Tobias Feisthammel ist seit Saisonbeginn Kapitän der Stuttgarter Kickers. Nach dem Sprung an die Oberliga-Tabellenspitze äußert er sich über die spielerischen Defizite im Team, die Aufstiegschancen, seine neue Rolle im Mittelfeld und seine mittelfristigen Zukunftspläne.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - An diesem Freitag feiert Tobias Feisthammel seinen 31. Geburtstag. Einen Tag später tritt der mit dem Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers um 14 Uhr zum Testspiel beim Verbandsligisten 1. FC Heiningen an. Die Partie beim ehemaligen Verein von Trainer Tobias Flitsch bietet eine gute Möglichkeit, sich für das dann folgende Heimspiel am 2. März (14 Uhr/Gazistadion) gegen den Bahlinger SC einzuspielen.

 

Herr Feisthammel, aller Anfang ist schwer, trifft dies auch auf den Punktspielstart 2019 der Kickers zu?

Wir wussten alle, wie schwer das erste Spiel nach der Winterpause wird. Deshalb haben wir uns das Motto vorgenommen: Hauptsache gewinnen – egal wie!

Das haben Sie mit dem 1:0 gegen den SV Oberachern geschafft.

Ja, wir haben unseren Job gemacht.

Zumal die Konkurrenz auch noch gepatzt hat.

Man sieht an den Resultaten von Freiberg, Göppingen und Reutlingen wieder einmal, dass die Ergebnisse der Vorbereitungsspiele oft ein Muster ohne Wert sind. Auf alle Fälle war das ein gutes Wochenende für uns.

Warum läuft es spielerisch nicht besser bei den Kickers?

Wir haben auch spielerisch schon gute Partien gemacht – zum Beispiel gegen den SSV Reutlingen im letzten Spiel vor der Winterpause. Gegen den SV Oberachern war es einfach so, dass wir nicht unseren besten Tag erwischten und die Platzbedingungen für Ballbesitz nicht perfekt waren. Weil wir aber Kampf und Einstellung gezeigt haben, sind wir trotzdem als Sieger vom Platz gegangen, was letztendlich entscheidend ist. Und dann gibt es noch einen Aspekt.

Welchen?

Egal, gegen wen wir spielen: Die Teams gegen uns haben nichts zu verlieren. Gehen sie mit 0:3 unter, wird das als relativ normal eingeordnet, und es wird bei den meisten Clubs zur Tagesordnung übergegangen. Das macht es für uns nicht immer einfach.

Am kommenden Wochenende ist für die Kickers punktspielfrei. Am Samstag (14 Uhr) steht lediglich ein Test beim Verbandsliga-Siebten 1. FC Heiningen an. Ärgert Sie es, dass die Kickers nun bis zum Nachholspiel am Ostermontag beim 1. Göppinger Sportverein einem Spiel hinterherhinken?

Das können wir nicht ändern und nehmen es so hin.

Neuzugang Pedro Astray spielte gegen Oberachern neben Ihnen auf der Doppel-Sechs. Er fehlt wegen seiner Gelb-Roten Karte am 2. März (14 Uhr) im Heimspiel gegen den Bahlinger SC. Ärgerlich?

Klar ist das schade, er hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Umso besser ist es, dass wir uns in Heiningen einspielen können.

Gegen Reutlingen spielte Leander Vochatzer neben Ihnen, davor spielte Lukas Kling auf dieser Position. Alternativen gibt es?

Zu Recht wurde Lukas nach seiner Roten Karte im Testspiel gegen die SV Böblingen freigesprochen. Wir haben also tatsächlich Alternativen auf der Position.

Spielen Sie persönlich eigentlich lieber in der Innenverteidigung oder im zentralen defensiven Mittelfeld?

Wenn Sie mich vor ein paar Jahren gefragt hätten, hätte ich Innenverteidigung geantwortet. Inzwischen sage ich: Beide Positionen haben ihre Reize. Ich habe auch schon beim VfB Stuttgart II und beim MSV Duisburg auf der Sechs gespielt.

Mehr über die Ziele der Stuttgarter Kickers lesen Sie im Interview mit dem Sportlichen Leiter Martin Braun

Wo liegen die Hauptunterschiede?

Im Mittelfeld bin ich mehr drin im Geschehen, habe ich mehr Zugriff aufs Spiel, kann mehr Struktur reinbringen und die Angriffe nach vorne tragen. Allerdings habe ich als Sechser natürlich auch von allen Seiten um mich herum Druck. Als Innenverteidiger bist du für die Spieleröffnung zuständig, und du bist mehr von deinen Sechsern abhängig, wie sie sich mit ihren Laufwegen anbieten.

Wäre nicht auch das Duo Feisthammel/Patrick Auracher in der Innenverteidigung eine gute Lösung?

Dies ist sicher eine Option, die unser Trainer im Hinterkopf haben dürfte, auch wenn wir bisher noch nicht gemeinsam im Abwehrzentrum gespielt haben.

Was wird entscheidend sein, damit es mit dem Aufstieg in die Regionalliga klappt?

Die Basis muss stimmen. Wir müssen schauen, dass wir so wenig Gegentore wie möglich bekommen, so oft wie möglich zu Null spielen. Dann muss die Aggressivität stimmen. Denn unsere Offensivabteilung ist immer gut dafür, auch mit einer Einzelaktion ein Spiel zu entscheiden. Das Tor von Lhadji Badiane gegen den SV Oberachern war das beste Beispiel.

Wie schätzen Sie die beiden Neuzugänge ein?

Sehr positiv, sportlich und menschlich. Pedro Astray bringt alle Voraussetzungen für einen top Mittelfeldspieler mit, spricht perfekt Englisch und hat nun auch bereits mit Deutschunterricht angefangen. Ilias Soultani hat in der Vorbereitung gezeigt, dass er eine sehr gute Verstärkung ist. Er ist gut im Eins-gegen-Eins, spielt einen starken letzten Pass, und er ist selbst torgefährlich.

Was sind Ihre persönlichen Ziele?

Kurzfristig will ich mit den Kickers den Aufstieg schaffen. Ich fühle mich super wohl im Verein und könnte mir vorstellen, noch ein paar Jahre hier zu spielen, ehe ich mich vielleicht danach auch ein Traineramt reizen würde. Ich glaube, das würde mir liegen.

Ihr Vertrag läuft bis 2020 – auch für eine weitere Saison in der Oberliga?

Ja, der Kontrakt gilt auch für die Oberliga, aber ich bin schon sehr, sehr optimistisch, dass ich mit den Stuttgarter Kickers in der kommenden Saison in der Regionalliga spielen werde.

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