Im Stuttgarter Zoo ist eines der bekanntesten Tiere überraschend gestorben. Der Eisbär Anton verschluckte die Jacke eines Besuchers der Wilhelma und erlag den Folgen einer Darmentzündung. Der Zoo äußert sich nun zu den Sicherheitsstandards.

Stuttgart - Die Mitarbeiter der Wilhelma haben am Montagmorgen mit einer traurigen Nachricht ihre Woche begonnen: In der Nacht ist der Eisbär Anton gestorben, eines der bekanntesten Tiere im Stuttgarter Zoo. Anton ist den Folgen einer schweren Darmverletzung und -entzündung erlegen, das Tier hatte offenbar eine Jacke und eine Tasche eines Besuchers verschluckt. Dass mit dem Eisbären etwas nicht stimmte, hatten seine Pfleger bemerkt, als dieser sich seltsam verhielt und anfing, Teile von Gewebestücken zu erbrechen. Der Tierarzt verabreichte ihm daraufhin ein Abführmittel. Daraufhin schied Anton Teile der Fremdkörper aus, jedoch nicht alle.

 

Besucher werden gewarnt

Warum der Eisbär die Tasche und die Jacke überhaupt gefressen hatte, statt sie nur zu zerlegen, wie er es zuvor schon mit anderen Fundstücken in seinem Gehege getan hatte, ist auch den Tierpflegern ein Rätsel. Das Eisbärengehege in der Wilhelma ist unter anderem durch eine große Glastrennscheibe und seit einigen Jahren zusätzlich durch einen Elektrodraht gesichert. Auf Schildern am Gehege werden die Besucher auf den Zaun hingewiesen und darauf, die Tiere nicht zu füttern. Ungeachtet dessen gelangen immer wieder Gegenstände in das Eisbärengehege: In den vergangenen 20 Jahren landeten 200 Kinderschuhe im Wasser, zahlreiche Schnuller, sowie Mützen, Fotoapparate, Handys und Brillen.

Nur wenn die Besitzer der Gegenstände den Verlust schnell melden, können die Tierpfleger diese rechtzeitig entfernen. „Hätten wir gewusst, dass etwas im Gehege war, hätten wir Anton vielleicht retten können“ sagt Tobias Knauf-Witzens, der Tierarzt der Wilhelma. Ob die Gegenstände in diesem Fall versehentlich oder absichtlich in die Anlage gelangten, ist unklar.

Einige Todesfälle wegen Fremdkörpern im Gehege

Immer wieder kommt es zu Todesfällen unter den Zootieren, weil Fremdkörper erst in die Gehege und dann in die Mägen der Tiere geraten. Vor vielen Jahren verendete das Flusspferd Egon an einem Darmverschluss, der durch einen Tennisball verursacht wurde. Auch den letzten See-Elefanten der Wilhelma kostete ein verschlucktes Stofftier das Leben. Die Wilhelma weise an zahlreichen Stellen darauf hin, dass die Besucher die Tiere nicht füttern und keine Gegenstände in die Anlagen hineinwerfen sollen, sagt Karin Herczog, die Pressesprecherin des Zoos. „Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass die Hinweise oft nicht gelesen werden.“

Der Zoo beschäftige sich ständig mit der Frage, wie die Sicherheit für die Tiere weiter verbessert werden könne, sagt Herczog. Es sei jedoch zu früh, etwas dazu zu sagen, ob der Todesfall bei den Eisbären zu einem weiteren Ausbau der Sicherheitsmaßnahmen führen werde.

Anton wurde 25 Jahre alt. Wenn er die Jacke und die Tasche nicht verschluckt hätte, hätte er noch zehn bis 15 Jahre leben können. Der Eisbär wurde 1989 im Karlsruher Zoo geboren, drei Jahre später zog er mit drei weiteren jungen Eisbärinnen in die neu eröffnete Anlage für Bären und Klettertiere in die Wilhelma ein. 2007 wurden er und Corinna Eltern von Wilbär. Die Geburt des Eisbärenbabys bescherte der Wilhelma einen Besucheransturm und bundesweite Aufmerksamkeit. Corinna lebt nach dem Tod von Anton nun allein in der Anlage. Wilbär wurde bereits vor Jahren an eine Anlage in Schweden abgegeben. Der Eisbär lebt heute im Orsa-Park.