Tomi Ungerer Der unermüdliche Autor und Zeichner ist tot

Manche sagen über ihn, er habe mehr als nur ein Leben gelebt: Tomi Ungerer ist für seine Kinderbücher bekannt - doch seine Arbeit war auch politisch und erotisch. Besonders am Herzen lag ihm die deutsch-französische Freundschaft.
Straßburg - Der französische Zeichner und Karikaturist Tomi Ungerer ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Der vor allem für seine Kinderbücher bekannte Elsässer starb in Irland im Haus seiner Tochter, wie mehrere französische Medien übereinstimmend am Samstag berichteten.
Ungerer schrieb und illustrierte berühmte Kinderbücher wie „Die drei Räuber“ und „Der Mondmann“. Außerdem schuf er scharfzüngige Bilderbücher für Erwachsene. In Deutschland ist „Das große Liederbuch“ - eine illustrierte Sammlung von Volks- und Kinderliedern - seit Jahren ein Verkaufsschlager. Einen großen Teil seines Werkes machen politische, aber auch erotische Zeichnungen aus.
„Er starb in der Nacht. Es war seine Frau, die mich am Morgen angerufen hat“, sagte Robert Walter, ehemaliger Berater und langjähriger Freund Ungerers, der Nachrichtenagentur AFP am Samstagmorgen. Walter leitete lange Zeit das deutsch-französische Kulturzentrum in Karlsruhe.
Seine Erotik-Zeichnungen wurden lange als zu provozierend empfunden
Ungerer wurde 1931 in Straßburg geboren und wanderte in den 1950er Jahren in die USA aus, es verschlug ihn auch nach Kanada. Seit 1976 lebte er mit seiner dritten Frau in Irland - blieb seiner elsässischen Heimatstadt aber immer treu. In Straßburg gibt es ein Tomi-Ungerer-Museum - mit Tausenden Zeichnungen, die er seiner Geburtsstadt überlassen hat.
Seine Erotik-Zeichnungen wurden lange als zu provozierend empfunden. Dies Kritik wies er stets zurück. „Ich will entlarven, was für eine Hölle es sein kann, wenn sich die Menschen vom Sex abhängig machen“, sagte er einmal. Aus dem altindischen Lehrbuch der Liebeskunst machte er „Das Kamasutra der Frösche“. Es gilt in Deutschland als sein erfolgreichstes Buch für Erwachsene.
Ungerer machte sich immer auch gegen Rassismus stark
Ungerer war unermüdlich - erst zu seinem 85. Geburtstag erzählte der Freigeist, dass er noch lange nichts ans Aufhören denke. „Während wir ein Leben gelebt haben, hat er fünf gelebt“, sagte die Galeristin Barbara Koppelstätter einst über ihn.
Ungerer machte sich immer auch gegen Rassismus stark. Er setzte sich für die deutsch-französische Freundschaft ein und bekam 1993 das Bundesverdienstkreuz. Zeit seines Leben erhielt er zahlreiche Würdigungen und Preise.
„Er war nicht nur ein großer Künstler, er verkörperte auch die Komplexität des Elsass, seiner Doppelkultur. Wir haben uns vorgestellt, dass es ewig ist, und jetzt verlässt er uns“, sagte Alain Fontanel, erster stellvertretender Bürgermeister von Straßburg, wie die Zeitung „Les Dernières Nouvelles d’Alsace“ berichtete.
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