Am Mittwochnachmittag hat der VfB Stuttgart seinen Zugang Toni Sunjic präsentiert. Der Innenverteidiger soll die Abwehr nach dem missratenen Saisonstart stabilisieren.

Stuttgart - Toni Sunjic (26) ist das, was man im Volksmund dann gemeinhin eine lange Latte nennt. Mit seinen 1,92 Metern sticht er deutlich heraus aus der Masse. Von der Statur her handelt es sich also um eine imposante Erscheinung, die sich der VfB da jetzt geangelt hat. Zu übersehen ist Sunjic auf jeden Fall nicht. Herzlich willkommen in Stuttgart. „Ich bin hier, um den nächsten Schritt in meiner Karriere zu machen“, sagt er.

 

Arianit Ferati ist mit 1,68 Metern der kleinste Spieler im Kader. Er würde fast schon eine Leiter brauchen, wenn er dem Neuzugang aus Krasnodar zur Begrüßung die Hand schütteln wollte. Wie Ferati können die allermeisten Profis in der Bundesliga im wahrsten Sinne des Wortes aufschauen zu Sunjic. Ob das in der übertragenen Bedeutung bezüglich dessen Leistungen auf dem Platz allerdings auch gilt, zeigt sich erst in den nächsten Wochen.

Seit Januar hat der VfB-Manager Robin Dutt einen Innenverteidiger gesucht, weil bereits damals klar war, dass Antonio Rüdiger den Verein im Sommer verlässt. Dennoch hat sich Dutt mit der Verpflichtung eines Nachfolgers ziemlich viel Zeit gelassen – obwohl es intern auch Stimmen gab, die auf einen schnelleren Transfer drängten. Am 18. August wechselte Rüdiger dann zum AS Rom, wodurch der VfB unter Druck geriet. Er benötigte dringend Ersatz, aber der Markt war schon weitgehend leer gefegt. Die Vorgabe von Dutt lautete, dass der Mann besser sein muss als Georg Niedermeier, Daniel Schwaab und Adam Hlousek. Schließlich wurde Sunjic präsentiert, der am vergangenen Samstag bei Hertha BSC seinen Einstand feierte.

Sunjic erzielt gleich einen Treffer

Wenn der erste Eindruck nicht täuscht, ist er wirklich besser als Niedermeier, Schwaab und Hlousek – wie viel besser, ist dann eine andere Frage. Zwar konnte auch er die 1:2-Niederlage nicht verhindern, doch immerhin erzielte der bosnische Nationalspieler gleich seinen ersten Treffer – standesgemäß sogar mit einem Kopfball, was aufgrund der Körpergröße fast schon logischerweise seine Stärke ist.

In allererster Linie soll Sunjic künftig aber nicht Tore schießen, sondern Gegentore verhindern, wenn möglich bereits an diesem Sonntag (15.30 Uhr) gegen den FC Schalke 04. Dass diese Aufgabe jedoch nicht ganz einfach wird, belegt alleine die Tatsache, dass die beiden VfB-Keeper Przemyslaw Tyton und Odisseas Vlachodimos in dieser Saison bereits insgesamt zwölf Mal hinter sich greifen mussten. Damit rangiert die Mannschaft in dieser Statistik nach den ersten vier Begegnungen auf dem letzten Platz in der Bundesliga.

Demnach kann es ja nur aufwärts gehen – auch in der richtigen Tabelle, wo der VfB gerade Vorletzter ist. „Die Runde hat für uns nicht gut begonnen“, sagt Sunjic, „aber es gibt keinen Grund zur Panik. Noch haben wir alles selbst in der Hand – wir müssen nur die Spiele gewinnen.“ „Nur“ ist gut angesichts der Entwicklung in Stuttgart.

Die Umstellung auf die Bundesliga ist nicht einfach

Aber jetzt ist ja Sunjic da, der neben Timo Baumgartl in der Abwehr gesetzt ist. Zunächst einmal muss er sich jedoch eingewöhnen in der fremden Umgebung. Die geringste Umstellung dürfte dabei noch sein, dass er das Handyverbot beachten muss, das beim VfB in der Kabine herrscht. In Krasnodar hatte jeder Spieler seinen eigenen Raum, in dem er bis zehn Minuten vor dem Training ungestört telefonieren konnte. Weiter relativ leicht zu verschmerzen ist für ihn wohl, dass er nicht seine Lieblingsnummer 14 auf dem Trikot bekommen hat. Diese Zahl war schon an Philip Heise vergeben. Sunjic erhielt nun die 4.

Schwieriger dürfte dagegen sein, sich an den Fußball in Deutschland zu gewöhnen, der technisch und taktisch viel anspruchsvoller sei als in Russland, wo speziell Athletik zähle, sagt Sunjic, der nebenbei auch ein ordentlicher Basketballer ist. Aber in dieser Sportart hätte es kaum für die ganz große Karriere gereicht. Dafür ist er zu klein.