Bereits im ersten Wahlgang setzte sich Tobias Degode am Sonntag bei der Wahl zum neuen Leonberger Verwaltungschef mit 50,9 Prozent der Stimmen durch.

Leonberg: Marius Venturini (mv)

Das war es also. Punkt 19.04 Uhr am Wahlabend steht fest: Leonberg hat ein neues Verwaltungsoberhaupt. Bei der OB-Wahl an diesem Sonntag setzte sich Tobias Degode laut vorläufigem Endergebnis mit 50,9 Prozent der Stimmen gleich im ersten Wahlgang durch. Dass es nicht zu einer Stichwahl kommen wird, kommt für so manche Beobachter des Wahlkampfes doch überraschend.

 

„Damit habe ich nicht gerechnet und es ist auch für mich eine große Überraschung“, sagte Degode unmittelbar nach der Verkündung der Resultate.

OB-Wahl in Leonberg: Tobias Degode verweist Marion Beck auf Rang zwei

Er verwies Mitbewerberin Marion Beck auf Rang zwei, die bei 32,4 Prozent landete. Sie hatte vor allem mit ihrer regionalen Verwurzelung bei den Wählerinnen und Wählern gepunktet. „Mit unseren fünf verschiedenen Profilen sind wir uns auch gar nicht so sehr ins Gehege gekommen“, befand die einstige Citymanagerin von Weil der Stadt.

Zweitplatziert, aber nicht enttäuscht: Marion Beck (Mitte) Foto: Simon Granville

Enttäuscht sei sie keineswegs. Sie nehme aus der Wahlkampfzeit unglaublich viel mit. Sie freue sich nun auf Herrenberg, wo sie weiter das Amt für Wirtschaftsförderung und Kultur leitet. „Ich gehe gern wieder zurück.“

OB-Wahl in Leonberg: Josefa von Hohenzollern bleibt unter den Erwartungen

Josefa von Hohenzollern holte lediglich 11 Prozent. Ihre Hoffnungen lagen bis zuletzt auf einem zweiten Wahlgang. „Eine Enttäuschung ist überhaupt nicht da, das sage ich ganz entspannt“, sagte sie im Nachgang. Durch ihren kleinen Sohn habe sie mittlerweile eine „ganz andere Erdung“. Das Thema der Vereinbarkeit und Beruf habe vor allem nach dem Tod ihres Mannes ihren Wahlkampf komplett verändert.

Die Wahl habe jedoch unter besonderen Vorzeichen gestanden. Vielleicht könne man darauf später nochmal zurückkommen. „Das Ergebnis nehme ich jetzt so, wie es ist, weil ich durch und durch Demokratin bin.“ Ihr Amt als bis 2029 gewählte Erste Bürgermeisterin der Stadt Leonberg wolle sie auch weiter ausüben. „Gewählt ist gewählt, und jetzt möchte ich mein Wissen und Können wieder einbringen.“

Willi Alfred Erich Matthias Kerler kam als Außenseiterkandidat auf respektable 4,5 Prozent – mit klaren Ansagen im Vorfeld. „Egal, ob zum Beispiel Kriminalität oder Krankenhaus, die Probleme sind da und werden nicht verschwinden. Aber die Leute wollen es nicht hören“, sagte er am Wahlabend.

Außenseiterkandidatin Marisa Betzler hat noch Großes vor

Marisa Betzler lief am Ende mit 1,2 Prozent ein. „Ich sehe mich auf keinen Fall als Verlierer“, so ihre erste Einschätzung. Sie habe im Wahlkampf unglaublich viele liebe Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen. „Wer weiß, vielleicht war das jetzt der Start für was ganz Großes, was noch kommt.“

Im Wahltalk direkt nach der Verkündung des vorläufigen Endergebnisses: Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski (links) im Gespräch mit den Bewerberinnen und Bewerbern und dem neuen OB Tobias Degode (Vierter von links). Foto: Screenshot

Viele Beobachterinnen und Beobachter der Wahl waren vorab von einer Stichwahl in zwei Wochen ausgegangen – und somit auch davon, dass keiner der zwei Kandidaten und drei Kandidatinnen die notwendige Mehrheit von 50 Prozent der abgegebenen Stimmen hinter sich vereinen würde. Damit ist der 12. Oktober als Stichwahltermin hinfällig.

OB-Wahl in Leonberg: Wahlbeteiligung liegt bei 45,8 Prozent

Zahlreiche Leonbergerinnen und Leonberger waren ins Foyer des Rathauses gekommen, um die Verkündung der Zwischenresultate und des vorläufigen Endergebnisses zu erleben. Die Wahlbeteiligung hatte bei 45,8 Prozent gelegen, war also niedriger als die 68,3 Prozent aus dem Jahr 2017. Damals, gleichzeitig mit der Bundestagswahl, hatte der nun scheidende Martin Georg Cohn, der damals noch Kaufmann hieß, mit 52 Prozent als Nachfolger von Bernhard Schuler ins OB-Amt gewählt worden war – im ersten Wahlgang. Nach einer Amtszeit trat der SPD-Mann nun nicht mehr an.

Positionen oft deckungsleich – außer beim Krankenhaus

Im Wahlkampf hatten sich die Themen der Kandidatinnen und Kandidaten in großen Teilen geähnelt. Allesamt wollten sie die Arbeit der Verwaltung verbessern, die Innenstadt beleben, beim Thema Postareal am Ball bleiben und Firmenansiedlungen entbürokratisieren – um nur einige Stichpunkte zu nennen. Einzig beim Leonberger Krankenhaus gingen die Meinungen deutlich auseinander. So sprach sich der von der CDU und den Freien Wählern unterstützte Tobias Degode für einen Gesundheitscampus mit kommunalem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) aus, während Josefa von Hohenzollern, derzeit freigestellte Erste Bürgermeisterin der Stadt Leonberg, ein MVZ als „ersten Sargnagel“ für das Krankenhaus bezeichnete. Marion Beck, die von Grünen und der SALZ-Fraktion bestärkte Kandidatin, konnte sich ebenfalls einen Gesundheitscampus vorstellen.

Was hat Tobias Degode nun vor? „Erstmal ein paar Tage Urlaub machen und mich vom Wahlkampf erholen“, gab der frisch gekürte künftige Leonberger OB zu Protokoll. So bald wie möglich wolle er sich aber mit Noch-OB Cohn zusammensetzen, um die drängendsten Themen zu besprechen.

Wahlstudio im Internet

Fragerunde mit den Kandidaten
In unserem Wahlstudio direkt im Leonberger Rathaus hat Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski unmittelbar nach der Verkündung des vorläufigen Endergebnisses die fünf Kandidatinnen und Kandidaten befragt. Die Fragerunde mit Stimmen der Gewinner und Verlierer, die wir am Sonntagabend live übertragen haben, wird auch in den kommenden Tagen weiterhin im Internet auf der Homepage der Stuttgarter Zeitung abrufbar sein: www.stuttgarter-zeitung.de/leonberger-kreiszeitung .