommer“, sagt der Chef des Blühenden Barocks. Seinen privaten Garten in Leonberg hat Kugel in den vergangenen zehn Jahren punktuell umgestaltet. Die Pflanzen auf seiner Garage hat er in diesem Sommer beispielsweise überhaupt nicht gegossen. „Was überlebt hat, hat überlebt – der Rest halt nicht“, gibt er sich pragmatisch.

Blumen werden nur nachts gegossen

Die Verantwortlichen im Blüba treiben im Grunde die gleichen Sorgen um wie den Otto-Normal-Gartenbesitzer – nur tausendfach größer. Dementsprechend größer sei die Verantwortung, betont Kugel. Wobei die jeder im Umgang mit der Ressource Wasser habe. „Wir gehen sehr sorgsam damit um.“ Was sich unter anderem an den Rasenflächen im Blüba zeigt, die nicht mehr saftig grün, sondern gelb-braun sind. Kugel schätzt die Kosten fürs Gießen auf etwa 9000 Euro in der Woche, hätte man die Flächen komplett grün gehalten. „Aber das werden sie wieder“, ist er sicher.

Bei den Blumen bleibt den Gärtnern indes keine Wahl. Eine barocke Gartenschau hätte ohne die Blütenpracht den Namen nicht verdient. Deshalb ist das Bewässern an dieser Stelle ein Muss. Im Blüba geschieht das mit sogenannten Kleinregnungsanlagen, die das Wasser tröpfchenweise an den Boden abgeben. Weil der größte Teil im Hochsommer tagsüber verdunsten würde, laufen die Systeme nur nachts zwischen 2 und 5 Uhr.

Wie gießt man richtig?

Volker Kugel empfiehlt diese Art der Bewässerung via Tropfschlauch auch für Privatleute. Wer beispielsweise eine Hecke gieße, der höre häufig viel zu früh auf. „Meistens wenn das Wasser oben wegläuft.“ So habe die Pflanze aber nichts davon, so könne man sich das Gießen sparen. Das Blüba prüft in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken mit Feuchtsensoren zudem, wie Wasser in verschiedenen Böden und Tiefen ankommt. Für Landschafts- und Stadtgärtner sei das heute schon interessant, um Wasser sinnvoller einzusetzen – „für Hobbygärtner vielleicht in zwei bis vier Jahren“, sagt Kugel.

Apropos Verschwendung: schon aus Kostengründen und um die Kanalisation bei Starkregen zu entlasten, empfiehlt der Blüba-Chef, Wasser zu sammeln. Bei Neubauten seien Zisternen Pflicht. Wer das versäumt habe, für den tue es auch eine Regentonne. „Inzwischen gibt es optisch auch ganz schöne Alternativen zu den hässlichen blauen.“ Welche Pflanzen in unseren Breiten bessere oder schlechtere Chancen haben, testet das Blüba auf einem Hang im Nordgarten, der wegen Bauarbeiten gerodet werden musste, seit zwei Jahren. 13 unterschiedliche Bäume stehen dort in der prallen Sonne.

Welche Stauden und Sträucher eignen sich für den Garten?

Fest steht: Buche, Linde und Bergahorn werden massive Probleme bekommen. Besser geeignet sind wohl die Hopfenbuche aus Asien, der Amberbaum aus Amerika oder die Zerreiche, die vorwiegend auf dem Balkan zu finden ist. Dass ein Baum nicht von heute auf morgen wächst, weiß Kugel wohl – und „einen ganzen Wald abholzen, geht freilich nicht“. Viele Baumschulen hätten aber in den vergangenen Jahren einen guten Riecher bewiesen und ihr Angebot entsprechend erweitert oder umgestellt.

Was sonstige Gewächse angeht, gilt laut Kugel eine einfache Regel: All das, was im mediterranen Klima wächst, dürfte sich künftig auch bei uns wohlfühlen und gedeihen. Für heiße und trockene Sommer gut gewappnete Stauden sind beispielsweise Schafgarbe, Katzen- und Bergminze und die Fette Henne. Bei den Kleinstauden gilt das für Rosmarin, eigentlich alle Wolfsmilchsorten, Zistrosen, Lavendel und Blauraute.

Überleben Rosen heiße Sommer?

Daneben würden sich beispielsweise im Gemüsegarten ganz neue Möglichkeiten eröffnen, so Kugel: Wer möchte, könne sich auch mal an Artischocken oder die Andenbeere (Physalis) wagen. Ölweide, Hanfpalme oder sogar Bananen werden künftig viel häufiger anzutreffen sein. Eine gute Nachricht: Einige der bekannten und heimischen Pflanzen wird der Klimawandel nichts anhaben. Rosengewächse wie die Schlehe seien „nicht umzubringen“. Überhaupt gehörten Rosen zu den Gewinnern des Klimawandels. „Wenn die Sträucher richtig verwurzelt sind, dann ist es ihnen egal, wie viel es regnet“, so Kugel.

Dass es in Zukunft auch immer mal wieder Sommer geben wird, in denen das häufig der Fall sein wird, das sei die Krux an der Gärtnerei, sagt Kugel. Fröste im Winter bleiben ein Thema. Wie die Pflanzen, die heiße Sommer verkraften, damit zurechtkommen, muss sich zeigen. „Es gibt keine endgültigen Wahrheiten“, sagt Kugel. Aber am heimischen Garten weiterhin Freude zu haben, das sei definitiv möglich.

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