Bei einem Unfall nahe Pleidelsheim stirbt ein 44-Jähriger. Um das Opfer vor Sensationsgierigen zu schützen, setzt die Feuerwehr einen neuen Sichtschutz ein. 

Pleidelsheim - Bei einem schweren Unfall auf der A 81 am Mittwoch ist ein 44-Jähriger zu Tode gekommen. Um das Opfer vor Gaffern zu schützen, setzte die Feuerwehr zum ersten Mal eine neue mobile Sichtschutzwand ein. Zahlreiche Fahrer, die keine Rettungsgasse bildeten, störten zudem die Arbeit der Einsatzkräfte.

 

Laut Polizei war der Mann beim Einscheren nach einem Überholvorgang, der hinter dem Steuer eines Kastenwagens saß, um kurz vor sieben Uhr auf der Autobahn nahe Pleidelsheim auf einen vor ihm fahrenden Tanklastzug geprallt. Vermutlich hatte er nicht schnell genug erkannt, dass vor ihm stark stockender Verkehr herrschte. Die Wucht des Aufpralls zertrümmerte und stauchte das Führerhaus, der Fahrer wurde eingeklemmt. Die Rettungskräfte konnten ihm nicht mehr helfen: Er starb noch an der Unfallstelle.

10 000 Euro im Kampf gegen Gaffer

Zur Person des Verunglückten macht die Polizei keine Angaben. Sowohl der Kastenwagen als auch der Tanklastzug, dessen Fahrer unverletzt blieb, hatten polnische Kennzeichen. Das Unglück ereignete sich in Fahrtrichtung Stuttgart kurz nach der Auffahrt Pleidelsheim. Als Folge des Unfalls und der Bergungsarbeiten ging auf der Autobahn erst einmal nichts mehr. Der Verkehr kam über eine Strecke von mehr als zehn Kilometern zum Stillstand. Gegen 10 Uhr war die Fahrbahn geräumt, dennoch brauchten die Autofahrer weiter Geduld: Zwischen den Anschlüssen Ilsfeld und Ludwigsburg-Nord schleppte sich der Verkehr weiterhin nur stockend voran.

Zu tun hatten die Einsatzkräfte am Mittwoch aber nicht nur mit der Bergung des Verunglückten und der Fahrzeugswracks – vor allem rücksichtslose Verkehrsteilnehmer beschäftigten die Retter. So musste die Freiberger Feuerwehr eine neue Sichtschutzmauer zum Einsatz bringen, um die Unfallstelle vor Gaffern abzuschirmen. Vor wenigen Tagen, so erklärt der Kreisbrandmeister Andy Dorroch, habe man zwei aufblasbare Plastikwände bei den Feuerwehren in Möglingen und Freiberg stationiert. Diese Wehren seien besonders häufig bei Unfällen auf der Autobahn im Einsatz. Vorteil des neuen Sichtschutzes: er ist innerhalb von einer Minute aufgestellt und auf einer Länge von rund 20 Metern blickdicht. Ein Gebläse sorgt dafür, dass die rund zwei Meter hohe Plastikwand ohne zusätzliche Stützen steht. Gegen starken Wind kann die Konstruktion mit Sandsäcken beschwert werden. Die Anschaffungskosten von rund 10 000 Euro für beide Wände hat der Landkreis Ludwigsburg bezuschusst.

Polizei kontrolliert Rettungsgasse

Dass man auch technisch derart gegen Gaffer aufrüsten muss, bedauert der Kreisbrandmeister. Doch man müsse auf das Phänomen, dass immer mehr Auto-, vor allem aber Lastwagenfahrer mit ihren Smartphones Bilder von Unfällen und Unfallopfern machten, reagieren. Vor allem bei Unfällen auf der Autobahn soll die neue Wand einen Stau auf der Gegenfahrbahn vermeiden – weil die Neugierigen durch die 20 Meter lange Wand keine Chance haben, einen Blick auf die Unfallstelle zu erhaschen. Aus Sicht der Wehrleute ist die Länge der neuen Wand deren größter Vorteil: bisher habe man sich bei schweren Unfällen mit kleinen Planen und Tüchern beholfen, erklärt Dorroch. Andere mobile Sichtschutzwände seien nur wenige Meter breit. Dem Schutz der Opfer sei man es aber schuldig, dass möglichst gar keine Bilder von einem Unfall im Netz landen. „Es geht schlicht und ergreifend um Respekt.“

Mit uneinsichtigen Autofahrern anderer Art hatte die Polizei nach dem Unfall zu kämpfen: da einige Zeitgenossen trotz des Unglücks keine Rettungsgasse bildeten, fuhr ein Streifenwagen des Polizeipräsidiums Heilbronn die Strecke ab, um jene mobilen Zeitgenossen anzuzeigen. Eine Rettungsgasse, darauf weist die Polizeisprecherin Yvonne Schächtele hin, muss auch dann weiter freigehalten werden, wenn sich bereits Helfer an einer Unfallstelle befinden. „Man weiß nie, ob noch weitere Einsatzkräfte gebraucht werden.“