Erstmals wird eine neue, schnellere Bahnstrecke südlich von Seattle getestet. Dann entgleist der Zug. Nun teilte die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB mit, der Zug war mit viel zu hohem Tempo unterwegs.

Dupont - Der im US-Bundesstaat Washington entgleiste Zug ist nach offiziellen Angaben viel zu schnell unterwegs gewesen. Er sei mit einer Geschwindigkeit von knapp 129 Kilometern pro Stunde auf einem Gleis gefahren, das nur für rund 48 Kilometer pro Stunde ausgelegt gewesen sei, teilte Bella Dinh-Zarr von der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB am späten Montagabend (Ortszeit) mit. Es sei noch zu früh um zu sagen, warum der Zug so schnell unterwegs gewesen sei.

 

Der Zug entgleiste nahe der Stadt DuPont südlich von Seattle und stürzte teilweise auf eine Autobahn. Dabei wurden drei Menschen getötet und mehr als hundert weitere verletzt. Die genauen Umstände des Unglücks waren zunächst weiterhin unklar.

Mit der Zugfahrt am Montagmorgen sollte ein neuer Streckenabschnitt eingeweiht werden, um den Transport von Reisenden in der Region im US-Staat Washington entscheidend zu beschleunigen. Dahinter steht ein Bauprojekt in Höhe von rund 180 Millionen Dollar, die Route führt unter anderem durch eine Kurve über die Interstate 5 - dem Highway, über dem sich der Unfall ereignete.

Der Eisenbahngesellschaft Amtrak zufolge hatte der Zug Seattle gegen 6.00 Uhr morgens verlassen und sollte rund dreieinhalb Stunden später in Portland ankommen. Gegen 8.00 Uhr kam es zu dem Unglück, bei dem auch Autos beschädigt wurden. Währenddessen waren einem Amtrak-Sprecher zufolge 80 Passagiere und fünf Mitarbeiter in dem Zug.

Amtrak-Messdaten auf einer Webseite ergaben indes, dass der Zug 400 Meter vor der Unfallstelle mit einem Tempo von fast 130 Kilometern pro Stunde fuhr. Wegen einer gefährlichen Kurve sind dort lediglich 48 Kilometer pro Stunde erlaubt.

US-Präsident Trump meldet sich per Twitter zu Wort

In einem Telefonat mit Pressevertretern sagte der Präsident von Amtrak, Richard Anderson, die positive Zugkontrolle sei bei dem Vorfall nicht aktiviert gewesen. Die Technik ermöglicht das Verlangsamen, Stoppen oder Beschleunigen eines Zuges. Anderson sagte, ihm tue sehr leid, was geschehen sei.

Nach dem Unglück wurden den Behörden zufolge alle Waggons des Zuges nach Überlebenden und Verletzten durchsucht. Der Zugpassagier Chris Karnes wusste nach dem Unglück zunächst nicht, was passiert war. „Das einzige Zugteil, das auf den Schienen ist, ist die hintere Lokomotive“, beschrieb er die Situation. „Es gibt mehrere Waggons, die über die Überführung hängen.“

Die Reisende Emma Shafer konnte sich aus einem Waggon befreien, der über eben jener Überführung hing: „Nach dem Crash hat es sich seltsam ruhig angefühlt. Da war viel Metall (...), viel, das herumgeworfen wurde. Es war sehr ruhig und dann haben Leute angefangen, zu schreien.“

US-Präsident Donald Trump nutzte den tödlichen Vorfall, um für höhere Infrastrukturausgaben zu werben. Das Zugunglück zeige „mehr denn je, warum unser Infrastrukturplan, der bald vorgelegt wird, schnell genehmigt werden muss“, twitterte er.