Dieses Mal geht es um „America“. Das Tonart-Festival für zeitgenössische Musik in Esslingen betritt Neuland. Dabei gibt es viel Spannendes zu entdecken.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - „Wir sind kein politisches Festival – und wollen es auch gar nicht sein“, betont Frank Wörner. Zusammen mit dem ehemaligen Leiter der Musikschule in Ostfildern, Albrecht Imbescheid, ist der Bariton und Musikprofessor Wörner der künstlerische Leiter des Esslinger Tonart-Festivals für zeitgenössische Musik. Am Donnerstag, 18. Januar, wird die traditionsreiche, alle zwei Jahre stattfindende Musikveranstaltungsreihe eröffnet. Zum Auftakt ist um 20 Uhr im Kulturzentrum Dieselstraße neben der Vertonung eines populären Comics auch eine Tanzperformance zu Minimal Music von Steve Reich zu sehen und zu hören.

 

Dass die beiden Musiker gewiss ein Gespür für aktuelle Themen haben, machen die Schwerpunkte des vergangenen und des aktuellen Festivals deutlich. Hatte sich das Tonart-Festival 2016 mit dem „Heimat“-Begriff auseinandergesetzt und damit zur musikalischen Auseinandersetzung mit der Pegida-Bewegung angeregt, so heißt das Motto in diesem Jahr „America“.

Schätze der modernen Klassik aus Amerika

Dabei geht es Wörner und Imbescheid allerdings vordergründig nicht um eine Abrechnung mit Donald Trump. Vielmehr wollen die beiden und ihre zahlreichen musikalischen Mitstreiter – das Tonart-Festival setzt sich aus selbst konzipierten Konzerten und Gastbeiträgen anderer Esslinger Musikinitiativen zusammen – zeigen, welche Schätze die amerikanische Musikszene zu bieten hat.

„Die Amerikaner haben einfach einen viel unverkrampfteren und unbeschwerteren Zugang zu zeitgenössischer klassischer Musik“, sagt der Bariton. Für sie gelte: „Diese neue Musik darf auch Spaß machen“. Genau diese Erkenntnis sollen auch die Gäste der insgesamt elf Konzerte des diesjährigen Tonart-Festivals mit nach Hause nehmen.

Richtig populäre Klänge

Dabei fallen einige Veranstaltungen durchaus aus dem Rahmen der bisherigen Tonart-Klangwelten: Richtig populäre Klänge etwa sind am 28. Januar im Neckar Forum zu hören, wenn die Junge Süddeutsche Philharmonie Songs aus Musicals und Filmen wie „Cats“, „42nd Street“ oder „Fiddler on the Roof“ spielt. Unter dem Titel „Dream Collector“ beweist das Yellow- String-Quartet am 22. Februar, dass es keine musikalischen Grenzen zwischen Minimal Music, Jazz und Stücken der verstorbenen Rock-Ikone Frank Zappa gibt. Darüber hinaus verspricht Frank Wörner weitere ganz besondere Hörerlebnisse während der Festivalwochen.

So tritt am Samstag, 10. Februar, um 20 Uhr in der Villa Nagel in der Ebershaldenstraße 3 die renommierte Stimmkünstlerin Frauke Aulbert mit ihrem Live-Video-Projekt „Beatbox – Public Privacy“ auf. Bereits am 21. Januar, um 20 Uhr, laden die Schlagwerker Emil Kuyumcuyan und Lucas Gerin in der Dieselstraße zu einem reinen Percussion-Konzert unter dem Titel „American Affairs – ein atlantischer Trip mit Percussion Solo und Duo“ ein.

Das Programm des diesjährigen Tonart-Festivals in Esslingen

Donnerstag, 18. Januar
Kulturzentrum Dieselstraße, 20 Uhr: „Opening: Musik – Film – Tanz “.

Sonntag, 21. Januar
Kulturzentrum Dieselstraße, 18 Uhr: „Atlantic Affairs – ein atlantischer Trip mit Percussion Solo und Duo“.

Samstag, 27. Januar
Kulturzentrum Dieselstraße, 20 Uhr: „The People united . . .“ Ein Klavierabend mit Stefan Litwin. Einstündiges Werk von Frederic Rzewski, das auf einem chilenischen Protestlied basiert.

Sonntag, 28. Januar
Neckar Forum, 18 Uhr: „From Broadway to Hollywood – Musik aus Film und Musical“ mit der Jungen Süddeutschen Philharmonie Esslingen unter der Leitung von Andreas Kraft.

Samstag, 3. Februar
Stadtkirche St. Dionys, 18 Uhr: „Rothko Chapel – Variations on America 1“, Konzert im Rahmen der Stunde der Kirchenmusik.

Sonntag, 4. Februar
Kommunales Kino, 11 Uhr: „Whiplash“ – Preisgekrönter Musikfilm und Thriller von Damien Chazelle.

Freitag, 9. Februar
Münster St. Paul, 19.30 Uhr: „Voice of America – Musik nordamerikanischer Indianer“. Es spielen Ekkehard Rössle, Saxofon, und der Organist Felix Muntwiler.

Samstag: 10. Februar
Villa Nagel, 20 Uhr: „Beatbox – Public Privacy“. Stimmperformance mit Frauke Aulbert.

Sonntag, 18. Februar
Gemeindehaus am Blarerplatz, 18 Uhr: „Road Movies – Variations on America 2“.

Donnerstag, 22. Februar
Kulturzentrum Dieselstraße, 20 Uhr: „Dream Collector“ – zwischen Minimal- und Rockmusik.

Samstag, 25. Februar
Villa Nagel, 11 Uhr: „A Scene in Singing: American Voices“ Virtuose Gesangsstücke.