Top Boulder in Renningen Kletter-Profis eröffnen neue Boulderhalle – trotz herben Rückschlags

, aktualisiert am 08.10.2025 - 13:30 Uhr
Moritz Winkler ist nicht nur Betriebsleiter der neuen Boulderhalle in Malmsheim, sondern baut dort auch immer wieder neue Kletterstrecken. Foto: Simon Granville

Zwischen Kindergeburtstag und Olympia-Hoffnungen: In Malmsheim hat mit Top Boulder eine neue Kletterhalle eröffnet.

Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Zumindest in einer Boulderhalle. Im neuen Top Boulder in Malmsheim ist das nicht anders. Wie bunte Farbkleckse zieren die Griffe die Wände. „Jede Farbe steht für eine Strecke“, erklärt Jonas Hartmann, gemeinsam mit seinem Bruder Benjamin sowie Matthias Berner Inhaber der Boulderhalle.

 

Vom Startpunkt aus, meistens ist das der unterste Griff, gilt es, sich den Weg zum Endpunkt zu suchen und dabei nur die Griffe der selben Farbe zu verwenden. Aber auch die Wand sowie größere graue Elemente dürfen verwendet werden. Acht verschiedene Schwierigkeitsgrade gibt es dabei. „Insgesamt haben wir 114 Boulder, also Strecken“, erklärt Hartmann.

Industriehalle soll zum Kletter-Mekka werden

Für eine Boulderhalle ist das eine Hausnummer. Die frühere Industriehalle am Rand von Malmsheim macht es möglich. 630 Quadratmeter Kletterfläche verteilen sich auf Wände sowie ein größeres Element in der Mitte. Etwa 50 Meter misst allein die linke Wand, die 4,50 Meter hoch ist – die offizielle Maximalhöhe beim Bouldern, bei dem frei, also ohne Sicherungsgurt, geklettert wird. „Diese Länge ist schon eine Seltenheit. 35 Meter davon sind so gestaltet, dass wir offizielle Wettkämpfe abhalten können“, sagt Hartmann.

Dass die Boulderhalle nun in Malmsheim steht, ist kein Zufall. „Mein Bruder und ich sind gebürtig aus Rutesheim. Als ich drei Jahre alt war, sind wir nach Schafhausen gezogen“, erzählt Jonas Hartmann. „Und hier in dieser Halle konnten wir alles realisieren. Es war einfach eine Fügung, dass sie frei wurde“, sagt Hartmann.

Acht verschiedene Schwierigkeitsgrade gibt es in der Halle – für Anfänger bis Profis. Foto: Simon Granville

Die Betreiber der neuen Boulderhalle wollen einen schwierigen Spagat schaffen: Einerseits die Profis und erfahrenen Kletterer anlocken und entsprechende Herausforderungen anbieten. Andererseits auch Familien, Boulder-Neulinge oder Gelegenheitskletterer ansprechen. „Es gibt einen extra Familienbereich, da ist die Wand nur drei Meter hoch“, sagt Moritz Winkler, Betriebsleiter der Malmsheimer Halle. Dazu gibt es auch einen Kletterraum für Kleinkinder. „Die Halle ist für alle da. Sie ist das Destillat von sehr viel Erfahrung“, meint Jonas Hartmann.

Klettern bei den Olympischen Spielen

Die drei Inhaber und der Betriebsleiter sind erfahrene Kletterer und in der nationalen und internationalen Szene gut vernetzt. Benjamin Hartmann ist seit 2008 Nationaltrainer von Japan, mittlerweile eine der führenden Nationen im Klettern, seitdem diese Disziplin bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio erstmals ins Programm gerückt ist.

Seine Athleten holten bei der Weltmeisterschaft Ende September in Seoul einen kompletten Medaillensatz bei den nichtbehinderten Sportlern, weitere zehn gab es bei den Para-Kletterern.

Moritz Winkler und Jonas Hartmann waren über viele Jahre im Klettersport aktiv. „Ich war 2014 bei den Olympischen Jugendspielen und habe Thomas Bach damals erklärt, warum Klettern olympisch werden sollte“, erinnert sich Winkler, der aus Korntal-Münchingen stammt.

Die Betreiber der neuen Boulderhalle wollen sie auch zum Treffpunkt machen. Im Café-Bereich gibt es Kaffee, Kuchen und warme Küche. Foto: Simon Granville

Der studierte Holzbau-Ingenieur kümmert sich nicht nur um den reibungslosen Ablauf in Malmsheim, sondern denkt sich als Routenbauer quasi wöchentlich neue Strecken für die Halle aus. Dabei werden die Griffe an anderen Stellen platziert oder andere Griffformen verwendet.

So könne er beispielsweise schwierigere Strecken bauen, wenn sich Nationalteams ankündigen – „wir hatten schon Anfragen für Trainingslager“ – aber auch leichtere Routen etwa zu Ferienzeiten, wenn mit mehr Familien und Kindern zu rechnen ist.

Auch wenn sich Kletterer in ihrem Sport permanent mit dem Lösen von Problemen und dem Meistern von Herausforderungen befassen – auf ein Problem hätten die Macher von Top Boulder gern verzichtet. „Wir wollten eigentlich schon im Mai eröffnen. Aber drei Wochen vor Starttermin hatten wir einen Wasserrohrbruch“, erzählt Jonas Hartmann. 20 000 Liter Wasser ergossen sich in die Halle. „Wir hatten vier Tage zuvor erst die Abnahme gehabt. Wände und Matten waren fertig.“

 

Ein herber Rückschlag für die Kletter-Asse. Alle Matten mussten entsorgt werden, auch ein Teil der Holzkonstruktion an den Wänden musste erneuert und der Boden an einigen Stellen saniert werden. Es folgten fünf verschiedene Gutachten, bis die Versicherung für den Schaden aufkam und Geld für Reparaturen verfügbar war. „Es war ein großer Kraftakt, aber wir haben nicht lamentiert, sondern angepackt“, sagt Jonas Hartmann. Dadurch sei auch das Team aus zwei Vollzeitkräften und 14 Aushilfen zusammengewachsen.

Am 1. September ist die Boulderhalle mit einem Soft-Opening gestartet. Am Wochenende, 11. und 12. Oktober, soll es jedoch die große offizielle Eröffnungsfeier geben – mit einem Angebot für alle Altersklassen sowie den ersten Malmsheim Open im Bouldern.

Kletterkurse und Kindergeburtstage geplant

Nach und nach sollen neue Angebote hinzukommen, etwa eine ganze Reihe an Kletterkursen. „Wir haben sogar schon Anfragen für Kindergeburtstage bekommen“, sagt Moritz Winkler. Auch das sei geplant. „Es ist so wichtig, den Kindern von Anfang an den Spaß an der Bewegung mitzugeben.“

Aber auch die soziale Interaktion steht in der Boulderhalle im Mittelpunkt. So gibt es einen Café-Bereich, in dem neben Kaffee und Kuchen auch warme Küche und kalte Getränke serviert werden. Die Gäste nehmen dabei sogar auf echt olympischen Stühlen Platz. „Ein Großteil unseres Inventars stammt von den Spielen in Paris“, berichtet Jonas Hartmann.

Nach deren Ende wurde verkauft und versteigert, was nicht mehr benötigt wurde. Die Malmsheimer Kletterer haben sich bedankt und zugeschlagen. Stühle, Tische, Sofas, Spinde, Bänke in der Umkleide – sie alle wurden schon von echten Olympioniken genutzt. Vielleicht wird auch irgendwann ein Kletterer aus Malmsheim den sportlichen Olymp erklimmen.

Boulderhalle Malmsheim

Top Boulder
Perouser Straße 76, direkt am Kreisverkehr Flugfeld. Montag bis Sonntag, 10 bis 22 Uhr.

Malmsheim Open
Samstag. 11. Oktober: Boulderwettbewerb ab 9 Uhr (Anmeldung im Internet auf www.topboulder.com), Generationenchallenge. Sonntag, 12. Oktober: 9.30 Uhr Gottesdienst, ab 10 Uhr Bouldern, Weißwurstfrühstück und Schuh-Testival. An beiden Tagen gibt es Foodtrucks, Cocktails, eine Hüpfburg für Kinder und Live-Musik.

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