Im Fall der der umgestürzten Stileiche, die zwei Frauen in einem Auto erschlagen hat, hat die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren eingestellt. Die Kontrollen des Waldes sind laut einem Gutachten ordnungsmäß abgelaufen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Roland Bernhard und die Mitarbeiter des Forstwirtschaftsamts sind erleichtert: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat das Ermittlungsverfahren wegen des auf der Kreisstraße zwischen Stuttgart und Böblingen umgefallenen Baums eingestellt. „Dies war auch immer unsere Hoffnung, da wir unsere Aufgabe zur Verkehrssicherungspflicht im Wald verantwortungsvoll nachkommen“, teilte der Landrat mit. Im vergangenen November waren zwei Frauen von der Eiche erschlagen worden, als sie gerade auf der Rechtsabbiegespur in Richtung Sindelfingen unterwegs waren. „Es bestehen keine Anhaltspunkte für eine Straftat“, erläuterte der Staatsanwalt Jan Holzner.

 

Die Verfahrenseinstellung ist relativ schnell erfolgt: Vor einer Woche kam vom Polizeipräsidium Ludwigsburg noch die Auskunft, dass das Gutachten des Baumsachverständigen weiterhin ausstehe. Offenbar muss es der Staatsanwaltschaft schon länger vorliegen. Laut dem Arboristiker haben die Förster ihre Arbeit korrekt gemacht. Die Regeln für die Baumkontrolle seien in den vergangenen Jahren ordnungsgemäß eingehalten worden. An dem umgestürzten Baum konnten die Förster keine Mängel entdecken, „da das Schadbild im Wesentlichen unterirdisch lag“, teilt der Staatsanwalt mit. Pilze hatten die Wurzeln der Stileiche befallen. An der Krone des Baumes war seine Schwächung nicht zu erkennen. Verwelkte Blätter oder Totholz sind oft Indizien für Krankheiten. Doch bei Wurzelfäule können selbst stark geschädigte Bäume ein intaktes Kronenbild haben. Es lag auch nicht am Standort oder an der Baumart, dass es zu dem Unfall gekommen ist, hat das Gutachten ergeben.

Keine Symptome eines Pilzbefalls

Das Unglück wird dennoch Konsequenzen im Forstwirtschaftsamt haben: „Wir möchten intern unser Verfahren zur Verkehrssicherung nochmals überprüfen und uns auch mit anderen Landkreisen in der Region Stuttgart austauschen“, sagt dessen Leiter Reinhold Kratzer. Unmittelbar nach dem Unglück seien alle benachbarten Bäume kontrolliert worden. Sie hätten keine Symptome eines Pilzbefalls aufgewiesen, berichtet er. Trotzdem sollen die Eichen an der Stelle „als reine Vorsichtsmaßnahme“ gefällt werden. Die Förster nutzen dazu Straßenbauarbeiten, die nächsten Monat an der Kreisstraße anstehen, weil sie dafür gesperrt werden muss. Reinhold Kratzer begründet die Fällaktion mit dem Gutachten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, welches das Landratsamt in Eigenregie beauftragt hatte. Die Erkenntnis daraus lautet ebenfalls, dass sich der Pilz unterirdisch auf die Unterseite der Wurzeln verlagerte, ohne dass oberirdische Befallssymptome erkennbar waren.

Unabhängig von dem in Sindelfingen umgestürzten Baum haben die Förster auch an anderen Stellen für Verkehrssicherheit gesorgt. Während der Holzernteperiode wurden an der Landesstraße mit der Nummer 1184, die von Herrenberg zu den Kommunen der Schönbuchlichtung führt, sowie an der Bundesstraße 464 „reguläre Hiebmaßnahmen“ vorgenommen, berichtet der Amtsleiter. Außerdem ist das Amt laut Reinhold Kratzer auch in diesem Winter mit turnusgemäßen Kontrollen „der Aufgabe zur Verkehrssicherungspflicht im Wald intensiv nachgekommen“.

„Emotional sehr belastet“

Die Stieleiche bei Sindelfingen hat eine 32 Jahre alte Mutter zweier kleinen Kinder sowie ihre 81 Jahre alte Großmutter erschlagen. „Die Angelegenheit hat uns alle, insbesondere die zuständige Revierleiterin, emotional sehr belastet“, berichtet Roland Bernhard. Der Landrat spricht den Angehörigen nochmals „sein tiefstes Bedauern und sein Beileid aus“. Sollten sie „ in irgendeiner Form meine Unterstützung benötigen, können sie jederzeit auf mich zu kommen“, teilt er mit.