Ordnung und Abwehrbereitschaft stehen derzeit an erster Stelle beim VfB Stuttgart. Der Interimstrainer Jürgen Kramny vertraut weiterhin den Innenverteidigern Toni Sunjic und Georg Niedermeier.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Toni Sunjic’ besondere Stärke hat sich auch in Mainz gezeigt. Mit dem Abwehrspieler kassiert der VfB Stuttgart kaum noch Kopfballtore nach Standardsituationen. Diese Qualität führen sie beim Fußball-Bundesligisten jedenfalls gerne an, wenn es um die Vorzüge des Bosniers geht. Denn daraus lässt sich die Lufthoheit des 1,92 Meter großen Innenverteidigers ableiten. Der Blick nach oben dient aber auch als kleines Ablenkungsmanöver, da Sunjic’ Probleme ja in der Regel zwei Etagen tiefer beginnen. Wenn es auf dem Rasen eng wird und schnell zugeht.

 

Doch nun scheint Sunjic in einer Form Hilfe zu bekommen, die der VfB-Mannschaft guttut: durch die gnadenlosen Grätschen eines Georg Niedermeier. Bis zum 14. Spieltag ohne jede Pflichtspielminute, hat sich der kantige Bayer zurückgemeldet. Was vor allem am Interimstrainer Jürgen Kramny und dessen Wertschätzung für Niedermeiers kämpferische und charakterliche Eigenschaften liegt.

Kramny lobt die Innenverteidigung

„Wir haben zuletzt in Mainz hinten zu null gespielt. Das war auch ein Verdienst der beiden Innenverteidiger im Verbund mit dem Torwart Przemyslaw Tyton“, sagt Kramny über seine neuen, zentralen Sicherheitsbeauftragten, die in Statur und Gesichtsausdruck an zwei erfahrene Türsteher vor einem Nachtclub erinnern – und unliebsamen Besuchern den Zutritt zum Stuttgarter Strafraum verwehren sollen.

Sunjic und Niedermeier, diesem Duo vertraut der Trainer auch weiter – ohne Timo Baumgartl vor dem DFB-Pokalspiel am Mittwoch (19 Uhr) das Vertrauen zu entziehen. „Wir haben Timo eine Pause gegeben“, sagt Kramny, „aber wir wissen, dass wir drei gute Innenverteidiger haben.“

In den verschiedensten Varianten wurden diese drei auch schon mit Daniel Schwaab und Adam Hlousek kombiniert, ohne jedoch die Flut an Gegentoren eindämmen zu können. Doch nach der Trennung von Alexander Zorniger hat Kramny im VfB-Kader nach den „Kerlen“ geschaut, mit denen er einen Stabilitätspakt schließen kann: Typen wie Niedermeier, die lieber einmal zu viel als einmal zu wenig grätschen und auch die Ellbogen ständig ausfahren. Und im Fanlager des VfB gibt es sicher nicht wenige Leute, die sich bis vor Kurzem nie vorstellen konnten, dass sie jemals nach dem rustikalen Einsteigen eines Niedermeier rufen würden. Doch jetzt ist es notgedrungen so gekommen.

Das Gebot der Zweckdienlichkeit

Das Stuttgarter Spiel mutet nach den wilden Monaten unter Zorniger nun zwar sehr beherrscht an, aber es folgt dem Gebot der Zweckdienlichkeit: Ordnung und Abwehrbereitschaft stehen an erster Stelle. „In der Zweikampfführung haben wir uns klar verbessert“, sagt Kramny über die Begegnung in Mainz und schaut nicht nur auf die Zahlen: „Die Trikots waren schmutziger, und auch gegen Braunschweig werden wir sie dreckig machen müssen.“

Einen klassischen Pokalkampf will Kramny zwar vermeiden, aber wenn es sein müsste, dann müsste es eben sein. „Das ist ein Pflichtspiel, da gibt es keine Experimente“, sagt der Trainer, der nur zu gut weiß, dass vom anvisierten Viertelfinaleinzug im DFB-Pokal viel abhängt – für den Verein, aber auch für ihn persönlich.

Ohne ein Weiterkommen würde Kramnys Beschäftigung als Bundesligacoach in der Winterpause auslaufen, mit einem Pokalsieg gegen die Eintracht-Elf von Torsten Lieberknecht würde sich der 44-Jährige die Chance erhalten, über das letzte Hinrundenspiel am Samstag gegen den VfL Wolfsburg hinaus das Sagen zu haben. Fußballerisch würde sich dann mit dem unaufgeregten Kramny kaum eine neue Perspektive eröffnen – aber wohl die Aussicht auf eine neue Stabilität im Team.