Tom Franz will mit koscherem Essen Israels Meisterkoch in der Fernsehshow Masterchef werden. Der Publikumsliebling ist er schon.Denn er kann nicht nur umwerfend kochen – sondern auch genauso bezaubernd lächeln.

Tel Aviv - Tom Franz kann umwerfend kochen und wenn er will, ebenso lächeln. Nicht nur die Frauen drehen sich in Israel nach dem Hünen mit dem krausen, dunkelblonden Zopf um. Selbst ein paar Männer, die am Gartencafé vorbeischlendern, in dem Tom Franz in der Tel Aviver Mittagssonne einen Espresso schlürft, führen die Finger nach Art von Gourmets zu den Lippen und geben leuchtenden Auges einen Schmatzlaut von sich. Ganz offensichtlich läuft ihnen beim Gedanken an seine Kochkünste das Wasser im Mund zusammen. Tom Franz freut sich. Ach was, lästig sei das überhaupt nicht, in Israel inzwischen bekannt zu sein wie ein bunter Hund. „Die Reaktionen sind alle super nett, voller Liebe und Hochachtung.“

 

Über Mangel an Publikumsgunst kann sich der 39-Jährige aus Erftstadt bei Köln wahrlich nicht beklagen. Die Israelis mögen diesen 1,95 Meter langen, schlaksigen Deutschen, der es als einziger Mann neben zwei Frauen (einer marokkanischen Jüdin und einer arabischen Muslima) beim Kochwettbewerb Masterchef bis ins Finale geschafft hat. Ausgestrahlt wird es am 29. Januar und wahrscheinlich werden wieder eine Millionen Zuschauer die alles entscheidende Küchenschlacht verfolgen. Das in Großbritannien entwickelte Format hat es in Israel zur erfolgreichsten Castingshow von Keshet, dem zweiten Fernsehkanal, gebracht. Derzeit läuft bereits die dritte Staffel. Dem Sieger winken 200 000 Schekel, rund 40 000 Euro.

Sein größter Traum: eine eigene Reibekuchenbuden

Was Tom Franz damit anfängt, falls er gewinnt? Da hat er, der ausschließlich koscher kocht, fließend hebräisch spricht und sich in der israelischen Gesellschaft integriert fühlt, eine doch eher rheinländisch inspirierte Idee. Sein großer Traum sei es, einen eigenen Laden aufzumachen: „eine Reibekuchenbude in Tel Aviv“. Tom Franz grinst. „Schicke Rievkooche“ schweben ihm vor, feine gebratene Kartoffelpuffer – damit auch der Berliner und der Schwabe versteht, worum es geht. Mit seinen Reibekuchen hat er bereits in einer der frühen Masterchef-Runden geglänzt. Neben selbst gemachtem Apfelmus servierte er dazu einen Sirup aus eingekochter Roter Beete. Die Knollen sind aus der jüdischen Küche nicht weg zu denken und haben sich längst unter die Mezze, die orientalischen Vorspeisen, geschlichen. Jedenfalls hat einer der Juroren, selber ein Starkoch, nach dem Verzehr geschwärmt, so etwas könne er jeden Abend verdrücken. Dass Tom Franz außerdem seinen Rievkooche einen hebräischen Namen verpasste – ugot grida – und die Kombination von Himmel und Erde, sprich: Apfel und Kartoffel, pries, kam bei den Zuschauern bestens an. Nicht nur das Auge isst mit, auch Poesie steigert die Gaumenfreunden.

Den Sinn für Marketing hat er Dana Franz (35) zu verdanken, die jahrelange PR-Erfahrung hat. Insofern ist das Paar auch, was das Kochen anlangt, ein gutes Team. „Dana“, sagt Tom, „hat als Erste mein Talent richtig gewürdigt“ – sein Händchen dafür, deutsche und mediterrane Küche kreativ zu mixen. Kennengelernt haben sich die Zwei vor sechs Jahren. Es war im Juni. Sie saß auf einer Bank in Tel Aviv, er lief mehrere Male vorbei. „Bis ich den Mut fasste, sie anzusprechen“. Dana rückte ihre Telefonnummer raus. Inzwischen sind sie seit zwei Jahren verheiratet, das erste Kind meldete sich auch alsbald an, ein Sohn, inzwischen elf Monate alt.

Auf Nordseekrabben zu verzichten fällt ihm schwer

Zu Israel allerdings fühlt sich Tom Franz noch viel länger hingezogen. Schon sein erster deutsch-israelischer Schüleraustausch begeisterte ihn. Viele Besuche folgten. Auch seinen Zivildienst leistete er als „Zivi“ der Aktion Sühnezeichen in einem Altersheim für Holocaust-Überlebende in Tel Aviv. Begegnungen mit Mensch und Land weckten bald sein Interesse am Judentum. „Ursprünglich war das irrational“, erzählt Tom Franz. „Ich hatte noch wenig Verständnis, aber folgte blind den jüdischen Geboten.“ 1997 beschloss er, richtig zu konvertieren und zwar in Israel. Es war ein langer Prozess bis zur Anerkennung durch das Rabbinat. Eine koschere Küche zu halten, Milchiges und Fleischiges streng zu trennen, ist ihm heute „längst eine Selbstverständlichkeit“. Auch wenn bei ihm nicht auf jeder Packung ein Kaschruth-Stempel drauf sein muss. In Israel fällt ihm das leicht. Nur beim Urlaub in Sylt keine Nordseekrabben essen zu dürfen – die jüdischen Speisevorschriften verbieten Schalentiere – , das gibt Tom Franz offen zu, „war hart“.

Kürzlich war er mal wieder zu Hause in Deutschland. Das Team von Masterchef hat einen Clip im Hause seiner Eltern gefilmt. Umso mehr fiebert die Familie in Erftstadt jetzt beim Finale mit. Tom Franz ist ehrgeizig. „Das ist wie beim Sport“, sagt er, „wenn man soweit kommt, möchte man auch auf den ersten Platz“. Und wenn es nicht klappt? „Das Land ist zu klein, als dass man schnell in Vergessenheit gerät“, erwidert er da lächelnd. Bei seinem Bekanntheitsgrad könnte es mit der Reibekuchenbude in Tel Aviv auch ohne Masterchef-Titel was werden.