Zuspruch für die Staatsanwaltschaft Karlsruhe: der Zentralrat der Juden begrüßt es, dass der Tod seines Ex-Chefs Werner Nachmann vor fast 30 Jahren neu untersucht wird.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßt es, dass der Tod seines früheren Vorsitzenden Werner Nachmann nach fast dreißig Jahren neu untersucht wird. Bei den Todesumständen Nachmanns, der im Januar 1988 offiziell an Herzversagen starb, sei „wohl einiges im Dunkeln geblieben“, sagte der amtierende Vorsitzende des Zentralrats, Josef Schuster, dieser Zeitung. „Jeder Schritt, der zur Aufklärung des Falls beitragen könnte, ist zu begrüßen“, betonte Schuster nach Angaben einer Sprecherin. „An einer Aufklärung hat die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ein großes Interesse.“

 

Diese Woche war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft Karlsruhe prüft, Ermittlungen wegen Mordes einzuleiten; einen entsprechenden Anfangsverdacht hat sie bisher nicht festgestellt. Auslöser sind Protokolle der Befragung einer Vertrauten Nachmanns, die ein 1988 vom Zentralrat beauftragter Detektiv über die Stuttgarter Zeitung der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt hatte. Laut der Vertrauten soll Nachmann in der Zeit vor seinem Tod mehrfach die Befürchtung geäußert, er solle allmählich vergiftet werden; er habe auch einen Verdacht geäußert, durch wen und wie dies geschehe. Der Detektiv hatte zudem den Vorwurf geäußert, der spätere Zentralratschef Heinz Galinski habe die Suche nach mutmaßlich durch Nachmann veruntreuten Geldern in dem Moment gestoppt, als er eine heiße Spur ins Ausland gefunden habe.

„Nach intensiver Suche nichts gefunden“

Der Zentralrat hatte sich dazu nicht geäußert – mit der Begründung, man habe „auch nach intensiver Suche keine Unterlagen oder Ansprechpartner finden können“. Damals Beteiligte seien entweder schon lange nicht mehr für den Zentralrat tätig oder bereits verstorben. Auf der Homepage des Zentralrats war die Finanzaffäre um Nachmann noch im ersten Halbjahr 2017 erwähnt. Inzwischen finden sich keine Angaben dazu mehr. Die Sprecherin begründete dies damit, man habe den Internetauftritt inzwischen überarbeitet und dabei sämtliche Texte verknappt.