In Südeuropa sind in diesem Jahr auffällig viele Menschen am West-Nil-Fieber erkrankt. In Deutschland wurde nun der dritte Fall bei einem Vogel nachgewiesen. Die Suche nach den Überträgern läuft.

Poing/Erlangen - In Deutschland haben Experten innerhalb weniger Tage drei Fälle von West-Nil-Fieber bei Vögeln nachgewiesen. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) habe den Erreger bei einem Habicht aus Sachsen-Anhalt entdeckt, teilte der Landkreis Anhalt-Bitterfeld am Donnerstag mit. Der Vogel sei Anfang September in Weißandt-Gölzau gefunden worden. Erstmals bei einem Vogel in Deutschland wurde das Virus vor zwei Wochen bei einem gestorbenen Bartkauz aus dem Zoo Halle/Saale nachgewiesen. Beide Fundorte liegen etwa 25 Kilometer voneinander entfernt. Auch im oberbayerischen Kreis Ebersberg starb ein Bartkauz in einem Wildpark in Poing an dem Erreger, wie das zuständige Landesamt in Erlangen ebenfalls am Donnerstag mitteilte.

 

West-Nil-Viren werden durch Stechmücken übertragen

Die West-Nil-Viren werden durch Stechmücken übertragen. Sie infizieren meist Vögel, können aber auch auf Pferde und den Menschen übertragen werden. In den meisten Fällen bleibt die Infektion ohne Symptome.

In südeuropäischen Ländern waren in diesem Jahr auffällig viele Menschen am West-Nil-Fieber (WNF) erkrankt. Griechenland registrierte in diesem Jahr bereits 180 Infizierte und zudem 22 Todesfälle. In Deutschland tritt die Erkrankung sehr selten auf. Bisher haben sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts alle Betroffenen im Ausland infiziert.

Nachgewiesen wurde das Virus erstmals 1937 in der Region West Nil in Uganda. Inzwischen ist der Erreger in weiten Teilen Afrikas, Asiens und Europas heimisch. In den 1990er-Jahren schaffte er sogar den Sprung über den Atlantik und ist nun auch in den USA verbreitet.

Übertragung auf Menschen eher unwahrscheinlich

Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis das Virus erstmals in Deutschland auftritt, sagte eine FLI-Sprecherin. Das Institut geht jedoch davon aus, dass es in Deutschland in diesem Jahr bei Einzelfällen von infizierten Vögeln bleibt. Denn die Mückensaison gehe langsam zu Ende und der Erreger überdauere in den Insekten nicht sehr lange, sagte die Sprecherin. Über den Winter werde sich das Virus daher wohl auch nicht halten. Die Übertragung auf den Menschen sei eher unwahrscheinlich: „Erstmal muss ein Tier infiziert sein. Dann muss die Mücke den Erreger aufnehmen und in sich vermehren und dann auf den Menschen übertragen. Das ist eine ziemlich lange Kette.“

Beim Menschen verlaufe die Infektion bei 80 Prozent der Betroffenen ohne Symptome, teilte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen mit. Der Rest könne grippeähnliche Erscheinungen bekommen wie etwa leichtes Fieber. In Einzelfällen - vor allem bei älteren Patienten mit Vorerkrankungen - könne allerdings auch ein schwerer Krankheitsverlauf mit hohem Fieber und Gehirnhautentzündung auftreten. In seltenen Fällen ende die Erkrankung tödlich.

Nach dem Fund in Halle Ende August haben Experten dort Mücken gesammelt und untersucht. Die Ergebnisse werde es im Lauf der nächsten Woche geben, sagte die FLI-Sprecherin. Bislang ist unbekannt, auf welchem Weg der Erreger den Bartkauz dort infizierte. Allerdings gehen die Forscher davon aus, dass auch hiesige Stechmücken-Arten das Virus übertragen können. Bartkäuze stammen aus Skandinavien. Der Direktor des Bergzoos in Halle, Dennis Müller, vermutete, dass die Vögel für subtropische Viren möglicherweise besonders anfällig sind.