Tod eines Erntehelfers in Bad Krozingen Kein Hinweis auf Straftat

Ein rumänischer Erntehelfer stirbt in seiner Unterkunft. Hinterher wird klar: er litt am Coronavirus. Warum wurde nicht rechtzeitig Hilfe geholt?
Bad Krozingen - Nach dem Tod eines rumänischen Erntehelfers auf einem Spargelhof im südbadischen Bad Krozingen hat das Gesundheitsamt des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald die betroffenen Kontaktpersonen isoliert. Man habe die üblichen Maßnahmen bei positiven Covid-19-Befunden eingeleitet, heißt es in einer Mitteilung des Landratsamts. Der 57-Jährige war am 11. April in seiner Unterkunft gestorben. Weil die Todesursache unklar war, veranlasste das Gesundheitsamt in dieser Woche nachträglich einen Test auf das Coronavirus.
Krankenversicherung ja, Lohnfortzahlung nein
Die Ermittlungen seien abgeschlossen, sagte ein Sprecher der Polizei. Es hätten sich keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden oder für strafbare Handlungen ergeben, erklärte eine Sprecherin der Freiburger Staatsanwaltschaft. Auf eine Obduktion werde verzichtet. Der Mann war am 20. März zusammen mit seiner Frau eingereist und hatte sich wohl erst in Deutschland infiziert. Der Erkrankungsbeginn sei unklar, erklärte das Gesundheitsamt. Kurz vor seinem Tod soll er über Schnupfen und Husten geklagt haben. Unklar ist, warum kein Arzt gerufen wurde. Grundsätzlich seien ausländische Erntehelfer vom ersten Tag an krankenversichert, sagte Otmar König vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV). Eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gebe es erst nach vier Wochen.
Die Ehefrau sei symptomlos. Allerdings sei ein zweiter Erntehelfer erkrankt, so das Gesundheitsamt. Seine Ware kann der Hof weiterhin verkaufen. Der Betrieb halte sich an die Vorgaben zur Beschäftigung von Erntehelfern. Die Menschen lebten in Unterkünften von ein bis vier Personen im Familienverbund und hätten den Betrieb nicht verlassen. Sie erhielten eine Sammelverköstigung und könnten auf dem Hof einkaufen, so die Behörde. Der Hofbetreiber äußerte sich nicht.
Linke kritisiert „Rosinenpickerei“
Die Entscheidung der Politik, osteuropäische Erntehelfer per Luftbrücke einfliegen zu lassen, steht jetzt wieder in der Kritik. Der Fall von Bad Krozingen müsse genau untersucht werden, forderte die migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Gökay Akbulut. „Die Erntehelfer sollen kommen und unseren Spargel stechen, auch wenn sie sich dabei in Lebensgefahr begeben.“ Derweil überlasse man unschuldige Flüchtlingskinder in den griechischen Camps ihrem Schicksal. „Mit dieser Rosinenpickerei muss endlich Schluss sein.“
König verwies hingegen darauf, dass auch Grenzgänger aus Frankreich und der Schweiz weiter zur Arbeit ins Land gelassen würden. Diese Freizügigkeit müsse auch für Saisonarbeitskräfte gelten. Allerdings schreckten mittlerweile auch viele Rumänen zurück, weil sie das Virus, den Flug oder die strengen Quarantänebestimmungen ihrer Heimatländer bei der Rückreise fürchteten.
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