Ein Auftritt, bei dem sich auch langjährige Fans glatt ein bisschen neu in ihre Lieblinge verlieben konnten: Tocotronic machten am Sonntagabend Halt im Theaterhaus.

Stuttgart - Hymnen auf die Kunst des Scheitern und Bekenntnisse der Hassliebe über das Leben in Zeiten wie diesen: Tocotronic haben im ausverkauften Theaterhaus ein prächtiges Konzert voll präzise geschichtetem Diskursrock gegeben.

 

Bandklassiker wie „Kapitulation“, „This Boy is Tocotronic“, „Macht es nicht selbst“ oder die Anti-Fahrradfahrer-Hymne „Freiburg“, dazu viele Songs ihres aktuellen Albums „Die Unendlichkeit“: Auf den ersten Blick haben Dirk von Lowtzow & Co. am Sonntagabend ein recht vorhersehbares Konzert ohne große Überraschungen gegeben. Spontane Quintessenz nach über einhundertzwanzig Minuten: Die Welt hat sich weit stärker verändert als diese Band – im Fall von Tocotronic eine tröstliche Erkenntnis.

Und doch ist dem deutschen Indierockquartett vor 1500 Besuchern im Theaterhaus ein kleines Kunststück gelungen: ein Auftritt, bei dem sich auch langjährige Fans glatt ein bisschen neu in ihre Lieblinge verlieben konnten. Bestechend kompakt klingt der Sound der Band auf ihrer Jubiläumstournee – im 25. Karrierejahr haben Tocotronic ihre Musik zu temporeichem Lärm der Premiumklasse verdichtet und eine Art „Diskursrock 4.0“ auf die Bühne gestellt, den das Publikum mit reichlich Applaus gefeiert hat. Die Sympathie beruhte dabei durchaus auf Gegenseitigkeit – Tootronic dankten mit drei Zugaben großzügig zurück.