Am 16. Februar beginnt für die Stuttgarter Kickers der Pflichtspielernst 2019 in der Fußball-Oberliga. Trainer Tobias Flitsch äußert sich über den Stand der Vorbereitung, die beiden Neuzugänge und er sagt, auf was es ankommt, damit das Ziel Aufstieg erreicht wird.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgarter - An diesem Samstag (14 Uhr/ADM-Sportpark) sollen Ilias Soultani und Pedro Astray im Testspiel gegen den TSV Schott Mainz erstmals den Dress der Stuttgarter Kickers tragen. Trainer Tobias Flitsch ist froh über die beiden Neuzugänge, da es nicht einfach ist, in der Winterpause geeigneten personellen Zuwachs zu bekommen. „80 Prozent der Gespräche sind am Finanziellen gescheitert“, sagt der Chefcoach.

 

Herr Flitsch, wie fällt Ihr Zwischenfazit der Vorbereitung aus?

Gut soweit. Es läuft alles nach Plan. Ich bin zufrieden, nur die Verletzung von Mijo Tunjic ist schade.

Was fehlt ihm, und wann wird er wieder spielen können?

Er hat einen kleinen Faserriss in der Wade, er wird rund zehn Tage pausieren.

Der Einsatz des Torjägers im ersten Punktspiel nach der Winterpause am 16. Februar gegen den SV Oberachern ist also nicht gefährdet?

Wenn es normal läuft nicht.

Als ersten Neuzugang konnten Sie Pedro Astray vom spanischen Drittlisten CDA Navlacarnero begrüßen. Was ist er für ein Spielertyp?

Er ist taktisch sehr gut ausgebildet und kann auf verschiedenen Positionen im Mittelfeld eingesetzt werden. Auf den Außenbahnen oder auch auf der Sechser-Position. Er ist ein athletischer, großer, kopfballstarker Spieler, der sehr diszipliniert auftritt.

Woher haben Sie die Informationen über ihn?

Martin Braun (Anm. d. Red.: Sportlicher Leiter der Kickers) hat sich alle seine 13 Spiele in der laufenden Saison angeschaut, ich ebenfalls die allermeisten. Wir sind davon überzeugt, dass Pedro dazu beitragen kann, dass wir noch stabiler und strukturierter spielen.

Kam der Kontakt über den Berater Carl-Friedrich Bischoff zustande, der in Heiningen wohnt und schon mehrere Spieler aus Spanien in den süddeutschen Raum vermittelt hat, wie zum Beispiel Cristian Giles Sanches, den Torjäger des SSV Reutlingen?

Ja, er war der Türöffner. Ich kenne ihn aus meiner Zeit beim 1. FC Heiningen, und auch Martin Braun hat während seiner Zeit beim FC 08 Villingen durchaus gute Erfahrungswerte aus der Zusammenarbeit vorzuweisen.

Was zieht die spanischen Spieler nach Deutschland?

In Spanien lassen sich eben auch keine Reichtümer in der dritten oder vierten Liga verdienen, und die hohe Jugendarbeitslosigkeit in ihrer Heimat machte es sehr schwierig, nebenbei einen Job zu bekommen. In Deutschland können die Spieler oftmals auch arbeiten und sehen die Oberliga als Sprungbrett, es vielleicht doch noch nach oben zu schaffen.

Ist es nicht ein Risiko, einen Spieler nur von Eindrücken aus Videos zu verpflichten, zumal Deutschland dann auch noch Neuland für ihn ist?

Jeder Neuzugang birgt ein gewisses Restrisiko. Wichtig ist jetzt, dass sich unsere Neuzugänge schnell bei uns wohlfühlen.

War es nicht möglich einen deutschen Spieler zu verpflichten, den man kennt und der weiß, was auf ihn in dieser Liga zukommt?

Wenn solch ein Spieler auf dem Markt gewesen wäre, der uns sofort weiterhilft, hätten wir es sicher gemacht. Es gab sehr viele Gespräche mit Spielern, 80 Prozent davon sind am Finanziellen gescheitert.

Den zweiten Neuzugang kennen Sie dagegen besser?

Ja, Ilias Soultani ist mir schon zu meiner Zeit als Trainer beim SSV Ulm 1846 aufgefallen, als er für den TSV Schott Mainz spielte. Er erzielte dabei in der Oberliga und der Regionalliga Südwest in insgesamt 67 Spielen 13 Tore und lieferte zahlreiche Vorlagen.

Zuletzt war er für den FSV Frankfurt am Ball.

Und er hat dort eine gute Entwicklung in der aktuellen Saison genommen. In 15 Einsätzen erzielte er in der Regionalliga Südwest sieben Tore. Mit erst 22 Jahren ist er noch ein sehr junger Spieler, so dass wir von einer sportlichen und persönlichen Weiterentwicklung ausgehen. Er wird im März eine Ausbildung im Großraum Stuttgart beginnen. Dadurch war der Transfer überhaupt erst möglich.

Was zeichnet ihn aus?

Er hat einen guten Zug zum Tor, einen sehr guten letzten Ball und er bleibt im Abschluss ruhig. Ilias wird unser Spiel nach vorne beleben, von der Außenbahn oder der Achter-Position aus.

Sind Sie mit dem aktuellen Kader nun zufrieden?

Ja. Denn wir hatten ja die drei Abgänge Felix Gerber, Grgo Zivkovic und Ndriqim Halili (Anm. d. Red.: Er wechselte zum FC Differdingen 03 nach Luxemburg). Zudem plagen Pana Karastergios Adduktoren- und Sprunggelenksprobleme. Deshalb war es sehr wichtig, diese beiden Verstärkungen mit Qualität zu bekommen. Dazu baue ich auf eine Leistungssteigerung im Kader insgesamt. Wir sind fitter – das muss unser großer Trumpf werden.

Ist es das, was Sie tatsächlich am meisten optimistisch stimmt?

Ein gutes Beispiel sind die Vorbereitungsspiele gegen die TSG Balingen. Im Sommer haben wir gegen den Regionalliga-Aufsteiger mit 1:4 verloren. Wir waren hoffnungslos unterlegen, vor allem körperlich. Jetzt im Winter haben wir wieder gegen Balingen gespielt, haben 3:2 gewonnen und waren läuferisch und athletisch mindestens genauso gut wie der Gegner. Das war gegen die Bundesligareserve des FC Augsburg übrigens genauso der Fall, obwohl wir diesen Test gegen den FCA II unnötig mit 1:2 verloren haben – ohne Mijo Tunjic.

Tunjic ist die Lebensversicherung der Kickers. Sein Ausfall würde mutmaßlich den Aufstieg kosten. Warum haben Sie keine Absicherung für ihn verpflichtet?

Es stimmt, dass wir im Sturmzentrum nicht sehr viele Alternativen haben. Aber Shkemb Miftari könnte auch ganz vorne drin spielen, und man muss auch eines sehen: Als Oberligist zwei Spieler der Kategorie Mijo Tunjic im Kader zu haben, ist wenig realistisch.

Vor dem 1:0 gegen den SSV Reutlingen, dem letzten Spiel vor der Winterpause, nahmen Sie einen Positionstausch vor: Patrick Auracher rückte in die Innenverteidigung, Kapitän Tobias Feisthammel dafür ins Mittelfeld. Warum kam es dazu, und wird es in der Rückrunde dabei bleiben?

Unser erstes Ziel war es, mit dem im Zweikampf überragenden Patrick Auracher auf der Sechser-Position Stabilität in unser Spiel zu bringen. Das ist uns gelungen. Jetzt haben wir uns Respekt erarbeitet, die Gegner stehen tiefer. Und da ist Tobi eher der Spieler, der aus der Mitte heraus das Spiel gestaltet, das Spiel nach vorne antreibt. Doch dieser Rollentausch ist nicht in Stein gemeißelt.

Was wird das Entscheidende sein im Kampf um den Aufstieg?

Dass wir Konstanz in unser Spiel bringen.

Wann werden die beiden Neuzugänge erstmals spielen?

Sie werden bei unserem Testspiel an diesem Samstag um 14 Uhr im ADM-Sportpark gegen den TSV Schott Mainz dabei sein. Die machen einen fitten Eindruck, und ich freue mich auf ihren ersten Auftritt.

Sehen Sie im Video ein Interview mit Trainer Tobias Flitsch zum Ende der letzten Saison: