Sind Ramen und Udon das neue Sushi? Keiko Allgaier will die Deutschen auf den Geschmack der leckeren Nudelgerichte bringen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)
Stuttgart - Zu ihren Nudeln haben die Japaner ein besonders inniges Verhältnis. Keiko Allgaier liebt Ramen und Udon sogar so sehr, dass sie ihre Stelle im japanischen Honorarkonsulat in Stuttgart aufgegeben hat, um die Nationalgerichte aus Fernost im Spätzleland Schwaben bekannt zu machen.

Bei der Lebensmittelmesse in Paris hätten die Menschen vor dem Ramen-Stand Schlange gestanden, erzählt sie. Im Moment importiert Allgaier die Teigwaren noch aus ihrer Heimat, aber am liebsten würde sie sie selbst herstellen. "Tokio Dining" hat sie ihr erstes Restaurant genannt – und der Name ist Konzept.

Allgaier, die seit 23 Jahren in Deutschland lebt, will ihren Gästen das moderne Japan präsentieren, keine Fujiyama-Geisha-Klischees. "Wir mögen Mangas und puristisch eingerichtete Restaurants", sagt sie. Obwohl in der Steubenstraße die Farbe Weiß dominiert, wirkt das Lokal alles andere als steril. Mit seiner gewölbten Holzdecke erinnert es an einen Eisenbahnwaggon, was ihm einen etwas altertümlichen Charme verleiht. Auch schön altmodisch: ein Hase als Fensterdekoration.

Man findet das Motiv auf der Speisekarte wieder. Die enthält natürlich Nudeln in zahlreichen Variationen. Als Vorspeise entscheiden wir uns trotzdem für Sushi, genauer gesagt: für das Harajyuku-Set (19,90 Euro). Die Qualität ist in Ordnung, vor allem die Jakobsmuscheln und der Tunfisch sind ausgezeichnet. Offensichtlich beherrschen die Sushi-Meister ihr Küchenhandwerk. Einer der beiden ist zudem Meister im traditionellen Trommeln, Taiko genannt. Die Gäste staunen über seine Trommeleinlage vor dem Tresen.

Restaurant und Lieferservice zugleich


Aber kommen wir endlich zu den Nudeln. Keiko Allgaier hat nicht zu viel versprochen. Die würzige Nudelsuppe Spicy Miso Ramen (14,50 Euro) mit Sojapaste, Mais, Schweinefleisch und Chili überzeugt durch die Aromenvielfalt. Das Chashu – Schweinefleisch mit Sojasoßengeschmack – in der heißen Suppe zergeht auf der Zunge. Ein ideales Gericht für kalte Wintertage. Auch Gyoza, japanische Maultaschen (7,50 Euro), sind bei den Gästen beliebt. Dazu passt japanisches Asahi-Bier, das jedoch teuer ist (3,80 Euro).

Ungewöhnlich ist die Auswahl an Don-Spezialitäten. Wir wählen Chirashi Don (17,50 Euro), die Empfehlung des Sushi-Meisters. In der tiefen Schüssel liegen fein geschnittene Fischsorten auf warmem Reis. Das cremige Macha-Eis (4,30 Euro) schmeckt tatsächlich stark nach grünem Tee. Wer einen weniger exotischen Nachtisch bevorzugt, ist mit japanischen Crêpes (ab 3,80 Euro) bestens bedient. Die gibt es mit Macha oder Kinako (Sojabohnen) und ganz gewöhnlich mit Obst oder Eierlikör.

Das Tokio Dining ist Restaurant und Lieferservice zugleich. Montags, dienstags und mittwochs macht der Sushi-Meister Mittagspause. Doch wer will schon Sushi, wenn die Nudelgerichte so köstlich schmecken? Bei den Mittagsgerichten (13,90 Euro) sind Salat, japanische Maultaschen und ein Nachtisch inklusive.

Tokio Dining , Steubenstraße 12 , Tel. 504 431 02,montags bis samstags von 11.30 bis 14.30 Uhr und von 17.30 bis 22.30 Uhr, sonntags von 11 bis 21 Uhr.

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Die Bewertung


Küche
****
Service
****
Ambiente
***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.