Nach 1685 Folgen und fast 33 Jahren Serienleben ist am Sonntagabend Hans Beimer aus der ARD-„Lindenstraße“ verstorben. Ein Ausflug in den Wald wurde ihm zum Verhängnis. Wird ihm nun auch der Rest der Besatzung bald folgen?

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Hans Beimers Serientod in der „Lindenstraße“ sollte die ganz große Oper werden – so haben sich die Verantwortlichen der Produktion und der verantwortliche WDR das jedenfalls vorgestellt. Deswegen hatte man dem Aufnahmeteam für die 1685. Folge der Endlos-Serie nicht nur zwei Tage Außenaufnahmen in einem Waldstück spendiert, im Sendesaal des WDR versammelte sich auch noch das Funkorchester, um live eine hochdramatische Filmmusik einzuspielen.

 

Wie gesagt: dass hätte die ganz große Oper werden können. Weil aber auch in Folge 1685 wieder nur jene Drehbuchautoren tätig waren, die nun schon seit so vielen „Lindenstraßen“-Folgen tätig sind und seit Jahr und Tag wachsenden Handlungskrampf fabrizieren, wurde auch diese Ausgabe namens „Die Ruhe nach dem Sturm“ nur ein weiteres Stück zum Haareraufen – zusammengehalten nur von der zusehends quälenden Frage des Zuschauers, wann und wie Hans Beimer denn nun wirklich..., nein: endlich stirbt.

Fassen wir das Geschehen kurz zusammen: Hans trainiert (wie schon seit Wochen) für den Jakobsweg und absolviert dazu „die kleine Runde“ durch den Wald. Absichtlich wandert er länger als angekündigt, weil er keine Lust hat, mit seiner Ex-Frau Helga in ein Nachmittagskonzert zu gehen. Helga, durchwirkt von dunklen Ahnungen, eilt darum auch in den Wald, um Hans zu suchen – und verspätet sich nun ihrerseits. Daraufhin alarmieren Helgas Senioren-WG-Mitbewohner Gabi und Andi den inzwischen längst wieder heimgekehrten Hans und dessen Jetzt-Frau Anna. Man fährt los, um Helga zu suchen. Ach ja, ein Gewitter zieht auf.

„Das ist kein Ende. Das ist erst der Anfang“

In den letzten zehn Minuten läuft alles kreuz und quer durch den Wald, die Wortanteile bestehen aus „Hans!“- und „Helga!“-Rufen. Natürlich hat niemand Handyempfang, natürlich wächst die Verzweiflung, natürlich verstaucht sich Helga einen Fuß. Wenn sie mal wieder zu Boden plumpst, inzwischen in der Gesellschaft ihres Ex-Mannes Hans, fallen schicksalsschwangere Sätze wie „Du wirst immer in meinem Herzen sein“; dazu spielt das Funkorchester sirrend hoch wie aus dem „Lohengrin“. Zum Schluss, nach dem Gewitter, sind zwar alle gerettet, aber Hans stirbt trotzdem, einfach so; der Kopf sackt zu Seite weg. Vorher hat er noch die denkwürdige Sentenz zu Protokoll gegeben: „Das ist kein Ende. Das ist erst der Anfang.“

Machen wir’s kurz: Hans Beimer ist tot, sein Darsteller Joachim H. Luger kann sich auf eigenen Wunsch hin nun anderen Rollen widmen. Der ARD sollte indes spätestens jetzt klar sein, dass die „Lindenstraße“ ihre historischen Verdienste hat, aber in der Gesamtschau der Serienwelt inzwischen schlicht hanebüchen ist. 2019, wenn wir recht sehen, läuft der Vertrag mit der „Lindenstraße“ vorerst aus. Das ist eine Chance!